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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Flüssigkeit perlte in die Schwenker. Das Licht des Kaminfeuers gab ihr einen zusätzlichen Gelbschimmer.
    »Was ist das?«, fragte Zoe.
    Laycham lachte unterdrückt. »Du bist immer noch misstrauisch?«
    »Ich habe allen Grund dazu. Sonderlich leicht wird es einem im Palast Kariëm nicht gemacht, jemandem zu vertrauen.«
    Der vorgebliche Prinz nippte am Getränk, Zoe folgte zögernd seinem Beispiel. Die Flüssigkeit schmeckte nach Beeren, aber auch ein klein wenig nach Anis. Der Alkoholgehalt war gering - und dennoch füllte bald eine angenehme Wärme ihren Magen aus.
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte Laycham.
    »... sagt jener Mann, der mich entführt und hierher gebracht hat.«
    »Ich handelte aus einer gewissen Zwangslage heraus.«
    »Sucht ist also eine Zwangslage? Ich konnte sehen, wie du belohnt wurdest. Es ist bitter, für ein wenig Stoff, für ein wenig Glückseligkeit verkauft zu werden.«
    »Du verstehst nicht ...«
    »Dann klär mich bitte schön auf!«
    »Ich weiß nicht, ob du es verstehen würdest. Außerdem besteht die Gefahr, dass du mich an die Syndicatin oder an einen der Priester verrätst.«
    »Was sollte ich schon großartig verraten?«
    »Dass du hier warst und dass du mich gesehen hast. Dass ich Zugang zum Oberpalast habe; zumindest manchmal. Die Folgen wären fatal für mich.«
    »Und du meinst, dass es mir besser ergeht als dir? Wenn Lirla erfährt, dass ich mich mit dir getroffen habe, zieht sie mir die Haut bei lebendigem Leibe ab, und ich meine das keinesfalls als Metapher.«
    »Oh ja. Die gute, alte Lirla. Sie ist immer wieder ein Born der Freude.« Laycham versank in düsterem Grübeln. Minutenlang redete er nicht und starrte ins Kaminfeuer.
    »Du solltest nun gehen«, sagte er dann.
    »Wie bitte?«
    »Deine Zeit läuft ab. Ich kenne die Mechanismen im Palast nur allzu gut. Man wird misstrauisch, wenn du zu lange wegbleibst.«
    »Woher willst du wissen, seit wann ich durch Kariëm geistere?«
    »Ich habe zwar an Einfluss verloren, aber ich verfüge noch immer über einige Spione, die mir Informationen zutragen.«
    »Geht’s ein wenig präziser?«
    »Noch nicht. Ich muss nachdenken. Ich muss überlegen, was es bedeutet, dass du hierher gefunden hast.«
    »Die Maske hat mich geführt. Doch mir scheint, dass sie kurz vor dem Erreichen des eigentlichen Zugangs zu dem da « - Zoe machte eine weitschweifige Handbewegung, die den ganzen Raum umfasste - »ihr Instinkt verlassen hat.«
    »Es gibt einige starke Zauber, die diesen Bereich des Palastes einweben. Zu meinem Schutz, aber auch zu dem des Umfelds.«
    »Geht es etwas weniger rätselhaft?«
    »Nein«, antwortete Laycham. »Und nun geh!«
    Er streckte die Hand aus und wartete geduldig, bis sie sie ergriff, um Zoe dann mit einem Ruck hochzuziehen.
    »Sag mir, warum Teufel den richtigen Weg zu dir gefunden hat.«
    »Teufel? Wer ist das?« Laycham sah sich irritiert um, auf einmal wieder alert und angespannt wie ein Tier, das bedroht wurde und Angst hatte, in eine Ecke gedrängt zu werden.
    »Keine Sorge. Teufel ist meine Eule. Sie hält sich irgendwo im Gebälk versteckt.«
    »Ich verstehe.« Laycham atmete erleichtert durch. »Nun - ich habe eine gewisse Affinität zu Tieren. Besser gesagt: sie zu mir.«
    »Mehr möchtest du mir nicht darüber erzählen?«
    »Eigentlich nicht.« Laycham packte sie an der Schulter und schob sie vor sich her. Nicht grob, aber bestimmt.
    »Ich möchte, dass wir uns Wiedersehen!«, rutschten jene Worte, die sie sich eben gedacht hatte, aus dem Mund, einfach so. Wenn ich mich bloß besser unter Kontrolle hätte!
    »Ich denke darüber nach.« Laychams Stimme klang unsicher.
    »Ich möchte wissen, wer und was du bist. Ich möchte, dass du mir hilfst ...«
    »Wobei?«
    »Ich weiß es selbst noch nicht.« Konnte sie ihm trauen, sich ihm anvertrauen? Würde er sie auslachen, wenn sie sagte, dass sie fliehen wollte, oder würde er sie an Maletorrex verraten?
    »Ich denke darüber nach«, wiederholte Laycham steif. »Und nun geh endlich!«
    »Ich werde nächste Nacht wiederkommen, und ich hoffe, dass du mir nicht noch einmal einen derartigen Empfang bereitest wie heute.«
    »Du bist störrisch wie ein Grog.« Er gluckste amüsiert hinter der Maske. »Aber ich muss dich enttäuschen. Du wirst kaum hierher zurückfinden.«
    »Ich brauche doch bloß denselben Weg zu nehmen ...«
    »Der Weg zu mir verläuft jedes Mal anders. Würdest du dasselbe Tor wie gestern wählen, würdest du in dein Unglück laufen.«
    Sagte er

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