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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Martins ran und machte einige Aufnahmen. Sogleich nahm er den Chip heraus, steckte ihn in den Slot am Rechner und druckte im Maßstab 1:1 das Foto von Martins Gesicht aus. Das Bild legte er auf den Schreibtisch.
    »Komm mit, ich zeig dir, wo du pennen kannst. Heute schaffen wir das sowieso nicht mehr. Hast du Hunger? Ich hab noch ein paar Tiefkühlsachen, die wir in die Mikrowelle werfen können.«
    Martin folgte Jerome durch das finstere Treppenhaus. Er hangelte sich unsicher am Geländer entlang, Licht drang von außen keines herein. Sie gingen eine Etage tiefer und erreichten einen Bereich, der den damaligen Angestellten als Kantine gedient hatte. Die Ecke, in der vor Jahren einmal gekocht wurde, kannte den Begriff ›Hygiene‹ nur noch vom Hörensagen. Einige noch funktionierende Herdplatten, ein Gefrierschrank sowie der Mikrowellenherd waren aus damaligen Zeiten übriggeblieben. In der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr. Die dafür vorgesehene Maschine war defekt. Daneben stand ein gelber Sack, der bis zum Rand mit leeren Schalen von Fertiggerichten gefüllt war.
    Martin war fassungslos. Angewidert verzog er das Gesicht. Der Geruch in diesem Raum war mit nichts Vergleichbarem zu beschreiben.
    »Wie kann man nur so leben?«
    »Hey, meinst du, mir macht das Spaß? Ich mach das nur so lange, bis ich rehabilitiert bin. Wenn der Spuk vorbei ist, nehme ich mir wieder ’ne schicke Bude mit allem Schnickschnack.«
    »Wie lange haust du schon hier?«
    »’ne Weile. Weiß nicht so genau. Also, was ist jetzt? Ich habe noch zwei Currywürste oder so eine Art Schnitzel mit Gemüse.«
    Martin wirkte in Anbetracht der räumlichen Zustände resigniert. Ihm war nicht klar, wie lange er dort in diesem Unterschlupf bleiben musste, doch er fand, jeder Tag sei einer zu viel.
    »Ist mir egal. Ich nehm die Currywurst.«
    »’n Bier?«
    Martin nickte.
    Jerome öffnete die Packung der Currywurst und legte sie in den Mikrowellenherd. Wenigstens könnte Martin bei dieser Art der Zubereitung sicher sein, einigermaßen unverseuchtes Essen zu bekommen, wenn es auch keiner kulinarischen Köstlichkeit entsprach. Es sei denn, das Verfallsdatum war schon lange abgelaufen, ein Gedanke, den er nicht tiefer in sein Bewusstsein einsinken lassen wollte.
    Ein Klingelton ertönte und Jerome nahm die Plastikschale mit der zerschnittenen Wurst in brauner Soße heraus und reichte sie Martin. »Besteck habe ich da drüben.« Jerome deutete auf eine Tüte mit Einmalbesteck aus weißem Plastik.
    Martin zog Messer und Gabel aus der Tüte hervor und setzte sich an einen der nächsten Tische, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren. Er roch an dem Essen. Lustlos stopfte er das lauwarme Fertiggericht in sich hinein, das nur entfernt an jene Currywurst erinnerte, die er gern mochte.
    Jerome gesellte sich zu ihm. Das Essen auf seinem Teller war übersichtlich und leblos. Jerome indes aß es scheinbar mit Genuss. Offenbar war er nicht sonderlich verwöhnt.
    »Also, wir machen es so: Heute Abend such ich uns Flüge nach Prag raus und morgen früh hauen wir ab. Je schneller wir wieder zurück sind, desto besser.«
    »Ich denke, das vorrangigste Problem ist wohl eher herauszufinden, wie wir Sokolow überhaupt finden.«
    »Ach, das ist leicht. Er wird mir schon sagen, wo er jetzt wohnt.«
    »Ach, so einfach. Du wählst eine Nummer und schon hast du einen berühmten Wissenschaftler an der Strippe. Jerome, der Mann mit den tausend Kontakten.«
    »Nicht so zynisch, okay? Ich hab dir heute deinen Arsch gerettet. Also, ich habe dir gesagt, dass ich Sokolow kenne. Ich habe beim letzten Bilderberger-Treffen eine Liste geklaut, auf der jeder Teilnehmer verzeichnet war. Kein Mensch weiß, dass ich diese Liste noch habe, denn alle gehen davon aus, dass ich längst tot bin. Klar so weit?«
    Martin spießte ein Wurststück auf und nickte. Eine Neonröhre flackerte an der Decke und ein Starter klackerte im Sekundentakt. Einen ungemütlicheren Raum, in dem man gammelige, leblose Sachen aß, hätte er sich kaum vorstellen können.
    Jerome aß und sprach dabei. »Er weiß, dass man ihn kontaktieren wird, denn sonst hätte er Lohmeyer nicht die Unterlagen zukommen lassen. Er hat sich aus seinem Bau herausgewagt und lässt sich auf die Gefahr ein. Warum, weiß ich nicht genau, aber ich denke, er will einfach nur Rache nehmen. Er gibt sich nicht geschlagen.«
    »Rache, an wem und warum?«
    »Wenn du ihn siehst, weißt du, warum. Er wollte nicht kooperieren und dann war

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