Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
drängende Piepen, auf das er wartete, kam jedoch nicht. Dann wandte er sich dem Waffenhalfter zu, hob es mit der linken Hand in die Höhe und scannte es ebenfalls.
Ein schriller, langgezogener Pfeifton entlockte ihm ein überlegenes »Bingo!«.
»Ich hab’s mir gedacht. Ganz so dämlich sind die eben doch nicht. Schätze, das Teil gehört zur Standardausrüstung.« Jerome drehte den Gürtel um und an der Innenseite war eine kleine, münzgroße Tasche aufgenietet. Jerome griff nach einem Skalpell auf dem Tisch und trennte den feinen Stoff auf. Dann zog er mit einer Pinzette ein kleines Stück Kunststoff hervor und hielt es dicht vor Martins Augen.
»Ich erkläre dir gleich, wie er funktioniert, aber erst sollten wir ihn deaktivieren.« Jerome sah auf die Uhr. »Wir sind seit genau sechs Minuten hier. Uns bleiben noch vier, dann wäre das Signal eindeutig bis hierher zurückverfolgbar. Es ist ein sehr kleiner Sender mit schwacher Frequenz. Hier, siehst du, eine winzige Antenne, die den Chip aktiviert.«
Martin verfolgte, wie Jerome mit eingeübten Bewegungen und flinken Fingern die Verbindung von spiralförmiger Antenne und Chip durchtrennte. »Fertig. Jetzt könnten sie erst wieder ein Signal von dem Ding empfangen, wenn sie direkt davorstünden, wenn überhaupt.« Jerome hielt seinen Scanner in die Nähe des Chips. Der Pegelzeiger blieb unbeweglich. Erst als Jerome das Gerät ganz dicht davorhielt, schlug der Zeiger aus.
»Wahnsinn. Du meinst, jeder Bulle hat so ein Teil?«
»Nein, die anderen haben einen moderneren. Du hast ja immer noch deine alte Sig Sauer P6. Was bist du doch für eine Lusche! Wie oft haben sie dich aufgefordert, deine Waffe zu tauschen, hm?«
Martin dachte nach. Tatsächlich sollte er schon einige Male den Austausch vornehmen, doch jedes Mal war etwas dazwischengekommen. Genau genommen, wollte er sie gar nicht abgeben. Die neuen Waffen lagen seiner Meinung nach schlechter in der Hand und Martin hasste es, sich an Neues zu gewöhnen, wenn es denn Bewährtes gab.
Martin hob eine Braue. »Stimmt. Ein paar Mal.«
»Dieses Ding ist nachträglich an deinem Gürtel befestigt worden. Die anderen haben längst einen am Gürtel, den man nicht erkennt und nicht einfach so entfernen kann. Solange ihr im Dienst seid und dieses Teil bei euch tragt, weiß man, wo ihr euch aufhaltet. Das ist ja an sich nicht schlecht. Man kennt euren Standort und kann Einsätze besser koordinieren.«
»Wissen die Beamten von dem Chip?«
»Natürlich nicht.« Jerome lachte. »Es ist ein Experiment, ein groß angelegter Feldversuch. Diese Dinge können ja noch viel mehr.«
»Zum Beispiel?«
»Sie messen deine Körperfunktionen und senden sie an den Zentralempfänger. Deine Katecholamine, also Adrenalin- und Noradrenalinspiegel, deine Cortisolproduktion und so weiter. Sie checken, wie du in Stresssituationen reagierst, ob du einem bestimmten Auftrag gewachsen bist oder nicht und vor allem, sie haben ein Hochleistungsmikro. Noch bevor du ein Protokoll geschrieben hast, sind die im Bilde über das, was in einem Verhör gesprochen wurde. Aber eben auch das, was du gesagt hast. So testen sie deine Loyalität. Wenn du pausenlos auf dem Chef und der Abteilung rumhackst oder dir nebenberuflich als Drogendealer das Gehalt aufbesserst – sie wissen es.« Jerome wiegelte ab. »Ich könnte dir noch viel mehr erzählen. Das alles ist erst der lächerliche Anfang. Die Technologie selbst ist mittlerweile noch viel weiter.«
Martin war entrüstet. »Ich finde das nicht besonders lächerlich.«
»Ach komm, beruhig dich wieder. Jetzt müssen wir erst mal überlegen, wie wir die nächsten Tage rumkriegen. Sie sind hinter dir her und es würde mich nicht wundern, wenn sie deine Wohnung in Lüneburg rund um die Uhr überwachen. Schöller wird nicht eher ruhen, bis er dich hat, es sei denn, du kommst ihm zuvor.«
»Schöller, Schöller. Ich kann es nicht mehr hören. Ich brauche Beweise. Du sagst, er ist ein Economic Hit Men, ein Killer, ein Bilderberger. Bisher bist du der Einzige, der so etwas behauptet, aber Beweise hast du keine außer diesen albernen Artikeln und Fotos.«
»Du sollst deine Beweise bekommen. Sokolow wird dich überzeugen.«
»Woher weißt du nun schon wieder von Sokolow? Ich kann mich nicht erinnern, dir etwas von ihm erzählt zu haben.«
»Du schnallst es echt nicht. Das musst du auch nicht. Jeder deiner Schritte ist mir in den letzten Tagen bekannt gewesen.« Jerome klatschte die linke Handfläche vor die
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