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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Er senkte den Kopf in einer Geste der Demut und wartete darauf, dass sie ihn berührte.
    Zoe zögerte. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass sie unmöglich auf ein Tier zugehen durfte, das von den Elfenwächterinnen gefürchtet wurde. Doch das Drängen der Maske wurde stärker - und nur zu gern gab sie ihm nach.
    Sie bückte sich. Fuhr mit der Hand sachte über den Kopf des Tiers. Über den kurzen Hals und den Panzer. Ein besonderes Kribbeln oder Kitzeln machte sich in ihrem Magen bemerkbar. Dann fauchte der Grog, aggressiv und angriffslustig, sodass Zoe erschreckt zurückzuckte. Er drehte sich aus dem Stand um und verschwand. Er sprang über die Abbruchkante des Kraters und hetzte davon. Als Zoe sich über das Geländer beugte und das Tier suchte, entdeckte sie es bereits fünfzig Meter tiefer. Es ließ sich fallen, stieß sich da und dort ab, nahm einen irrwitzigen Zickzackkurs wie eine Bergziege, die mit einem Leoparden gepaart worden war, und hatte binnen weniger Sekunden den Erdboden erreicht. Um sich dort in den Sand zu wühlen und in einem Loch zu verschwinden, das mit der nächsten Windbö zugedeckt wurde.
    Zoe rieb sich die Augen. Hatte sie geträumt? Hatte ihr die Maske wieder mal einen Streich gespielt, war dies alles gar nicht geschehen?
    Sie drehte sich um und blickte in Gesichter, in denen blankes Entsetzen geschrieben stand. »Du hast einen Grog berührt«, sagte die größte der drei Wächterinnen und wiederholte, völlig fassungslos: »Du hast einen Grog berührt. Und du lebst noch!«
    »Ja«, sagte Zoe lapidar. »Wir sollten nun wieder ins Innere des Palastes zurückkehren.«
    Es war ihr leicht ums Herz. Denn jene kurze Berührung durch das Tier hatte einen Eindruck in ihrem Magen hinterlassen, der sich immer weiter ausbreitete und sie ausfüllte, so lange, bis er in ihren Kopf gelangte und dort eine Botschaft hinterließ.
    Vier Worte formten sich in ihr. Sie machten Zoe überglücklich, denn sie lauteten: »Heute Nacht. Folge Teufel.«

    Die Eule flatterte vorneweg. Sie wirkte nervös, wie auch Zoe eine gewisse Gereiztheit verspürte. Sie mochte diese Versteckspielchen nicht, und noch weniger verstand sie, warum Laycham seine Botschaft auf einem derart komplizierten Weg hatte überbringen lassen.
    »Hier müssen wir rein, Teufel!«, rief sie dem Vogel hinterher, als dieser den Zugang zum Trakt der Dienerinnen links liegen ließ.
    Die Eule kümmerte sich nicht um ihre Worte, und als Zoe zögernd stehen blieb, gab sie ein verärgertes Krächzen von sich.
    »Na schön, du sollst deinen Willen haben«, sagte sie leise. »Ich bin’s mittlerweile gewohnt, dass niemand auf mich hört. Aber wenn du mich in eine Falle lockst, garantiere ich dir einen recht unangenehmen Tod. Als Beigabe zum nächsten Fleischauflauf, und ich werde ihn mit deinen Federn garnieren lassen.«
    Teufel kümmerte sich nicht weiter um ihre Worte. Er verlor sich im diffusen Licht des Ganges, gab ein lustloses Krächzen von sich - und war plötzlich nicht mehr da.
    Zoe beschleunigte ihre Schritte. Wo war die Eule? Wie hatte sie bloß ihre Spur verlieren können? Links und rechts war auf eine Länge von mindestens dreißig Metern bloß grob behauenes Gestein zu sehen, ab und zu einige Schaben, die an der Wand klebten, und kleine Wasserpfützen, die darauf hinwiesen, dass dieser Teil des Oberpalastes nur selten genutzt und noch seltener gereinigt wurde.
    Sie blieb stehen, drehte sich im Kreis, zögerte. Zwischen hier und dem nächsten vom Fackellicht erhellten Flecken erstreckte sich eine Art Grauzone. Seltsame Schatten tanzten über den Boden, eine Felsnase, die von links aus dem Gestein wuchs, regte Zoes Phantasie an und zeigte ihr Dinge, die keinesfalls wirklich sein konnten.
    »Teufel?«, flüsterte sie.
    »Schuhu!«
    Die Antwort klang dumpf und wie aus weiter Entfernung. Zoe sah sich aufmerksam um - und entdeckte einen schmalen Spalt, der hinter der Felsnase seinen Anfang nahm. Konnte es sein, dass der Vogel da hineingeflattert war? Die Lücke im Fels maß bestenfalls dreißig Zentimeter, zog sich aber mindestens zweieinhalb Meter in die Höhe.
    Was, wenn Teufel seinen Körper gedreht und mit vertikaler Flügelausrichtung ins Innere der Spalte vorgedrungen war?
    Was für ein hanebüchener Unsinn! Und dennoch ...
    Zoe quetschte sich in den Spalt. Im Scherenschritt drang sie tiefer und tiefer in sein Inneres vor und dankte dabei allen Körpertrainern, die sich jemals um ihre Figur gekümmert hatten.
    Nach wenigen Metern machte

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