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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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konnte.
    Der Riesenaffe war mitten in die gegnerischen Reihen gesprungen. Schon nach wenigen Sekunden hatte er bereits Dutzende von Frauen und Männern gepackt und weggeschleudert. Pferde stiegen vor Entsetzen und warfen ihre Reiter ab. Metall krachte gegen Metall, und das Gras war blitzschnell mit Blut getränkt, als die Zahl der Gefallenen zunahm. Jamie suchte nach Matt und Flint, aber sie waren im Getümmel verschwunden. Aus den mit fast mathematischer Präzision aufmarschierten Kräften, die gerade noch so geordnet ausgesehen hatten, war ein wildes und grausiges Durcheinander geworden.
    Aber Matts Truppen wehrten sich.
    Die Bogenschützen, die sich hinter dem Angriffstrupp aufgebaut hatten, verschossen eine Salve nach der anderen. Hunderte von Pfeilen verdunkelten im Minutentakt den Himmel, und viele fanden ihr Ziel. Zwanzig oder dreißig trafen den Affen, und obwohl sie im Vergleich zu seiner Größe kaum mehr als Nadelstiche waren, stachen sie ihm ins Gesicht, und einer traf ein Auge. Der Affe heulte vor Schmerz und bleckte die Zähne, doch er wich nicht zurück. Dann gab es eine Explosion, und ein weiß glühendes Geschoss sauste nur knapp an seinem Kopf vorbei. Jamie sah sich um, weil er wissen wollte, woher es gekommen war. Er nahm an, dass die Kanonen das Feuer eröffnet hatten, aber tatsächlich war das Geschoss aus einem der Kupferrohre gekommen, die er schon früher bemerkt hatte. Die Rohre waren selbst gebaute Granatwerfer, die sich die Männer auf die Schultern legten, um damit in die feindlichen Linien zu feuern. Jamie sah ein weiteres weiß glühendes Geschoss, das eine Rauchfahne hinter sich herzog – und mit voller Wucht einen der Ritter traf.
    Es ließ sich nicht mehr feststellen, wo die Trennlinie zwischen beiden Armeen gewesen war. Beide hatten mit dem Beginn der Schlacht ihre Strategien aufgegeben, sodass nun jeder gegen jeden kämpfte. Matts Soldaten wehrten sich tapfer gegen die Tier-Männer, aber trotzdem begannen sich die Körper der Toten und Verwundeten zu stapeln. Schon jetzt wurde Jamie das ungute Gefühl nicht los, dass er auf der Seite der Verlierer stand. Die Übermacht des Feindes war einfach zu groß.
    Trotzdem war Scar immer noch nicht bereit, in den Kampf einzugreifen. Bisher hatte niemand sie und ihre Truppe oben auf dem Hügel bemerkt, zumal sie durch eine Baumreihe verdeckt waren. Sie waren auch nur hundert – einen großen Unterschied würde das nicht machen. Aber Jamie konnte es nicht länger ertragen, nur zuzusehen. Er kam sich vor wie ein Verräter und ein Feigling.
    »Wir müssen da runter!«, rief er.
    »Nein!«, entgegnete Scar wütend. Sie konnte die Augen nicht vom Schlachtfeld abwenden, und ihr Körper wirkte wie eingefroren.
    »Warum nicht? Hier oben nützen wir niemandem!«
    »Weil Matt es so will.« Scar umklammerte ihr Schwert so krampfhaft, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Jamie fragte sich, ob sie ihn angreifen würde, wenn er versuchen sollte, sich in den Kampf zu mischen. »Sie wissen nicht, dass wir hier sind«, erklärte sie. »Und genau darum geht es. Sie dürfen uns nicht entdecken. Wir müssen warten.«
    »Worauf?«
    »Das wirst du schon merken!«
    Jamie warf Finn einen Blick zu, um zu sehen, ob er anders darüber dachte, aber der große Mann schüttelte nur den Kopf und beobachtete weiter das Schlachtfeld. Auch Jamie zwang sich, wieder hinunterzusehen, und sofort zogen ihn die Schreie der Sterbenden und der süßliche Geruch des Blutes in ihren Bann. Er hatte genug Filme gesehen und Computerspiele gespielt, doch das hier war ganz anders. Hier waren keine Kameras, und es gab keine künstlerischen Szenen. Hier war der Tod echt, grausam und überall.
    Dann fiel der Affe. Ein gewaltiger, orangefarbener Feuerball war über die Kämpfenden hinweggeflogen. Wieder fragte sich Jamie, woher er gekommen sein mochte – bis er das kunstvolle Katapult sah, eine merkwürdige Konstruktion aus Holz und Metall, die aussah wie etwas von einem Schrottplatz. Das Katapult war zwischen den Zelten versteckt und hatte gerade ein brennendes Geschoss auf den Riesenaffen abgefeuert und ihn an der Schulter getroffen. Der Oberkörper des Riesenviehs stand sofort in Flammen. Jamie sah, wie es versuchte, das Feuer mit den Händen auszuschlagen, aber dann brannten auch seine Arme. Der Affe kreischte ein letztes Mal, dann kippte er hintenüber, wobei er etliche der eigenen Männer unter sich begrub, und rührte sich nicht mehr.
    Es blieb jedoch keine Zeit, diesen kleinen Sieg

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