Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Stirn und beugte sich vor. »Mann, der Chip! Schon vergessen?«
»Aha, mit einem Mikro versehen, stimmt.«
»Jetzt hast du es kapiert. Mensch, das diente doch nur deiner Sicherheit. Du bist jetzt hier und nicht im Knast, das überzeugt dich doch, oder?«
»Na, ich weiß nicht. Vielleicht hast ja auch du mir alles eingebrockt und die Daten auf meine PCs gehackt. Das hast du doch schon einmal gemacht, warum nicht jetzt wieder?«
»Weil ich nicht im Besitz des USB-Sticks war, den dir Renate Lohmeyer gegeben hat, deshalb. Das war wirklich clever. Von dieser Aktion weiß bisher nur Werner. Und du bist der Einzige, der den Stick von Renate hat. Und das ärgert die Jungs.«
»Also wissen die Bilderberger von unserem Treffen mit Lohmeyers Witwe?«
»Klar. Über den Chip an Werners Gürtel. Er war zwar als Tourist verkleidet, doch seine Waffe hatte er nicht abgelegt. Trotzdem haben sie noch nicht den Inhalt des Sticks. Sie wissen nicht, was du jetzt weißt, deshalb sind sie hinter dir her. Es geht mittlerweile um einige Puzzleteilchen, die in deine Hände geraten sind: den Chip von Klaus, den er an den Brief geklebt hat, und den Stick von der Lady. Eines fehlt dir jedoch noch.«
»Und das wäre?«
»Sokolow. Alle Welt denkt, er wäre tot oder verschwunden, aber er ist nicht tot. Sie haben ihn zwar verstümmelt und versucht, ihn zum Schweigen zu bringen, aber sie haben nicht damit gerechnet, dass er Rache nehmen will. Sie gehen davon aus, dass er ein gebrochener Mann ist. Wir fahren zu ihm und dann wirst du alle Beweise bekommen, die du brauchst. Für den Mord an Klaus, an Lohmeyer und allen anderen, die durch deren Machenschaften ums Leben gekommen sind.«
»Wir?«, fragte Martin nach.
»Ja, denkst du, ich lass dich alleine da hinfliegen? Ich bin immer noch Journalist. Außerdem kenne ich Sokolow. Er war beim letzten Bilderbergertreffen dabei, sollte einen Vortrag über die neuste Chip-Generation halten und hat dann im letzten Moment das Ruder herumgerissen.«
»Was hat er gemacht?«
»Er hat sein Referat ganz normal begonnen und alle im Saal glauben lassen, dass er seinen Part ordnungsgemäß abliefert, doch als er die meiste Aufmerksamkeit hatte, erzählte er allen Zuhörern von der wahren Bestimmung des Chips. Er redete sich um Kopf und Kragen. Sie führten ihn vor versammelter Mannschaft ab. Die Zuhörer waren derart geschockt, dass der internationale Beschluss, eine weltweite Einführung des Chips voranzutreiben, vertagt wurde. In drei Wochen ist das nächste Treffen und dann spätestens wollen sie endgültig die globale Durchsetzung beschließen. Die Medienkampagnen stehen in den Startlöchern und die Firma, die den Chip produzieren wird, muss nur noch die Maschinen anwerfen.«
»Und Sokolow?«
»Sokolow agiert aus dem Untergrund heraus. Er hat Lohmeyer reinen Wein eingeschenkt, nun ja, jetzt ist der Minister tot, aber der Schlag, den Sokolow dem Zentralkomitee damit versetzt hat, hat gesessen.«
»Warum soll ausgerechnet ich Sokolow treffen? Warum hat mir Lohmeyers Witwe geraten, zu ihm zu fahren?«
»Weil du der einzige Bulle in Hamburg und Umgebung bist, der noch nicht infiziert ist. Deine Auszeit in Südamerika hat dich vor der Verfilzung des gesamten Polizeiapparates geschützt. Es war ja auch nicht vorgesehen, dass du wiederkommst. Außer Lorenz wäre niemals jemand auf die Idee gekommen, dich zurückzuholen. Genau genommen, war man froh, dass du endlich weg warst.«
»Und? Was ist mit Lorenz …?«
»Tja, hat nicht so geklappt, wie es geplant war. Lorenz sollte eigentlich dabei draufgehen. Er hat es nur seiner robusten Konstitution oder dem Zufall oder einem Schutzengel – was weiß ich – zu verdanken, dass er den Pillentausch überlebt hat. Aber schau ihn dir heute an. Viel los ist auch nicht mehr mit ihm. So gesehen, ist man zufrieden. Er stellt keine Gefahr mehr dar.«
»Aber Werner ist loyal. Einhundert Prozent.«
Jerome nickte. »Werner hat die SOKO bekommen und ist seit gestern unter permanenter Bewachung. Er kann keinen Schritt tun, ohne dass die es wissen. Sogar wenn er joggt, ist er nicht allein. Zehn andere Jogger, die sich ablösen, kleben an ihm dran. Werner merkt gar nichts.«
»Aber das Treffen mit Renate Lohmeyer.«
»Werner ist ja nicht dumm. Er ist der Einzige, der etwas ahnt von seiner Bespitzelung. Er hat sie abgehängt, genau wie du.«
Martin kramte in seiner Jackentasche und suchte das Handy. Jenes, das er einer beleibten Krankenschwester in die Kitteltasche hatte
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