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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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wäre«, meinte er leicht triumphierend. »Eine Sonderkommission muss ständig dafür sorgen, dass sich die Situation verändert.«
    »Und? Hat sie sich denn verändert?«, wurde Faller unsicher. Sein dunkles Jackett spannte.
    »Sonst würd ich Sie jetzt nicht stören.« Häberle verstand es wieder einmal perfekt, ein selbstbewusst auftretendes Gegenüber zu verunsichern.
    »Sie werden es mir gleich verraten.«
    »Das werd ich. Und ich möchte Sie inständig bitten, mir alles zu sagen, was Sie wissen.« Er sah ihn eindringlich an. »Alles«, wiederholte er. »Und wenn ich das sage, meine ich das auch so.«
    »Sie reden, als würde ich Sie anlügen«, kam es vorwurfsvoll zurück.
    »Genau so ist es«, erklärte Häberle mit entwaffnender Ehrlichkeit, was bei Faller Sprachlosigkeit auslöste. Er schnappte nach Luft.
    »Jetzt passen Sie mal auf«, machte der Kriminalist weiter und ließ damit durchblicken, dass er wild entschlossen war, alles zu erfahren. »Sie erzählen uns die Story vom Pferd und glauben im Ernst, wir nehmen sie Ihnen ab.«
    Faller wusste noch immer nicht, wie er reagieren sollte.
    »Sie stecken tiefer in der Sache drin, als Sie uns sagen wollen.«
    Faller lehnte sich zurück und versuchte, locker zu wirken. Häberle ließ sich nicht beeindrucken.
    »Also«, machte er weiter, »Thema Handy – und nur darum gehts mir. Simbachs Handy. Sie erinnern sich. Der Leichenbestatter hats Ihnen gegeben, sagen Sie. Und Sie habens auf den Fenstersims gelegt, im Turm. Behaupten Sie.«
    Faller verzog keine Miene.
    »Und dort ist es spurlos verschwunden. Der große Unbekannte ist gekommen, hats eingesteckt und hat – jetzt hören Sie gut zu – und hat sich damit anrufen lassen. Und ich sag Ihnen auch, wo sich Ihr großer Unbekannter hat anrufen lassen.«
    Noch immer keine Reaktion.
    »Hier«, sagte Häberle. Die Geodaten des Handys hatten zwar nur auf den westlichen Stadtrand und damit auf dieses Industriegebiet hingedeutet. Der Chefermittler aber ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wo er den Standort des Handys zum Zeitpunkt des Anrufes vermutete: »Hier drin«, bekräftigte er. »Sie sind an den Apparat gegangen, als er geklingelt hat. Sie.« Häberle wurde laut.
    »Entschuldigen Sie …« Faller wollte einen Einwand wagen, doch Häberle ließ ihn nicht zu. »Sie haben das Gerät noch tagelang hier bei sich gehabt«, stellte er fest. »Warum auch immer. Wahrscheinlich haben Sie auf eigene Faust rauskriegen wollen, was dieser ungeliebte Simbach so getrieben hat – vor allem aber, weshalb er zusammen mit Torsten Korfus die Kirche in Verruf gebracht hat. Wahrscheinlich wollten Sie den großen Skandal in der Stadt vermeiden.« Häberle überlegte. »Ich hoffe mal in Ihrem Interesse, dass es so war. Man könnte Ihr Verhalten natürlich auch anders auslegen.«
    »Was heißt, anders auslegen?«
    Häberle fühlte sich in seiner Theorie bestätigt. »Der Staatsanwalt könnte auch zu der Überzeugung gelangen, Sie hätten das Handy ganz bewusst beseitigen wollen. Beihilfe zum Mord zum Beispiel.«
    Faller erschrak. »Sie werden doch nicht im Ernst …« Er schien das Undenkbare nicht aussprechen zu wollen.
    »Sie wären nicht der Erste, der das Ausmaß solchen Verhaltens erst in Ulm überblickt hat.«
    »In Ulm?« Faller war kreidebleich geworden.
    »Ja, in Ulm. Schwurgericht. Wissen Sie, was auf Beihilfe zum Mord steht?« Häberle war sich jetzt ganz sicher, den Unternehmer weichgekocht zu haben. Jetzt war es Zeit für einen Frontalangriff. »Also«, wurde er wieder sachlich. »Dienstagnachmittag kurz nach drei hat das Handy geklingelt. Sie hatten es hier«, dozierte der Ermittler. »Stimmt das?«
    Faller war in sich zusammengesunken. Er holte tief Luft und kniff die Augen zu. Noch bevor er etwas sagen konnte, hielt ihn Häberles Handy davon ab. Ausgerechnet jetzt. Widerwillig holte Häberle das Gerät aus der Innentasche seiner Jacke und überlegte, dass er Faller jetzt nicht verlassen durfte. Egal, was dieser Anrufer jetzt von ihm wollte.

34
    Sander war in die Artikel vertieft. Er hatte noch einmal zurückgeblättert, um sich einzulesen. Damals, so entsann er sich, war ein Verwandter dieses Mädchens in die Redaktion gekommen und hatte darüber geklagt, dass die damals 18-Jährige noch immer als politisch Gefangene in Bautzen sitze, obwohl doch das DDR-Regime aufgehört habe zu existieren. Die Erleichterung darüber mischte sich aber mit der großen Sorge, die verbliebenen Agenten der Staatssicherheit könnten die

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