Schattennetz
natürlich sofort hin.«
»Und hats eine solche Störung in jüngster Zeit gegeben?«
Spiegler schüttelte den Kopf. »Seither nicht.«
»Und vorher?«
»Ich entsinn mich – am Freitag vorher, das müsste dann der Siebte oder so gewesen sein, da hat die Anlage offenbar eine Unregelmäßigkeit gemeldet. Das wird alles zentral überwacht, müssen Sie wissen. Aber schon ein, zwei Minuten später hat sie wieder funktioniert. Ich bin dann nicht extra hin, weil ja ohnehin der Servicetermin schon feststand.«
»Es hat sich dann aber kein Fehler gefunden?«
»Nein, nichts.«
»Und wie erklärt sich dann diese Fehlermeldung?«
»Netzspannung. Schon geringste Schwankungen im Netz können die Elektronik manchmal zum Spinnen bringen.«
»Im öffentlichen Netz?«
»Ja, ein Blitzschlag in weitem Umkreis kann dies auslösen – oder irgendwo ein Kurzschluss. Das kommt zwar heutzutage glücklicherweise selten vor. Ginge ja auch nicht, bei all dem elektronischen Zeug. Aber man erlebt es doch selbst, dass manchmal das Licht kurz zuckt.«
Linkohr überlegte. »Mal angenommen, im Turm hat jemand an der Elektrik rumgebastelt. Dann könnte es sein, dass es zu einer solchen Schwankung gekommen ist?«
Spiegler zuckte mit den Schultern. »Möglich ist alles. Wer sich mit der Elektronik befasst, hält alles für möglich.« Und um seine bitteren Erfahrungen zu bekräftigen, fügte er hinzu: »Gar alles.«
»Und wann, sagen Sie, war die Störungsmeldung?«
Der Mann holte erneut sein Notizbuch hervor und schlug die Seiten mit dem Jahreskalender auf. »Es war der Freitag, bevor ich hin bin. Ja, der 7. Juli wars. Vormittags, das weiß ich noch. Ich war gerade in Kaufbeuren. Aber wenn Sies genau wissen wollen, lässt sich das in der Zentrale nachvollziehen.«
Linkohr war zufrieden. »Darf ich noch eine ganz persönliche Frage an Sie richten?«
»Nur zu – das ist Ihr Job.«
»Sie stammen aus Leipzig. Was ich jetzt frage, ist reine Routine – und nicht gegen Sie gerichtet.«
Der Techniker grinste.
»Leipzig und die Oberlausitz sind ein Stück weit auseinander«, stellte der Kriminalist fest. Er hatte sich auf der Straßenkarte orientiert, nachdem ihm dieser Teil Deutschlands bisher nicht allzu geläufig war. »Trotzdem die Frage: Sagen Ihnen die Namen Simbach, Korfus und Czarnitz etwas?«
»Sind das Ihre Opfer?«, fragte der Techniker zurück.
»Zwei davon, ja.«
»Ich muss Sie enttäuschen, mir ist keiner ein Begriff. Sind ja auch nicht gerade weitverbreitete Namen.«
»Und Kontakte nach Bischofswerda haben Sie auch keine?«
»Bischofswerda?« Spiegler schien nachzudenken.
»Das liegt doch kurz vor Bautzen, wenn ich das richtig weiß.«
Linkohr bejahte.
»Ich war nie dort.«
»Sie haben vorhin den Namen Faller erwähnt«, blieb Linkohr hartnäckig. »Hatten Sie zu ihm mal Kontakt?«
Spieglers Gesicht verriet Misstrauen. »Das hört sich jetzt aber verdammt nach einem Verhör an.«
Der junge Kriminalist war von dem plötzlichen Stimmungswandel seines Gesprächspartners überrascht. »Ich kann Sie beruhigen – alles dient nur dazu, die Situation im Umfeld dieser Geschehnisse zu beleuchten.« Wie er es von Häberle gelernt hatte, kam er gleich wieder zur Sache: »Sie kennen Faller also?«
»Nur flüchtig. Er ist bei meinem vorletzten Besuch in Geislingen – das müsste dann irgendwann Anfang Januar gewesen sein – zu mir hochgekommen und hat sich die Anlage erklären lassen.«
»Gab es dafür einen bestimmten Grund?«
»Ich glaub, es hat gewisse Unstimmigkeiten darüber gegeben, dass die Kirchengemeinde den Turm an die Mobilfunker vermietet hat. Sie kennen ja die Angst vor der Strahlung und so. Diffuse Ängste. Ja – da wollte Herr Faller wissen, wie das funktioniert und welche Feldstärken hier vorhanden sind. Elektromagnetische Felder – Sie wissen schon.«
Linkohr wusste sehr wohl, worum es ging, hatte er sich doch bei einem seiner früheren Fälle mit dieser Problematik auseinandersetzen müssen – damals, als Häberle und er möglicherweise einem Trugschluss aufgesessen waren. Ein Fall, der bis zuletzt unklar geblieben war.
»Sie haben ihm das dann erklärt?«
»Ja, natürlich. Da ist nichts Geheimnisvolles dran.«
»Hat er denn auch wissen wollen, wie das mit der elektrischen Versorgung geregelt ist?«
Spiegler zögerte wieder. »Wenn Sie jetzt aber anfangen, Herrn Faller in etwas reinzuziehen, weiß ich nicht, ob ich Ihnen antworten darf.«
»Gäbe es denn einen Anlass, ihn …« Er überlegte,
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