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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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nach wie vor im Visier hat, kann er den beiden noch etwas viel Schlimmeres antun.«
    »Wenn du mich fragst, wäre es reichlich bescheuert von ihm, sie nicht in Ruhe zu lassen«, sagte Hicks. »Momentan ist er ein freier Mann. Warum dieses Risiko eingehen?«
    »Du weißt doch genauso gut wie ich, dass manche Typen so was brauchen … ihr Gehirn funktioniert anders als deines oder meines. Es gibt ihnen einen Kick, mit dem Feuer zu spielen.«
    »Die Polizei in San Luis hat nie irgendwelche anderen Verdächtigen ausgegraben?«, fragte Hicks.
    »Eine Zeit lang hatten sie den Vater im Visier, aber es kam nichts dabei raus.«
    »Aber er hat sich umgebracht. Möglicherweise haben ihn seine Schuldgefühle dazu getrieben.«
    »Ja«, sagte Mendez, »oder die Trauer.«
    »Vielleicht beides.«
    »Oder nichts davon.«
    San Luis Obispo hatte viel Ähnlichkeit mit Oak Knoll. Die Stadt zählte um die vierzigtausend Einwohner, die Collegestudenten nicht mitgerechnet, und war Sitz der renommierten Cal Poly University. Wie Oak Knoll war die Stadt 1772 um eine spanische Mission – San Luis Obispo de Tolosa – herum entstanden. Wie Oak Knoll lag sie zwischen zwei Bergketten – den Santa Lucia Mountains im Osten und den Morros im Westen, um sie herum Farmen und Weingüter. Das Stadtzentrum war ein hübsches Geschäftsviertel mit Boutiquen, Restaurants, Cafés und Galerien.
    Anders als Oak Knoll verfügte San Luis jedoch über ein eigenes Police Department. Für den Schutz der Bürger war in Oak Knoll das Büro des Sheriffs zuständig. Da die Stadt immer weiter wuchs, war inzwischen aber schon die Rede davon, dass sich das in naher Zukunft ändern könnte.
    Das San Luis Police Department war direkt neben der Route 101 in einem Flachbau Ecke Santa Rosa und Walnut Street untergebracht. Von den knapp einhundert Beschäftigten waren nur etwa sechzig vereidigte Polizeibeamte – und davon wiederum nur acht Detectives. Zwei von ihnen bearbeiteten Eigentumsdelikte. Drei Gewaltdelikte. Drei den Rest.
    Mendez und Hicks meldeten sich am Empfang an und wurden gebeten zu warten, bis der zuständige Detective sie abholte.
    Detective Ron Neri war klein, mittleren Alters und wirkte leicht zerknautscht. Auf dem Weg den Flur hinunter blätterte er in einem Stapel Papiere, die von einem aufgeschlagenen Aktendeckel zusammengehalten wurden. Seine Hosenbeine waren zu lang.
    »Tony Mendez«, sagte Mendez und streckte die Hand aus. »Das ist mein Partner Bill Hicks.«
    Neri schüttelte ihm die Hand und hätte dabei um ein Haar die Unterlagen fallen lassen. »Ron Neri. Kommen Sie bitte mit.«
    Sie folgten ihm in ein Vernehmungszimmer, und er bedeutete ihnen mit einer Geste, Platz zu nehmen.
    Neri blätterte weiter in seinen Papieren und hob nur kurz den Blick, als er fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir hätten gern ein paar Informationen über Roland Ballencoa«, antwortete Mendez. »Ich habe vorhin angerufen und eine Nachricht für Sie hinterlassen. Wir kommen aus Oak Knoll.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Neri. »Ich wollte Sie zurückrufen. Habe ich es getan?«
    Mendez warf Hicks einen Blick zu, als wollte er sagen: Hat der sie noch alle? Neri erinnerte ihn an einen Columbo für Arme. »Nein, wenn Sie schon fragen«, sagte Mendez. »Aber das macht nichts. Ich wäre sowieso hergekommen. Haben Sie Ballencoa in letzter Zeit gesehen?«
    »Ballencoa«, sagte Neri. »Ich wünschte, ich hätte diesen Namen nie gehört.«
    »Gab’s Probleme mit ihm?«, fragte Mendez und spürte ein Kribbeln über seinen Rücken laufen, wie immer, wenn er sich einer Spur nahe glaubte.
    Neri verdrehte die Augen. »Nicht mit ihm. Mit dieser Frau.«
    »Mrs. Lawton?«
    »So wie ich es sehe, würde sie sich am liebsten seine Eier an einer Schnur um den Hals hängen«, sagte Neri, »und meine gleich dazu. Offenbar erwartet sie von mir, dass ich einen Zauberstab schwenke und ihn dazu bringe, irgendeine Straftat zu gestehen. Oder dass ich ihre verschwundene Tochter aus dem Hut zaubere.«
    »Sie sind wirklich eine mitfühlende Seele«, sagte Mendez trocken.
    »Moment mal, ich habe ja Mitleid mit ihr. Furchtbar, was ihrer Familie passiert ist. Aber in Santa Barbara kann man ihn mit diesem Verbrechen nicht in Verbindung bringen. Man mag von dem Typ halten, was man will, aber es läuft darauf hinaus, dass man ihm dort rein gar nichts nachweisen kann. Und wir hier auch nicht. Was sollen wir denn machen?«, fragte Neri. »Ballencoa verhält sich unauffällig, es gibt keine Beschwerden

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