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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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erwarte sie von dort Hilfe, vor allem aber einige gute Formulierungen. »Da wird viel dummes Zeug geschwätzt«, versuchte sie abzuwiegeln. »Gerade deshalb sollten wir uns mal treffen und reden.«
    Liliane schwieg.
    »Kannst du reden?«, erkundigte sich Sabrina, weil ihr plötzlich eingefallen war, Torsten könnte in der Nähe sein.
    »Torsten«, antwortete die Stimme im Hörer und wiederholte mit entsprechender Betonung: »Dein Torsten … er ist weg. Seit gestern Abend.«
     
    Häberle hatte seit dem letzten Telefonat pausenlos an Linkohrs Mitteilung gedacht. Und an den Namen, den der junge Kriminalist noch einmal wiederholt hatte. Häberle war nicht mehr aus der Lkw-Kolonne ausgeschert, um alle Varianten des Falles gedanklich durchspielen zu können. Dass er an Zwickau, Chemnitz und Dresden vorbeikam, nahm er nur beiläufig zur Kenntnis. Und einmal hatte er sogar innerhalb eines Baustellenbereichs das Tempo 60 missachtet, weil er nur dem vorderen Lkw hinterherfuhr, der konstant seine 90 einhielt. Jetzt aber verließ Häberle bei Burkau die Autobahn. Von hier aus waren es nur noch rund 10 Kilometer bis ins südlich gelegene Bischofswerda. Bisher hatte er den Namen dieser Stadt nur aus Zeitungsberichten gekannt, wenn eine Delegation zu Gast in Geislingen weilte. Am Ortseingang entdeckte er ein großes Schild, das unter anderem auf diese Partnerschaft hinwies.
    Das kleine Städtchen, das noch bis vor einigen Jahren sogar Sitz einer Landkreisverwaltung war, machte auf Häberle den Eindruck einer modernen, aufstrebenden Kommune. Aber darin unterschied sich Bischofswerda kaum von anderen Gemeinden im Osten. In den 16 Jahren seit der Wiedervereinigung war schließlich verzweifelt versucht worden, Kohls einstiges Versprechen von den blühenden Landschaften zu realisieren. Zwar hatte man seither, so Häberles Gefühl, die Landschaften umgepflügt, Umgehungsstraßen gebaut und Gewerbegebiete erschlossen. Doch so richtig blühen wollte es trotzdem nicht. Da half auch der Solidaritätszuschlag nichts, den die Bundesbürger seither treu und brav zahlten. Oder besser gesagt: zahlen mussten.
    Sein privates Navigationsgerät, das er mit dem Saugnapf an der Windschutzscheibe befestigt hatte, führte ihn in das Neubaugebiet ›Am Klengelweg‹, in dem Simbachs Haus stand. »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, meldete die Frauenstimme. Häberle war zufrieden. Es war kurz nach 15 Uhr und er war beinahe pünktlich. Er parkte neben dem Mercedes-Kombi, nahm noch eines dieser Bonbons in den Mund, die ihm stets neue Energie bescherten, und stieg aus. Es war im Laufe des Tages wieder richtig sommerlich warm geworden.
    Die schwere Eichentür wurde geöffnet, noch ehe der Kriminalist klingeln konnte. Vor ihm stand ein großer und kräftiger Mann mit braungebranntem Gesicht. Er trug ein kurzärmliges Jeanshemd und eine weiße Hose.
    »Ich nehm an, Sie sind der Kommissar«, kam er leicht sächselnd auf Häberle zu, der dies bestätigte und ihm die Hand schüttelte.
    »Dann haben Sie aber eine lange Fahrt hinter sich«, gab sich Anton Simbach leutselig. Von seiner Verärgerung, die er am Telefon zum Ausdruck gebracht hatte, war nichts mehr zu spüren. »Kommen Sie rein.«
    Häberle sah sich kurz um, staunte über den großzügig gestalteten Garten und traf im Flur auf eine große, schlanke, strohblonde Frau. Anton stellte sie im Vorbeigehen als seine Gattin vor und fragte den Kriminalisten, was er trinken wolle. Häberle bat um ein Mineralwasser, was die Frau sofort dazu bewog, in einem der Räume zu verschwinden.
    Dann geleitete Anton seinen Gast in das Büro, in dem drei gepolsterte Stühle um einen Couchtisch gruppiert waren. »Nehmen Sie Platz«, sagte Anton, während seine Frau mit einer Flasche und zwei Gläsern hinterher kam. »Lass uns bitte allein«, wandte sich Simbach an sie. Häberle schien es, als sei sie weniger die Ehefrau als vielmehr die Bedienung. Frau Simbach verließ das Büro und schloss die Tür.
    »Sie machen ziemlich viel Aufwand«, begann Simbach und goss die beiden Gläser voll. »Hätte es nicht auch gereicht, mich von Ihren Kollegen aus Bautzen vernehmen zu lassen?«
    »Theoretisch schon, aber ich verschaff mir meist selbst ein Bild von der Lage. Das hat sich in vielen Fällen schon als hilfreich erwiesen.«
    »Dann gehen Sie davon aus, dass die Lage, wie Sie es formulieren, hier bei uns womöglich ihren Ausgangspunkt genommen hat?«
    »Nun«, erklärte der Chefermittler und nahm gleich einen kräftigen Schluck Wasser,

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