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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bewahren?, fragte Zoe sich. Sie zog eine dünne Decke über die Schultern, stellte sich ans kreisrunde Bullaugenfenster, stützte die Arme auf und verfolgte mit sehnsüchtigen Blicken den Zug einiger Vögel, die laut vor sich hin kreischten und ihre Freiheit in allen Zügen genossen.

    In der kommenden Nacht geschah nichts. Weder fühlte Zoe diesen sonderbaren Drang, durch die Gänge des Palastes zu schleichen, noch erreichte sie ein - wie auch immer gearteter - Ruf des Prinzen Laycham.
    Sie warf sich unruhig auf ihrem Bettlager hin und her, horchte auf die geringsten Geräusche, schreckte immer wieder hoch. Wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben, hatte sie ihn mit ihrer forschen Art verschreckt?
    Teufel gurrte leise auf seiner Sitzstange und schüttelte das Gefieder aus. Er hatte eine der Riesenschaben entdeckt und war sich wohl nicht ganz sicher, ob er sich auf diese ungewöhnliche Beute stürzen sollte. Letztendlich ließ er es dann doch bleiben und versank wieder in seinen Dämmerschlaf, der mit den Morgenstunden einherging.
    Seltsam, dass sie ausgerechnet für dieses widerliche Biest eine Art Zuneigung entwickelte, die noch dazu auf Gegenseitigkeit beruhte. Teufel suchte ihre Nähe, half ihr als Späher aus, warnte sie vor Gefahren, verteidigte sie mitunter auch gegen Fremde.
    Zoe kicherte unterdrückt. Am Vortag hatte er gar Extevirra das Haar zerzaust, um dann mit lautem Gekreische, das wie Gelächter geklungen hatte, zu seiner Stange zurückzukehren. Die Lehrerin hatte ihre Frisur mit hochrotem Gesicht geordnet, hatte sich aber nicht getraut, eine abfällige Bemerkung über Teufel zu machen.
    Sie hatte vor der Eule weitaus mehr Respekt als vor ihr, der Gesandten Dar Anuins.
    Ein weiterer Tag brach an. Zoe war wie zerschlagen, und auch die Maske sandte ungewöhnlich heftige Impulse aus. So als wollte sie sie auffordern, sich heute besonders anzustrengen.
    Zoe stand auf, enttäuscht und traurig. Eine weitere Hoffnung war in ihr gestorben. Hatte Laycham das Interesse an ihr verloren?
    Du bist ein dummes Huhn, Zoe! Wie kannst du nur so naiv sein und dich darauf verlassen, dass derjenige, der dich hierher gebracht hat, dir zur Flucht verhelfen wird?, dachte sie und konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Wenn dir jemals die Flucht aus dem Palast gelingen soll, musst du dich auf deinen eigenen Einfallsreichtum und deine Geschicklichkeit verlassen.
    Sie stand auf und bereitete sich auf ihre Aufgaben vor. Ein weiterer Tag wartete auf sie. Einer von den wenigen, die sie noch hatte, bevor ihre Uhr ablief.

    Nach dem üblichen Vormittagsdrill führte Extevirra sie auf eine Aussichtsplattform. Selbst die sonst so schmallippige Gläubige entspannte sich ein wenig, als sie frische Luft und eine schier unglaubliche Rundumsicht genossen. Zoe stand einfach da, mit offenem Mund, und blickte in weite Fernen, die kein Ende zu nehmen schienen. Flirrende Hitzeluft verzerrte die Perspektive ein wenig, doch diese geringfügige atmosphärische Störung gab dem Bild, das sich vor Zoe ausbreitete, noch mehr Exotik und noch mehr Schönheit.
    Sie standen auf dem höchsten Punkt des Kraters. Auf einer metallenen Plattform, die ringsum von Geländern abgegrenzt war. Zur Rechten sah man ins Innere des Vulkans und damit in die Stadt Dar Anuin hinab; in alle anderen Richtungen genoss man einen ungestörten Ausblick.
    Drei grimmig wirkende Dienerinnen hielten sich stets in Zoes Nähe auf. Allesamt waren sie über zwei Meter groß; gewaltige Muskelpakete zeichneten sich unter der Bekleidung ab. Es kümmerte sie nicht. Sie hatte keinesfalls die Absicht, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Die Chancen auf ein Gelingen gingen gegen null, solange sie keine Vorbereitungen getroffen hatte.
    Außerdem fühlte sie sich ... wohl. Es roch so gut, so frisch. Die Enge der Palasträumlichkeiten hatte auf ihr Gemüt gedrückt; doch hier oben waren alle Probleme nur noch halb so schlimm.
    Zoe trat ans Geländer. Unter ihr fielen die Kraterwände nach außen hin steil ab. Sie seufzte.
    »Die Schönheit und die Exklusivität dieser Stadt sind ein Geschenk der Götter an uns«, flüsterte ihr Extevirra mit zitternder Stimme zu. »Innistìr kennt keinen anderen Platz, der den elfischen Sinn für das Erhabene so eng mit der Natur des Landes verbindet. Wir sollten beten und dankbar dafür sein, in Thàras, Godefromes, Leylics und Paredaghs Gunst zu stehen.«
    Sie kniete nieder und warf ihren Oberkörper in den Staub, die Hände weit von sich gestreckt. Auf

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