Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Frequenz verwendet werden kann, um den Chipträger aufs Kreuz legen zu können.«
Werner verstand kein Wort von dem, was Martin sagte. Er war nicht auf dem Laufenden, was Pohlmanns geheime Recherche betraf. Martin fuhr fort. Die Zeit wurde knapp.
»Wenn ich dem Staatsanwalt beweisen kann, dass nicht ich der Staatsfeind bin, sondern Schöller, der Arsch, krieg ich mein altes Leben zurück. Ich muss in die Nähe von Schöller kommen, um ihn zu provozieren. Nicht als Martin Pohlmann, sondern als …, was weiß ich wer. Als irgendjemand eben, den er nicht kennt, oder den er kennt, aber noch nie gesehen hat, der eine Position innehat, die höher gestellt ist als seine eigene. Verstehst du, was ich meine?«
»Klar weiß ich, was du meinst, aber auf die Schnelle kann ich darauf nicht antworten. Ich denk drüber nach. Übrigens, für meinen Geschmack hängst du zu viel mit diesem Jerome rum. Der Typ hat nicht mehr alle Latten am Zaun, ist vorbestraft wegen Drogenbesitzes und die Sache mit dem verschwundenen Schauspieler damals ist auch noch nicht geklärt. Ich habe es dir erzählt. Ein Statist oder Komparse, keine Ahnung, wie man die nennt, ist verschwunden. Zur selben Zeit, als Jerome am Theater war.«
»Ach was. Da ist nichts. Klar hat er nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber mit seiner Hilfe kann ich den Fall knacken. Jerome hat mir von der Schauspielerei erzählt. Er war Statist, hat vorher als Visagist gearbeitet und sogar ein paar kleine Rollen gehabt.«
»Sorry, aber das Ganze ist etwas anders gewesen. Dein toller Jerome, damals noch Frank Reichstein, ist total high zu den Proben gekommen. Ein Statist muss nun wirklich nicht viel machen außer stillzustehen, aber selbst dazu war er nicht in der Lage. Hat ständig rumgezappelt und gekichert und wurde rausgeschmissen. War mit einem Typen befreundet, einem Schauspieler, diesem Karl-Heinz Lamprecht. Der ist nie wieder zur Probe erschienen, nachdem Reichstein rausgeschmissen wurde. Auch sonst scheint der Typ wie vom Erdboden verschluckt zu sein.«
»Ja, und? Was soll ich jetzt mit dieser Info anfangen? Jerome ist okay. Ein bisschen gaga, aber okay.«
»Hey, ich mein ja nur. Pass auf, wem du vertraust! Achte auf deine Quellen. Das hast du mir selbst immer gesagt.«
»Ja, stimmt. Hab ich gesagt. Mach dir keine Sorgen. Wo, sagst du, hat er gespielt?«
»An einem kleinen Theater in Hamburg Harburg. Nichts Dolles, aber immerhin.«
»Super, ich dank dir. Wir bleiben in Verbindung.«
Werner steckte das Handy in die Hosentasche und ging ins Wohnzimmer, wo man bereits ungeduldig auf ihn wartete. Mit dem unschuldigsten Blick, den er aufzubieten hatte, sagte er: »Ich hab versucht, es so kurz wie möglich zu machen. Hab jetzt einen Fun-Tarif mit Frei-Telefonieren und Frei-SMS am Wochenende für 19 Euro im Monat. Ist doch okay, oder?«
Die Schnüffler fuhren fort, Werner nach dem möglichen Aufenthaltsort von Martin auszuquetschen. Niemand konnte sich in Luft auflösen, auch nicht ein Pohlmann, obwohl, normal war das schon lange nicht mehr, dass man seiner nicht habhaft werden konnte.
*
Eine dürre, flachbrüstige Blondine öffnete Martin, alias Norbert, den Seiteneingang zum Theater. Die Haupttür war verschlossen gewesen, es fanden gerade Proben statt, Martin hatte Sturm geschellt. Er trug die Maske von Wagner und wollte probieren, ob man ihm die Nummer als Bulle auch mit seinem alten Ausweis abnehmen würde. Sein Bullenausweis hatte leider kein Update auf Norbert Wagner bekommen.
»Entschuldigung, aber es ist geschlossen. Kommen Sie bitte in zwei Stunden wieder.« Die blonde, hochgewachsene Frau hielt ihr Textbuch in die Höhe, demonstrativ, um Martin zu zeigen, dass sie arbeitete.
»Kripo Hamburg, Po … Wagner, mein Name. Ich ermittle in einem Mordfall. Da werden Sie sicher ein paar Minuten Zeit für mich haben.« Martins Stimme klang unnachgiebig und autoritär.
Die Blonde sah abschätzend an Martin herab.
»Haben Sie einen Ausweis?«
»Sicher.« Martin fingerte den Ausweis hervor, die Maske juckte. Kurz hob er ihn in die Höhe, zu dicht vor die weitsichtigen Augen der Frau, und steckte ihn wieder ein. Ein Mann mit langem Haar und mächtigem Schnurrbart war darauf zu sehen, hätte er der Frau nur genug Zeit gelassen, diese Details zu erfassen.
»Na gut.« Sie hielt Martin die Tür auf und schloss hinter ihm wieder zu. »Kommen Sie mit. Wir gehen kurz in die Garderobe.«
Sie führte Martin durch einige Gänge und ging voraus in einen Raum, in dem sich
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