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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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einige Sätze herausrutschten. Er bemerkte seinen Fauxpas jedoch frühzeitig und floh die Treppen hinauf, zurück ins Ministerium, obwohl er sich eigentlich auf dem Heimweg befand. Eine Stunde später hatte sich die Meute verzogen und er wagte die erneute Flucht vor den Medien.

    Das Handy in Schöllers Jackeninnentasche klingelte leise. Der Vibrationsalarm meldete sich ebenso. Schöller blickte in die Runde der Mitarbeiter. Alle hatten ihre Handys ausgestellt, nur er nicht.
    »Einen Augenblick bitte, meine Herren.«
    Schöller stand auf, verließ den Raum und suchte sich einen Flur, in dem er sich allein wähnte.
    »Das ist nicht gerade der beste Zeitpunkt …«, begann er. Er kannte die Nummer, die auf seinem Display erschien.
    »Ich denke nicht, dass Sie in der Position sind, eine dicke Lippe zu riskieren. Der, von dem Sie glaubten, dass er außerhalb der Schusslinie ist, schnüffelt immer noch herum.«
    »Pohlmann?«, fragte Schöller irritiert.
    »Wir beschatten ihn seit Tagen und er trifft sich mit einem Mann, dessen Identität wir nicht kennen. Wir haben ihn durch alle Register laufen lassen, aber er scheint gar nicht zu existieren. Das Foto dieses Mannes taucht in keiner Kartei auf und das ist sehr bedenklich. Entweder er hatte eine Operation, die sein Gesicht verändert hat oder er hat sich derart perfekt maskiert, dass man die Maske selbst bei größter Auflösung am PC nicht erkennt.«
    »Wann haben Sie ihn gesehen?« Schöller drückte sich in eine Ecke des Flures, in dem sich die Toiletten befanden. Sein Büro lag zwei Etagen tiefer.
    »Wir haben Ihren ehemaligen Mitarbeiter in Lüneburg verfolgt. Er stieg in einen alten grünen Golf, der vor drei Wochen als gestohlen gemeldet wurde. Die Krönung war, dass Ihr werter Herr Pohlmann sich einen braunen Sack über den Kopf stülpte und sich quer auf die hintere Sitzbank legte.«
    »Er hat was …? Wohin sind sie gefahren?«
    Eine kleine Pause entstand. Die Stimmlage des Anrufers verlor an Härte.
    »Wir haben ihn verloren. An einer Kreuzung hat er uns abgehängt, der Hund.«
    Ein feines Grinsen huschte über Schöllers Gesicht. Es währte jedoch nicht lange.
    »Wir haben Ihnen den Auftrag gegeben, sich um ihn zu kümmern. Nichts ist inzwischen passiert. Er schnüffelt herum, als gäbe es keinerlei Beschränkungen für ihn. Sorgen Sie dafür, dass er damit aufhört, oder wir sorgen dafür, dass Sie Ihren Sessel räumen müssen, und damit meine ich nicht nur den im Präsidium.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt. Wir nehmen Sie beim Wort, Schöller. Dann nützt Ihnen Ihr Bonus, dass Ihr Vater Mitbegründer war, auch nichts mehr. Dieser Bonus ist so gut wie aufgebraucht.«
    Der Anrufer beendete das Gespräch. Schöller blickte auf die Uhr und führte zwei weitere Gespräche. Aktionen, die ihm aufgetragen wurden, musste er nicht selbst ausführen, er brauchte nur zu delegieren, zumal es ihm schwergefallen wäre, eine Frau zu verletzen, noch dazu eine schwangere.

    *

    Catherine wuchtete die schwere Einkaufstüte vom Förderband des Lebensmittelgeschäftes und schleppte sie Richtung Ausgang. Gern hätte sie das Gewicht auf zwei Tüten verteilt, um die Last aufzuteilen. Seit ihrer Empfängnis hatte sie zwölf Kilo zugenommen und nun noch gefühlte zehn Kilo an ihrem rechten Handgelenk. Schnaufend erreichte sie nach circa vierhundert Metern das Wohnhaus, in dem sie und Martin lebten. Beschaulich, in einer ruhigen Seitenstraße gelegen und doch stadtnah. Wie geschaffen für eine angehende kleine Familie. Im Hinterhof gab es Klettergerüste, eine Rutsche und einen Sandkasten, der von Müttern aus der Umgebung regelmäßig gereinigt und nach Zigarettenkippen von Jugendlichen abgesucht wurde. Sogar die Spritze eines Junkies hatte man schon gefunden, zum Entsetzen aller Eltern.
    Oft stand sie am Fenster und beobachtete die Kinder mit einem wissenden Lächeln. Auch ihr Kind würde dort spielen, sehr bald schon …
    Sie schloss die Eingangstür des Mehrfamilienhauses auf und stellte die schwere Tüte ab. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, stemmte die Hände in die Hüften und spannte den Rücken durch. Die Tritte von innen spürte sie immer deutlicher. Da will jemand raus, dachte sie. Noch nicht, mein Kleiner.
    Sie nahm die Tüte wieder auf und ging zum Fahrstuhl, drückte die Taste zu ihrer Etage und ging schnell das Rezept für das Abendessen noch einmal durch. Martin liebte es etwas würziger, südamerikanisch. Sie tat ihm

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