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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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kommen wir doch gleich zur Sache«, begann Häberle. »Sie können sich wirklich keinen Menschen vorstellen, der Ihnen nach dem Leben trachtet?«
    »So sehr ich auch darüber nachdenke – nein.«
    »Wir haben uns ja schon drüber unterhalten: Ihr Verhältnis zu Alexander Simbach und so. Da gibt es nichts?«
    Er schüttelte heftig den Kopf, während seine Frau regungslos blieb.
    »Und wenn ich Ihnen ein Stichwort geben würde?«
    »Ich bitte darum.« Es klang nicht mehr so überzeugend.
    »Holzapfel.«
    Für einen kurzen Moment glaubte Häberle in Korfus’ Augen ein Zucken zu erkennen. Doch es kam nur eine Gegenfrage: »Holzapfel? Was muss mir das sagen?«
    »Das will ich von Ihnen wissen.«
    Liliane verfolgte das Gespräch gespannt.
    »Holzapfel? Sagt mir gar nichts. Ehrlich nicht. Keine Ahnung.«
    »Aber Hohenschönhausen sagt Ihnen schon was«, stellte Häberle provokativ fest.
    »Natürlich sagt mir das was«, räumte er ein. »Das sagt jedem in der DDR etwas.«
    »Und was sagt es Ihnen? Ich mein, Ihnen persönlich«, blieb Häberle gelassen.
    Korfus blickte irritiert zu seiner Frau, doch deren Gesicht blieb ausdruckslos. »Nun – es ist kein Geheimnis. Ich bin Kraftfahrzeugmechaniker, war damals eine Zeit lang Grenzsoldat. Aber das wissen Sie doch schon alles«, stammelte er.
    »Ja, das ist mir bekannt«, erwiderte Häberle. »Nur: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Fangen Sie jetzt an, in der Vergangenheit zu kramen?« Korfus gab sich keine Mühe mehr, den sächsischen Dialekt zu verbergen. »Ich dachte, Sie ermitteln in Ihrem Mordfall.«
    »Sie werden mir nachsehen, wenn ich mir die Freiheit nehme, alles zu beleuchten. Und ich denke, auch Ihnen müsste daran gelegen sein, den Mordanschlag auf Sie und Ihre Frau aufzuklären.«
    »Was soll diese Frage? Natürlich bin ich das. Aber ich wees nicht, was Sie mit Ihren Fragen bezwecken wolln.«
    »Zunächst mal gar nichts. Also«, kam er wieder zur Sache, »Sie sind Kfz-Mechaniker, das weiß ich – und waren Grenzsoldat, haben Sie gesagt. Demnach scheint beides in einem Zusammenhang zu stehen.«
    »Na ja«, Korfus zögerte, »nach meiner Militärzeit haben se mich gefragt, ob ich mich weiterhin in den Dienst der Republik stellen möchte. Als Kraftfahrzeugmechaniker. Das bin ich dann geworden – in einer Einrichtung des Staates. Eben in Hohenschönhausen. Ich glaub nicht, dass man mir da draus einen Strick drehen kann.« Er hatte wieder Oberwasser. Nur seine Frau schaute ängstlich.
    »Ich will Ihnen keinen Strick drehen. Möglicherweise aber steht Ihre damalige Tätigkeit in irgendeiner Weise mit den Vorkommnissen hier in Verbindung.«
    »Nun machen Se mal halblang, Herr Kommissar. Das ist alles 17 Jahre und noch länger her.«
    »Es ist eine Binsenweisheit, dass einen die Vergangenheit irgendwann einholt.« Häberle sah in das blasse Gesicht von Frau Korfus.
    Schweigen. Der Kriminalist suchte weitere Anknüpfungspunkte. »Mehr als Autos repariert haben Sie in Hohenschönhausen nicht?«
    »Was soll diese Frage? Was hätt ich auch sonst tun sollen?«
    »Nun«, erwiderte Häberle, »bei allem, was man so hört, hat man dort auch jede Menge sonstiges Personal gebraucht.« Er legte wieder eine seiner rhetorischen Pausen ein. »Wachpersonal, Vernehmungspersonal.«
    »Ach, hören Sie doch damit auf.« Korfus wirkte gereizt. »Ich bin Kraftfahrzeugmechaniker und sonst nichts. Das können Se überall nachlesen.«
    »Ich hab das getan. Und da gibt es noch was, was mich stutzig macht.«
    »Und das wäre?«
    »Er hat die Aufgabe ohne Emotionen ausgeführt«, zitierte Häberle aus dem Gedächtnis und registrierte bei seinem Gegenüber nervöses Augenzucken.
    »Was?« Korfus’ Stimme war schwach geworden.
    »Er hat die Aufgabe ohne Emotionen ausgeführt«, wiederholte Häberle und ergänzte: »So stehts in einer Beurteilung über Sie.«
    »Woher haben Se das?«, zischte Korfus.
    »Das spielt keine Rolle. Er hat die Aufgabe ohne Emotionen ausgeführt«, blieb Häberle hartnäckig. »Ich kann mir schlecht vorstellen, dass mit dieser Aufgabe die Reparatur eines Trabis gemeint sein konnte.«
    Korfus Mundwinkel zitterten. »Da müssen Se den fragen, der das geschrieben hat.«
    »Holzapfel?«, fragte Häberle provokativ.
    »Ich hab Ihnen bereits gesagt, dass ich keinen Holzapfel kenne.«
    »Sie können sich also nicht erklären, welche Aufgabe Sie damals so emotionslos ausgeführt haben? Muss so Mitte der Achtziger gewesen sein.«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Na schön.

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