Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
aufgetaucht. Von dort, so rief er sich ins Gedächtnis, war am Dienstagnachmittag von einer Telefonzelle aus das Handy von Alexander Simbach angerufen worden, als es bereits bei Faller im Büro lag. Häberle wusste, dass es keinen großen Sinn machte, diese Telefonzelle zu suchen. Doch weil er erstens hundemüde war und zweitens gerne jeden Schauplatz eines Falles selbst sehen wollte, entschied er, hier eine Pause zu machen.
    Er parkte und rief Anton Simbach an, um sich den Termin noch mal bestätigen zu lassen. Man konnte ja nie wissen. Simbach war, wie erwartet, nicht sonderlich begeistert. »Was soll die Frage?«, gab er unwirsch zurück. »15 Uhr. Ich erwarte Sie.«
    Häberle knurrte etwas und beendete das Gespräch gleich wieder.
    Dann zog er das Handy aus der Freisprechanlage, steckte es in die Brusttasche und stieg aus. Es war schwül geworden. Sein Hemd klebte am Rücken. Er verschloss den Wagen und ging zu den Toiletten.
    Anschließend joggte er die 50 Meter zum Fahrzeug zurück. Er musste sich unbedingt fit halten. Die Zeit drängte. Noch weitere Anschläge oder gar Tote durfte es auf gar keinen Fall geben. Es hatte bisher wenige Fälle gegeben, die gleich so viele Folgetaten nach sich zogen. Nur an zwei ähnlich gelagerte konnte er sich entsinnen. Aber das war damals, als er in Stuttgart noch Sonderermittler des Landeskriminalamts war und sich mit organisierter Bandenkriminalität befassen musste.
    Noch einmal joggte er zu den Toiletten zurück. Die frische Luft tat ihm gut und die Bewegung würde sein Gehirn wieder besser durchbluten. Sein Hungergefühl unterdrückte er. Würde er jetzt etwas essen, überkäme ihn ein unüberwindbares Schlafbedürfnis.
    Linkohr rief an und wollte wissen, wo er war. »Plauen«, informierte Häberle schwer atmend und wartete gespannt, was ihm der junge Kollege zu berichten hatte. »Was ist denn mit Ihnen los?«, fragte dieser stattdessen. Er hatte Häberles Atem gehört.
    »Frühsport«, gab der zurück. »Ich war beinah am Einschlafen.«
    »Übertreiben Sies bloß nicht«, sagte Linkohr, um dann zur Sache zu kommen: »Wir haben es. Die beiden Herrschaften, die am Dienstagabend auf der Schildwacht miteinander telefoniert haben, sind uns bekannt. Und ich sag Ihnen ganz ehrlich: Da hauts dirs Blech weg.«
    »Und?« Häberle war gespannt.
    »Der eine heißt Kissling. Carsten Kissling. Und wohnt in Dresden.« Linkohr wartete einen Moment und fügte hinzu: »Den Herrn werden Sie ja heute noch kennenlernen, nehm ich an.«
    Häberle sagte nichts. Er wollte jetzt wissen, mit wem Kissling telefoniert hatte.
    »Den anderen haben wir auch schon kennengelernt«, sagte er, um Häberles Neugier noch zu verstärken, der inzwischen das andere Ohr zuhielt, weil ein Sattelzug dicht an ihm vorbeifuhr. Doch als Linkohr den Namen nannte, übertönte das Dröhnen des Dieselmotors seine Stimme.
     
    Sabrina Simbachs Verhältnis zu Liliane Korfus war in all den Jahren, seit sie beide mit Männern aus dem Gebiert der ehemaligen DDR verheiratet waren, stets nur oberflächlich gewesen. Auch Alexander hatte keinen großen Wert darauf gelegt, freundschaftliche Kontakte zu pflegen. Man saß zwar bei irgendwelchen Festen beieinander, doch wirkliche Gespräche waren nie aufgekommen. Als Silke nach dem Frühstück weggegangen war, ohne zu sagen, wohin, hatte Sabrina eine halbe Stunde mit sich gerungen, ob sie Liliane anrufen sollte. Schließlich fasste sie sich ein Herz. Wider Erwarten meldete sich diese sofort unter ihrer Privatnummer. Sabrina stand am Fenster und blickte zum blauen Himmel. Sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen, das eigentlich gar nicht so recht wusste, was es sagen sollte. »Entschuldige, wenn ich dich einfach so anrufe«, begann sie und es klang ein bisschen hilflos. »Es ist viel passiert in den letzten Tagen …«
    Die andere schwieg, was sie noch mehr verunsicherte. Warum, dachte sie, warum sagte sie denn nichts?
    »Deshalb …«, fuhr Sabrina fort. »Deshalb hab ich gedacht, wir könnten uns mal treffen, um drüber zu reden.«
    »Drüber reden?«
    Sabrina bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen. Wieso hatte Liliane das so seltsam betont? Dann aber fasste sie sich ein Herz: »Über alles. Die ganze Stadt redet von Alexander und Torsten – ich denk, es wär an der Zeit, dass wir beide …«
    »Über dich und Torsten«, griff Liliane die Bemerkung auf und bekräftigte. »Die Stadt redet über dich und Torsten.«
    Jetzt war es also raus. Sabrina starrte noch immer zum Himmel, als

Weitere Kostenlose Bücher