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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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das Geschäft und an Silke und die Pläne, die sie mit ihr geschmiedet hatte. Ausziehen. Alles hinter sich lassen. Raus aus dem Alltags-trott. Nun war der Weg frei. Oder vielleicht doch nicht. Denn wenn sie das gut florierende Geschäft aufgab, würde sie ihre wirtschaftliche Grundlage verlieren. Verdammt, wieso kamen ihr gerade jetzt solche Gedanken? »Danke für das Angebot«, sagte sie schließlich, an den Pfarrer gewandt. »Ich muss mich jetzt um meine Tochter kümmern. Ich werd mich bei Ihnen melden.« Sie gab ihm und den anderen Männern zum Abschied ihre kalte Hand und verschwand in der Schwärze der umliegenden Gassen.
    »Eine starke Frau«, meinte Leichtle junior schließlich und öffnete die Fahrertür des Leichenwagens.
    »Stark schon«, erwiderte sein Vater, »aber wie es drinnen aussieht, geht niemanden was an.«
    Pfarrer Kustermann steckte die Hände in die Hosentaschen, während es vom Turm 2 Uhr schlug. »Mir war nicht klar, dass es bei denen in der Ehe derart gekriselt hat.«
    »Ist Stadtgespräch. Aber sicher viel Klatsch und Tratsch«, mischte sich Faller ein. Stumper hingegen hielt sich noch immer im Hintergrund.
    »Ein Pfarrer kann ja nicht alles wissen«, ulkte Leichtle völlig unpassenderweise. »Nur Gott ist allwissend. Stimmts?« Dann warf er die Tür zu und sein Sohn fuhr den grau-schwarzen Mercedes-Kombi zur Bundesstraße vor.
    Kustermann ging als Erster wieder zum Kirchenportal zurück, hinter dem ein spärliches Licht brannte. »Ich halte es für notwendig, dass wir uns morgen treffen«, entschied er und drehte sich zu Faller um. »Den Kirchengemeinderat, mein ich«, präzisierte er, um Stumper zu signalisieren, dass er nicht zu erscheinen brauche. Dieser schien es erleichtert zur Kenntnis zu nehmen. »Ich kann ohnehin nichts dazu sagen. Außerdem wäre es mir recht, wenn ich mich jetzt auch verabschieden könnte.«
    Der Pfarrer nickte. »Klar, doch.«
    Faller hatte die Kirche bereits betreten, als ihm etwas einfiel. »Ach ja, Tilmann, hast du eigentlich Frau Gunzenhauser noch gesehen?«
    Stumper drehte sich im Weggehen noch einmal um und blieb stehen. »Die Frau Gunzenhauser? Ich? Wann denn?«
    »Na ja, du bist doch runtergegangen, weils dir übel war?«
    »Ach ja«, Stumper schien es peinlich zu sein, daran erinnert zu werden. »Stimmt. Als ich runterkam, war sie schon weg. Oder besser gesagt: Ich hab sie in der Dunkelheit weder gehört noch gesehen.«
    »Seltsam«, kommentierte Faller und ließ Stumper nachdenklich zurück.

6
     
    Dekanin Gertrud Grüner blickte sorgenvoll in die kleine Runde, die sich in ihrem winzigen, rundum mit Bücherregalen vollgestopften Büro eingefunden hatte. Nur vier Kirchengemeinderäte waren ihrem kurzfristigen Telefonrundruf und der Bitte, sich zu treffen, an diesem Samstagnachmittag gefolgt. Neben Faller zwängten sich ein wesentlich älterer Herr und zwei Damen mittleren Alters um den kleinen Besprechungstisch. Die Dekanin blieb hinter dem Schreibtisch sitzen, während Stadtpfarrer Kustermann auf einem Stuhl vor dem Fenster Platz genommen hatte.
    Die Theologin lehnte sich zurück, sodass der Bürostuhl unter ihrer schweren Last bedrohlich ächzte. »Danke, dass Sie gekommen sind«, erklärte sie energisch. Dann ließ sie die Ereignisse der vergangenen Nacht noch einmal Revue passieren und betonte, dass Simbach eines natürlichen Todes gestorben sei.
    Schließlich verfinsterte sich das Gesicht der Dekanin. »Ich kann zwar zu einem gewissen Teil verstehen, dass Herr Korfus meiner Einladung heute nicht Folge geleistet hat. Aber im Interesse der Sache wäre es dienlich gewesen.«
    Faller räusperte sich und hakte nach: »Was hat er denn gesagt, weshalb er nicht kommt?«
    »Er wolle mit der Sache nichts zu tun haben und könne auch nichts dazu beitragen.«
    Kurzes Schweigen. »Stimmt ja wohl auch«, meinte die Dame mit dem Pagenschnitt. »Und was letztlich vorausgegangen ist, wissen wir nicht.«
    Der ältere Herr schaltete sich ein. »Was heißt vorausgegangen?« Er sah zu der Dekanin hinüber, die mit einem Kugelschreiber spielte. »Simbachs Tod hat doch damit nichts zu tun.«
    Niemand aus der Runde wollte diese Feststellung kommentieren. Auch Faller nicht.
    »Das hat überhaupt nichts damit zu tun«, meinte die Dekanin und wartete auf eine Reaktion. Doch sie blickte in stumme Gesichter. »Herztod. Sekundenschnell«, ergänzte sie. »Auch seine Frau hat keinen Zweifel daran.«
    Die Dame wagte eine Nachfrage: »Und die Polizei? Brauchen wir in diesem Fall

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