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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sie den Kopf drehte, sah Jamie, wie sich ihre Armee vielfach in ihren glänzend schwarzen Augen spiegelte. Wenn das Monster angriff, würde es unbesiegbar sein. Schwerter und Pfeile könnten ihm so wenig anhaben wie Nadelstiche.
    Neben der Spinne tauchte ein riesenhafter Affe auf, der mit einer grauenvoll schrillen Stimme kreischte. Er war nicht muskulös wie ein normaler Affe, sondern fast insektenähnlich. Er hatte einen langen Schwanz, und sein Fell war eklig verfilzt. An einer Hand hatte er nur vier Finger. Hinter ihm teilten sich plötzlich die Bäume, und ein riesiger Kolibri erschien, dessen Flügel so schnell schlugen, dass das Auge den Bewegungen nicht folgen konnte. Der Vogel erzeugte seinen eigenen Sturm und wirbelte Staub und tote Äste auf. Einen Moment später tauchte ein weiterer Vogel auf, hoch oben in der Luft. Es war ein Kondor von der Größe eines Flugzeugs. Er flog über sie hinweg, und seine Flügel erschütterten die Luft.
    Als Jamie schon glaubte, nicht noch mehr ertragen zu können, sah er eine einzelne Figur durch die Mitte der grauenvollen Armee bis nach vorn reiten. Das war der Kommandant – er musste es sein. Er hatte die Größe eines Menschen und ritt auf einem Tier, das auf den ersten Blick aussah wie ein Pferd, das aber Hörner und rot glühende Augen hatte und aus dessen Nüstern Dampf- oder Rauchwolken quollen. Dreizehn weitere Reiter umgaben ihn, aber er schien sie nicht zu bemerken. Er hatte nur Augen für die beiden Jungen, die direkt vor ihm standen.
    »Chaos«, flüsterte Scar.
    »Was?« Jamie konnte sich nicht bewegen.
    »Wir nennen ihn Chaos. Er hat keinen Namen. Er ist der König der Alten.«
    Jamie musste ihn zwei Mal ansehen. Einmal, um ihn zu sehen, und einmal, um zu begreifen, was er sah.
    Er hatte Menschengröße, doch er wirkte größer. Er schien alles um sich herum zu verschlucken wie eines dieser schwarzen Löcher im Weltall. Jamie erkannte, dass er das Böse schlechthin war und dass eine unerklärliche Zerstörungskraft von ihm ausging. Chaos hatte kein Gesicht. Keine Augen, keine Nase, nichts. Mit jeder Bewegung zerstörte er alles, was ihn umgab.
    Jamie hatte keine Ahnung, wie lange er schon das Geschehen beobachtete. Er fühlte sich wie angewurzelt. Die Zeit schien stillzustehen.
    Die gegnerischen Armeen standen einander gegenüber. Die Ritter hörten auf, auf ihre Schilde zu schlagen, und auf dem Schlachtfeld breitete sich eine fast schockierende Stille aus. Eine sanfte Brise wehte. Irgendwo schnaubte ein Pferd. Nur dreißig Meter trennten Matt und Flint noch von den Mächten, die sie besiegen wollten.
    Chaos erreichte die erste Reihe. Er zog sein Schwert. Jamie hörte das Scharren des Metalls, als er es aus der Scheide zog. Einen Moment später sprach er – aber da er keinen Mund hatte, klang es wie Wasser, das durch ein Rohr rauscht. Obwohl er nur wisperte, hallte seine Stimme über das ganze Schlachtfeld und war auch oben auf dem Hügel gut zu verstehen.
    »Die Macht der Fünf ist gebrochen«, sagte er. »Einer von euch sitzt weit weg von hier fest, und ein anderer ist getötet worden. Er ist einen qualvollen Tod gestorben. Jetzt könnt ihr nicht mehr gewinnen. Legt eure Waffen nieder, und ich werde großzügig sein. Ich werde euch schnell töten. Einigen von euch werde ich erlauben, mir zu dienen. Es gibt keinen Grund für diesen Kampf. Ihr wisst, dass er längst entschieden ist.«
    Matt erwiderte nichts. Jamie sah aber, wie er sein Schwert zog. Das war seine Antwort.
    Der König der Alten nickte langsam und hob sein Schwert hoch über den Kopf. Das war das Zeichen zum Angriff. Sofort explodierte die Stille – es ertönten Kampfschreie sowie das bedrohliche Donnern Tausender Hufe.
    Die schwarze Armee stürmte vorwärts.
    Die Schlacht hatte begonnen.

MATTS PLAN
    Nur allzu schnell begann das Gemetzel.
    Die Armee der Alten stürzte sich auf ihre Gegner wie eine Flutwelle aus einem schwarzen, brodelnden Meer. Die Sklaven in der vordersten Linie waren die Ersten, die sich bewegten. Sie stürmten mit ihren Äxten und Keulen vor, als könnten sie ihren unvermeidlichen Tod nicht länger erwarten. Hinter ihnen marschierten die Ritter, einen Schritt nach dem anderen, mit erhobenen Schwertern. Dann kamen die Tier-Männer über das Feld und griffen mit ihren Klauen und Zähnen an. Und schließlich strömten auch noch die Monster-Tiere auf das Schlachtfeld. Jamie, der immer noch von der Hügelkuppe aus zusah, war überzeugt, dass niemand diese Riesen aufhalten

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