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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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wichtig.«
    Sabrina zögerte, doch Häberle erlöste sie: »Von meiner Seite aus ist unser Gespräch beendet.« Für einen kurzen Moment war sie noch immer unschlüssig, erhob sich dann aber, um mit Häberle den Raum zu verlassen. Der Kriminalist jedoch schüttelte nur ihr die Hand und bat darum, sich kurz mit Silke und Sergije unterhalten zu dürfen. Dies führte zwar zu allgemeinem Erstaunen, doch verschwand Sabrina trotzdem in den Laden und ließ die Bürotür ins Schloss fallen. Sergije war inzwischen um die Schreibtische herumgegangen und hatte sich gegenüber Silke an die Wand gelehnt. Häberle nahm wieder Platz und besah sich die beiden. Dass der junge Mann unterdessen Blickkontakt zu dem Mädchen suchte, entging ihm nicht.
    »Ich hab mit Frau Simbach bereits ausführlich darüber gesprochen«, kam der Kommissar zur Sache. »Trotzdem würde mich auch von Ihnen interessieren, was Sie zu den Kontakten von Herrn Simbach zu Herrn Korfus oder zu Herrn Czarnitz wissen.«
    Silke schüttelte heftig den Kopf. »Er hat nie drüber gesprochen. Und wir haben uns auch gar nicht getraut, ihn nach irgendetwas zu fragen. Auch nicht, weshalb er manchmal nächtelang nicht heimgekommen ist.«
    »Er ist nächtelang weggeblieben?«
    »Hat Ihnen das Mami nicht gesagt? Deshalb haben wir uns doch auch nichts dabei gedacht, dass er am Donnerstag verschwunden ist.«
    »Und man weiß nicht, wo er sich dann aufgehalten hat?«
    »Wir vermuteten in Stuttgart. Diskotheken, Frauengeschichten. Außerdem hatte er Freunde in der …« Sie stockte und überlegte, ob sie es in Sergijes Gegenwart sagen sollte. »Ja, in den Kreisen von übergesiedelten Russen.«
    Häberle verstand ihr Zögern. Der Name Sergije deutete auf eine ähnliche Abstammung hin. Er nahm deshalb sofort die Gelegenheit wahr, den jungen Mann darauf anzusprechen, der jetzt lässig an dem Schrank lehnte: »Sie sind auch übergesiedelt?«
    Sergije lächelte. »Mit den Eltern, ja.«
    »Und was hat Sie hierher nach Geislingen verschlagen?«
    Der junge Mann sah zu Silke hinüber, doch das Mädchen erwiderte keinen seiner Blicke.
    »Silkes Onkel«, antwortete Sergije. »Meine Eltern sind nach der Wende von Leningrad in die Oberlausitz gekommen – nach Bischofswerda. Auf der Suche nach einem Job hab ich mich bei Anton Simbach beworben. Ein Wach- und Sicherheitsdienst. Aber weils keine Stelle gab, hat mich Herr Simbach hierher vermittelt.«
    Häberle versuchte, diese Verflechtungen zu registrieren. Ohne den mitschreibenden Linkohr tat er sich manchmal schwer, all die Daten und Fakten zu behalten – vor allem aber, wer was gesagt hatte. Er würde sich dies nachher im Auto sofort notieren.
    »Dann kennen Sie also Herrn Anton Simbach relativ gut?«
    »Gut nicht, aber ich kenne ihn, natürlich.«
    »Ist Ihnen bekannt, ob er Kontakte hierher hat. Also nicht nur zu den Verwandten, sondern in die Stadt?«
    Sergije schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen, um schließlich zu bemerken: »Keine Ahnung. Ich glaub aber eher nicht.«
    »Und was seine Kontakte zu den deutschstämmigen Übersiedlern anbelangt?«
    »Dazu weiß ich nichts, weil ich mich in diesen Kreisen nicht bewege«, erklärte Sergije. »Ich hab mich frühzeitig integriert. Nicht so wie viele meiner Landsleute, die nur rumhängen und Wodka saufen.«
    »Vielleicht«, unterbrach Silke seinen Redefluss, »vielleicht sollten Sie sich mal auf etwas anderes konzentrieren, falls Sie es noch nicht getan haben.« Das Mädchen gab sich energisch. »Geben Sie im Internet bei Google mal das Stichwort Hohenschönhausen ein.«
    Häberle war für einen Moment irritiert. Irgendwo hatte er diesen Ort schon mal gehört.
    »Hohenschönhausen«, wiederholte Silke und erntete damit einen finstren Blick von Sergije, wie Häberle im Augenwinkel registrierte. »Dort könnte sich vielleicht etwas ergeben.«
    »Inwiefern?«
    »Keine Ahnung. Aber schauen Sie mal nach.«
    Häberle wechselte schnell das Thema. »Wer ist eigentlich diese Frau Schanzel, die gerade gekommen ist?«
    Sergije zuckte mit den Schultern, während Silke die Antwort gab: »Eine Kirchengemeinderätin.«

29
    Linkohr hatte darauf verzichtet, Häberle anzurufen, weil er ihn nicht stören wollte. Stattdessen berichtete er während der Fahrt in Richtung Ulm per Handy den Kollegen der Sonderkommission von seinem Gespräch mit dem alten Gunzenhauser. Vor allem aber, was dieser über die Vergangenheit von Simbach und Korfus gemutmaßt hatte. Er bat die Ermittler, die Kontakte nach

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