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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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musste. Es dauerte geraume Zeit, bis sie wieder etwas wahrnehmen konnte.
    Jene Tücher, die vor zwei Tagen über den unzähligen Möbelstücken ausgebreitet gelegen hatten, waren nicht mehr da. Tische, Bänke, Kommoden, Schränke und Stühle glänzten ölig im Licht, das von unzähligen Kerzen stammte.
    »Willkommen«, sagte Laycham und trat aus dem Hintergrund des Raums auf sie zu, mit dem Grog an seiner Seite.

    Das Tier zog sich auf einen Wink des Prinzen zurück. Es rollte sich ein und schloss die Augen. Ab und zu knurrte es laut wie eine Raubkatze, die sich ihrer Beute sehr sicher war.
    Laycham nahm Zoe galant am Arm und führte sie zu zwei Ohrensesseln nahe dem Kamin, in dem ein wärmendes Feuer prasselte, was sie die Feuchte der Umgebung vergessen ließ.
    Er ließ sich ihr gegenüber in sein Fauteuil fallen. Auch diesmal legte er nicht jenes Gehabe eines hochadligen Elfen an den Tag, das Zoe mittlerweile gewohnt war. Er saß einfach da, traurig wirkend und vielleicht ein wenig selbstvergessen, und starrte in die Flammen.
    Der Prinz erschien unsicher und linkisch. Immer wieder tastete er zu den Rändern seiner Maske, und mehr als einmal hatte sie das Gefühl, als wollte er sie ablegen.
    »Warum trägst du die Sgàile?«, fragte Zoe, um endlich ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Es gibt Gründe. Sie sind anders als deine. Ich kann die Maske ablegen, du nicht.«
    Womit ich genauso schlau bin wie zuvor, dachte Zoe und unterdrückte ein Seufzen.
    Laycham wandte sein maskiertes Gesicht von ihr ab. Das Feuer schien eine ganz besondere Faszination auf ihn auszuüben. Er atmete ruhig und gleichmäßig, so als wäre er eingeschlafen.
    »Ich möchte keinesfalls drängen, Prinz - aber meine Zeit ist begrenzt. Irgendwann muss ich in mein goldenes Verlies zurückkehren.«
    »Du hast recht, Gesandte.« Er schüttelte den Kopf, als könnte er damit trübe Gedanken vertreiben. »Du durftest den gestrigen Vormittag im Freien verbringen?«, fragte er völlig zusammenhanglos.
    »Ja.«
    »Offenbar ist man zufrieden mit dir. Lirla glaubt, dass die Assimilation nahezu abgeschlossen und dein Widerstandsgeist so gut wie gebrochen ist. Andernfalls hätte man dir niemals den Zutritt zur Aussichtsplattform gestattet.«
    »Ist das nun gut oder schlecht für mich?«
    »Es bedeutet, dass du die Syndicatin und Extevirra täuschen konntest. Das ist mehr, als jemals eine Gesandte vor dir geschafft hat.«
    »Davon kann ich mir leider nichts kaufen.«
    Laycham sprang auf. Hektisch, nervös. »Aber es ist wichtig! Du bist Herrin über deinen Willen ...«
    »... leider nicht immer. Die Sgàile stiehlt mir ab und zu Minuten meines Lebens. Dann tue ich Dinge, an die ich mich anschließend nicht mehr erinnern kann.«
    »Das ist bedeutungslos.« Laycham trat näher. »Darf ich das da berühren?«
    »Das Blaue Mal? Selbstverständlich.«
    Der Prinz streckte seine Rechte aus. Zoe verfolgte die Bewegung - und sie vermeinte, auf einmal alles rings um sich in Zeitlupe wahrzunehmen. Laychams Finger zitterten ein klein wenig, an den Kuppen waren kleinste Narben und Schnittspuren zu erkennen. An jedem einzelnen Glied jedes einzelnen Fingers, an den Häuten dazwischen, entlang des Handrückens. Die Innenflächen waren schwielig; auch an ihnen entdeckte Zoe die Zeichen schlecht verheilter Verletzungen.
    Als er sie berührte, dort, an ihrer empfindlichsten Stelle, schloss Zoe die Augen. Ein elektrisierender Impuls ging von den Fingern des Prinzen aus. Sie fühlte sich einerseits unwohl, andererseits aber unendlich glücklich.
    Laycham zog sich abrupt zurück. »Das ist ausgezeichnete Arbeit«, sagte er. »Dass mir das noch nicht früher aufgefallen ist ... Wer hat das Mal angefertigt?«
    »Eine namenlose Frau in einem namenlosen Bad.«
    »Seltsam, sehr seltsam ...« Er lachte unvermittelt. »Bist du dir sicher, eine Menschenfrau zu sein?«
    »Mir hat noch niemand das Gegenteil beweisen können.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meinte, dass ich mir sicher bin, kein Mann zu sein.«
    »Ah. Ein Scherz.«
    »Ein nicht sonderlich guter, befürchte ich.«
    »Doch, doch. Ich fühle das Lachen. Es breitet sich in meinem Magen aus wie ein loderndes Feuer. Es reicht hoch und höher, erfasst mich, will raus aus mir, ich kann es nicht mehr zurückhalten, jetzt kommt’s. Ha! Ha!«
    Fassungslos beobachtete Zoe den Prinzen. Er tat völlig abstruse Bewegungen und Gesten, als wollte er seine Worte untermauern, die nur wenig witzig waren.
    Sie stand auf, trat nahe an den Kamin und

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