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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gegenüber, die zur Beerdigung angereist war: Anton, seine strohblonde und spindeldürre Anke sowie die 18-jährige Nadine und der 15-jährige Jonathan.
    Anton, der bei allem, was er sagte, keinen Zweifel aufkommen ließ, wer allein nur recht haben konnte – nämlich er -, stützte sein Kinn auf die geballten Fäuste. »Und du hast das zugelassen, dass sie ihn sezieren?« Der sächsische Dialekt war unverkennbar. Es klang vorwurfsvoll.
    »Was heißt da zugelassen? Glaubst du im Ernst, du kannst verhindern, was der Staatsanwalt anordnet?«, gab Sabrina zurück.
    Anton verschränkte die Arme vor der Kleiderschrankbrust, die in ein schwarzes Jackett gezwängt war. »Hat man denn in diesem Land überhaupt keene Rechte mehr? Muss man sich gefallen lassen, dass der eigene Bruder zersäbelt und zerlegt wird wie ein Stück Vieh? Du sagst doch selbst, dass der Doktor keen Fremdverschulden festgestellt hat.«
    »Der erste Doktor nicht, das stimmt.«
    »Und nu wolln se een Mord draus machen?« Anton schüttelte verständnislos den Kopf. Gleich würde er aufspringen und diesen ›Miststaat‹, wie er sich auszudrücken pflegte, in Grund und Boden verdammen.
    Sabrina versuchte ruhig zu bleiben. Am Nachmittag würde der Spuk vorbei sein, denn Anton musste morgen wieder arbeiten – ebenso Tochter Nadine, die gerade ihre Ausbildung als Friseurin abgeschlossen hatte und in ihrem Lehrbetrieb weiterbeschäftigt wurde. Nur Jonathan, der das Gymnasium besuchte, hatte noch Ferien.
    »Es tut mir leid, dass ich euch nicht mehr verständigen konnte«, versuchte Sabrina den Dialog zwischen sich und Anton zu entkrampfen. »Aber wir haben deine Handynummer nicht gefunden.«
    »Aber Alex müsste sie doch gehabt haben. Er hat mich doch gelegentlich angerufen«, gab sich Anton erneut vorwurfsvoll, als lauere er nur darauf, einen neuerlichen Grund für eine Attacke zu finden.
    »Er hatte sie in seinem Handy, aber das finden wir nicht.«
    »Sein Handy ist weg?« Antons Frage klang wie eine misstrauische Feststellung.
    »Ja, wir könnens nicht finden.«
    Anton standen jetzt Schweißperlen auf der Stirn. »Dann sind alle Nummern, die er gespeichert hat, verloren?«
    »Wenn das Gerät nicht mehr auftaucht, ist das so«, gab Sabrina schnippisch zurück und konnte sich eine zynische Bemerkung nicht verkneifen: »Er wird sie jetzt ja wohl kaum noch brauchen.«
    »Und wo ist es geblieben? Hats jemand geklaut?«
    »Ich hab keine Ahnung, wirklich nicht. Es ist doch überhaupt nicht wichtig.« Sie war selbst über ihre Gelassenheit erstaunt.
    »Für dich vielleicht«, konterte Anton, dessen dunkle Augen gefährlich blitzten. Seine Frau und die beiden Kinder sahen ihn von der Seite an. Sie wussten, dass man ihm jetzt nicht widersprechen durfte.
    Sabrina schwieg. Sie fühlte sich an Alexander erinnert. Vermutlich bezogen auch Schwägerin Anke und die beiden Kinder Prügel.
    »Ich brauch die Telefonnummern nicht«, sagte Sabrina plötzlich und war selbst über ihren Mut überrascht. Sie ließ sich von niemandem mehr den Mund verbieten.
    »Die Nummern gehen dich auch nichts an«, konterte er. »Ihr Wessis habt sowieso keene Ahnung, was früher gelaufen ist.« Er blickte seine Frau an, doch die verzog keine Miene.
    »Im Übrigen will ich das auch gar nicht wissen«, gab sich Sabrina erneut trotzig. »Alexander hat auch nie etwas erzählt. Ist mir auch absolut egal, was ihr allesamt früher getrieben habt. Und soll ich dir noch eins sagen?« Sabrina war jetzt in Fahrt und genoss es, ihren Schwager damit zu irritieren. Anton war es nicht gewohnt, Widerspruch und Widerstand von einer Frau zu erhalten. »Ich mach mir auch so meine Gedanken. Wo sind sie denn hin, die strammen Stasileute, die Grenzwächter und Wärter in den Gefängnissen, die Todesschützen und Spitzel, die Verräter und Wendehälse? Wie vom Erdboden verschluckt. Keiner wars. Kein Einziger. Dabei müsste bei der Menge von Stasispitzeln, die es gegeben hat, doch jeder Fünfte von euch da drüben eine zweifelhafte Vergangenheit haben.«
    Anton holte tief Luft. »Sabrina, ich sag dir«, begann er drohend. »Wenn du jetzt noch behauptest, ich sei ein Stasimitarbeiter gewesen, dann kannste was erleben, du.« Er sprang auf und richtete seine rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger auf seine Schwägerin, die ungerührt sitzen blieb. »Und zwar hier und heute kannst du was erleben.«
    »Was willst du denn tun? Willst du mich dann umbringen, oder was?«
    Anton stieß den Sessel beiseite und wandte sich zum

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