Schattenlord 7 - Das blaue Mal
könnten. Sie besitzen besondere magische Kräfte.«
»Alles, nur das nicht!« Sie hob abwehrend beide Hände. »Es reicht mir, mich mit der Maske auseinandersetzen zu müssen.«
»Dennoch wäre es vielleicht besser, Herrin. Du hast angefangen, im Schlaf zu reden.«
»Im Schlaf ... Was habe ich gesagt, Aramie?«
»Nun, es ergab keinen Sinn ...«
»Sag schon!« Zoe hätte die dürre und so zögerlich wirkende Dienerin am liebsten am Schlafittchen gepackt und ihr die Worte aus dem Mund gezwungen.
Aramie lief rot an. Sie senkte den Kopf. »Es hörte sich so an, als würdest du von einem früheren Liebhaber sprechen. Du sagtest, dass er unheimlich einsam sei. Und schüchtern. Wie jemand, der sich seit Ewigkeiten mit niemandem mehr richtig unterhalten und vergessen hat, wie ein Gespräch geführt wird.«
Lirla überraschte sie während des Vormittagsunterrichtes. »In drei Tagen musst du eine weitere Zeremonie leiten. Ich denke, dass du weit genug bist, um die Eröffnungsfeier zu den Tagen der Einkehr mit deiner Gegenwart zu beglücken, Herrin.«
Zoe nickte geistesabwesend. Sie wusste ausreichend Bescheid über die fraglichen Festivitäten. Die Priester würden die Bevölkerung Dar Anuins dazu nötigen, sich auf dem Kraterboden der Stadt zu versammeln und dort in Gruppengebeten den vielen hiesigen Göttern zu huldigen, geleitet und angetrieben von Fanatikern wie Extevirra, um im Dunstnebel berauschender Gase zu einer Art religiöser Ekstase zu finden. Maletorrex und Konsorten würden einflussreiche Mitglieder des Hochadels gesondert ins Gebet nehmen und sich deren Gefolgschaft versichern. Mit zweifelhaften Methoden, wie Zoe vermutete. In den Reihen der Dienerschaft munkelte man von besonders geschulten Priestern, die die Stadtbewohner geistig beeinflussten und für sich einnahmen.
Warum wehrt sich bloß niemand? Was hat man mit diesen Elfen angestellt?
Laycham würde diese Frage gewiss beantworten können. Wenn es jemanden gab, der sie über die Vorgänge in Dar Anuin aufklären konnte, war es gewiss der Prinz.
Lirla riss Zoe aus ihren Gedanken. »Du wirkst geistesabwesend«, sagte sie.
»Ich denke über die Zeremonie nach. Ob ich schon bereit für eine derart große Herausforderung bin.«
»Ich weiß, dass du deine Sache ausgezeichnet machen wirst. Du kannst dir gewiss die Konsequenzen eines Versagens vorstellen?«
»Ja.« Zoe hatte niemals etwas für körperliche Auseinandersetzungen übrig gehabt. Doch hier und jetzt wäre sie der grinsenden Syndicatin am liebsten an den Hals gegangen.
»Wir müssen die dir verbliebene Lebenszeit optimal ausnutzen. Zumal ich noch immer keine Nachrichten von unseren Verbindungsleuten bekommen habe. Es scheint, als wäre die Suche nach deiner Nachfolgerin bislang erfolglos verlaufen. Es ist fast schade, dass du es nicht mehr lange machst. Ich fange an, dich zu mögen.« Lirla rückte näher. Sie spielte mit einer Locke ihres goldenen Haars. »Wir beide könnten richtig gute Freundinnen sein.«
Aber nur in deinen Träumen!, dachte Zoe angewidert.
Und doch ... Da war etwas. Eine Art Anziehungskraft, die bewirkte, dass sie sich mit einem Mal zu Lirla hingezogen fühlte. War es der Geruch ihres etwas süßlich wirkenden Parfums oder ihre verführerischen Blicke?
Zoe fühlte Schmerz an beiden Seiten der Nase und schrie erschrocken auf.
»Was ist los?« Lirla wich zurück.
»Ich weiß es nicht.« Zoe wollte sich kratzen; doch sie berührte bloß die metallene, vielfältig verzierte Außenhülle der Maske, die sie wieder einmal maßregeln wollte, ohne dass sie dem verfluchten Ding einen Anlass dazu gegeben hätte.
Die Pein ließ nach. Zurück blieb ein Pochen, das sich über die Nasenwurzel nach oben zog, hin zum Blauen Mal.
»Ich verstehe diese Anfälle nicht«, sagte Lirla nachdenklich. »Es ist das erste Mal, dass eine Gesandte sie so lange und derart gehäuft erleben muss.«
»Es geht schon wieder.« Zoe blieb bei der Wahrheit. Es war nahezu unmöglich, der Syndicatin etwas vorzumachen.
»Wir werden dennoch eine Pause einlegen.« Die oberste aller Dienerinnen stand auf. »Ruh dich aus! Am Nachmittag wird dich Extevirra in die Feinheiten des Zeremoniells einweisen. Bis dahin musst du wieder einen klaren Kopf haben.«
Lirla verließ den Raum. Sie ließ Zoe ratlos zurück - aber auch froh, der Gegenwart dieses widerlichen Weibsstücks entkommen zu sein.
Der Schmerz in ihrem Gesicht verging endgültig. Wollte mich die Sgàile etwa vor einer unangenehmen Situation
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