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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Spalt einen leichten Knick nach rechts. Es wurde dunkel. Nur noch ein leichter Lichtschein wurde in Bodennähe vom nassen, reflektierenden Gestein ein Stückchen weitergetragen. Dann endete auch er. Zoe war in tiefer Dunkelheit gefangen, umgeben von Geräuschen, die sie erst jetzt wahrnahm: Wassertropfen, die zu Boden klatschten, das Klackern kleiner Chitinbeinchen, nähmaschinenschnell. Etwas, das aggressiv fauchte. Die Körperschale eines Krabbeltiers, die unter ihren dünnen Schuhen in winzige Stückchen zerbarst.
    Und Teufels leises Gurren. Wie, zur Hölle, war er bloß hierher vorgedrungen?
    Die Sgàile machte sich erstmals bemerkbar. Sie sandte einen unbestimmten Hitzeimpuls aus, der wohl so etwas wie eine Warnung vor Gefahr darstellen sollte. Zoe kümmerte sich nicht weiter darum. Sie hatte erfahren müssen, dass auch die Maske mitunter irrte. Und wenn es um eine weitere Begegnung mit Laycham ging, war Zoe ohnedies bereit, sprichwörtlich alles zu riskieren.
    Und warum, du dummes Huhn? Weil er der Einzige ist, bei dem du das Gefühl hast, dich offen unterhalten zu können? Oder ist es, weil du ihn anziehend findest?
    Was für ein dummer Gedanke! Mit dem Thema Romantik und Liebe hatte sie abgeschlossen. Sie würde nie, nie, nie mehr wieder eine feste Beziehung mit einem Mann eingehen. Ausgeschlossen!
    Sie stolperte beinahe, als sich das Gestein links und rechts von ihr zurückzog. Sie hatte es geschafft, hatte das engste Stück des Spalts hinter sich gelassen!
    Mit ausgestreckten Armen tapste sie vorwärts. Sie orientierte sich dabei an einem leichten, kaum wahrnehmbaren Glimmer, der allmählich stärker wurde und den Fels ringsum in ein dunkles Grün tauchte. In einem Zickzackkurs ging es an übermannshohen Gesteinsbrocken vorbei. Seitlich zeigten sich weitere Spalten, allesamt zu schmal, um sie zu begehen. Es gab nur diesen einen Weg.
    Vorsichtig um sich tastend, setzte sie Bein vor Bein. Jeder Schritt erforderte ihre volle Konzentration und Aufmerksamkeit.
    Das Grün lockte. Sie war wie eine Motte, die unweigerlich vom Licht angezogen wurde. Ich darf mich bloß nicht verbrennen ...
    Der Weg mündete in einer scheinbaren Sackgasse. Doch dann fand sie die Fortsetzung. Zoe musste sich bücken, um unter einem tonnenschweren Stein in den nächsten Raum zu gelangen. In einen Raum, den sie nur allzu gut kannte: Denn vor ihr klaffte der Boden in einem kreisrunden Loch weit auf, und dahinter warteten drei Durchgänge, die durch Gazevorhänge gesichert waren.

    Es gab keinen anderen Zugang zu dieser Höhle. Sie war identisch mit jener, die sie vor zwei Nächten besucht hatte, doch links von ihr hätte der Abgang vom Trakt der Dienerinnen münden müssen. Er existierte nicht, da war nur nackter Fels.
    Zoe nahm es mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Sie befand sich im Land Innistìr, dessen Wunder sie immer wieder verwunderten und verwirrten.
    Sie fühlte einen Windhauch, und gleich darauf senkte sich Teufel auf ihre ausgestreckte Hand. Die Eule wirkte reichlich zerzaust, einige Federn an den Flügelspitzen waren geknickt. Geschickt und rasch stieg sie Zoes rechten Arm hoch und drückte sich eng an sie.
    »Wohin nun?«, fragte Zoe. »Nehmen wir dasselbe Tor wie letztes Mal?«
    Sie passierte die engste Stelle am Rand des Loches, ohne auch nur einen Hauch von Unsicherheit zu spüren. Diese Herausforderung hatte sie beim ersten Mal bestanden. Sie stellte heute keinerlei Gefahr mehr da.
    Die Sgàile sandte Signale aus. Ihre linke Gesichtshälfte brannte; sie sollte wohl hin zum linken Tor gedrängt werden. Aber auch heute würde sich Zoe von Teufel leiten lassen.
    Die Eule kreischte laut und schlug mit den Flügeln, als sie das rechte Tor passierte.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Zoe.
    Die Antwort bestand aus einem empörten Gekrächze.
    »Na schön. Aber du bleibst bei mir. Wenn wir in irgendeinen Höllenschlund hinabstürzen, in einen Kessel, der von Kohorten deiner Namensvettern mit kochendem Öl gefüllt wurde, wirst du gefälligst mein Schicksal teilen.«
    Teufel schwieg nun. Er erlaubte Zoe, dass sie seine Beinchen packte. Nicht, weil sie ihre Drohung wahr machen wollte. Es war vielmehr das Bedürfnis, jemanden bei sich zu wissen. Und wenn es bloß ein dummer, zerzauster Vogel ist ...
    Sie stieg die wenigen Stufen hoch, ignorierte wie beim ersten Treffen das immer stärker schmerzende Brennen in ihrem Gesicht und zerteilte den Gazevorhang.
    Lichter brannten, so grell, dass Zoe blinzeln und die Augen schließen

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