Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
Vom Netzwerk:
das tust, was notwendig ist, um am Leben zu bleiben.« Sie schüttelte den Kopf und verließ den Raum.
    Abby war immer der sichere Hafen, ein Ort der Zuflucht, in meinem ruhelosen Leben gewesen, und ich konnte mich nicht erinnern, sie jemals so bekümmert gesehen zu haben. Ich nahm an, dass sie wohl recht hatte. Die Mutter benutzte mich, aber es war an mir, ihr Einhalt zu gebieten. Ich sollte das wahrscheinlich tun, ehe mich jemand – oder etwas – umbringt. Vielleicht sollte das jetzt lieber meine letzte Jagd sein. Ich könnte mir eine geregelte Arbeit suchen und … Was dann? Sollte ich etwa von der ganzen Aufregung Abschied nehmen, den todesverachtenden Heldentaten? Dem Schmerz, den gebrochenen Knochen? Ich zitterte bei der Erinnerung an die Verbrennungen. Wem versuchte ich da, etwas vorzumachen? Ich war süchtig nach meinem aufregenden Leben geworden, es war ein Tanz auf dem Vulkan … Ich kam nicht mehr los davon, und es würde mich wahrscheinlich irgendwann umbringen.
    Ich verließ das Haus durch den Hintereingang, lief ums Haus herum, und dann kam tatsächlich ein glänzend roter Pick-up wie ein Panzer die Straße entlang auf mich zu. Er hielt neben mir an, und das Fenster auf der Beifahrerseite glitt herunter. Ich lehnte mich an die Tür. Flynn wirkte nur ein bisschen weniger müde als heute Morgen.
    »Ich brauche eine Mitfahrgelegenheit nach Hause«, sagte ich.
    Er nickte. »Steigen Sie ein.«
    Ich öffnete die Tür und nahm Platz.
    Flynn starrte mich an. »Sie sehen schon wieder völlig daneben aus. Nur schlimmer. Wer hat das gemacht?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Blödsinn.« Er klappte die Blende vom Beifahrersitz herunter, sodass ein Spiegel zum Vorschein kam.
    Mein Gesicht sah so aus, als hätte mir jemand mit einem Pinsel lila und schwarze Farbe unter die Augen geklatscht und einen Strich über den Kiefer gezogen.
    »Eine berufliche Meinungsverschiedenheit. Das ist alles.« Er zog den Gurt über meine Schulter und befestigte ihn.
    »Wer hat gewonnen?«, fragte er.
    »Was gewonnen?«
    »Die berufliche Meinungsverschiedenheit.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es war eher ein Unentschieden.«
    »Dann wird es Ihnen ja nichts ausmachen, zur Polizei zu gehen und Meldung zu machen.«
    »So sehr war es dann doch nicht unentschieden.« Der Gurt klickte, als ich den Knopf drückte, um ihn zu lösen. »Ich nehme den Bus.«
    Flynn packte meinen Arm, als ich die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. »Nein. Ich habe Ihnen Selenes Hasen mitgebracht.«
    Er griff über mich hinweg, um mich daran zu hindern, dass ich die Tür öffnete. Die Müdigkeit, die schon heute Morgen dafür gesorgt hatte, dass er sich langsam bewegte, war immer noch da, doch er hatte geduscht und sich rasiert. Er verströmte einen schwachen Duft nach Zitronen, und sein dunkles Haar brauchte immer noch einen frischen Schnitt. Es übte einen ganz starken Reiz auf mich aus, und ich musste mich mit Gewalt davon abhalten, ihm mit den Fingern durchs Haar zu fahren. Professionelle Distanz, Cassandra. Bleib ganz cool!
    Er ließ mich los und lehnte sich zurück.
    »Ich mag es nicht, wenn man mich zu irgendetwas zwingt«, erklärte ich.
    »Ich auch nicht. Und doch bin ich hier, weil meine Mutter mich zwingt, mich auf die Helfershelferin einer betrügerischen Hellseherin zu verlassen.« Er klang so, als hätte er sich der Situation ergeben.
    »Die Erfolge der betrügerischen Hellseherin und der bewussten Helfershelferin scheinen Sie wohl nicht sonderlich zu beeindrucken.« Ich versuchte, einen arroganten Tonfall anzuschlagen, doch meine Worte klangen nur wütend.
    »Das würden sie ja vielleicht, wenn ich ein bisschen mehr wüsste. Die Ergebnisse, die Sie erzielen, sind gut und schön. Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie Sie sie erzielen. Ich habe Ihre Akte gelesen … Erinnern Sie sich?«
    Flynn, der Cop, glaubte an Gesetz und Ordnung. Die Erdmutter hatte ihn den Guardian genannt. Ich dagegen schlug mich ständig mit dem Chaos herum und versuchte, ein bisschen Ordnung in alles zu bringen. Meist scheute ich vor dem Gesetz zurück oder beachtete es gar nicht erst; zumindest seine theoretische Version des Gesetzes.
    Die Hauptverkehrszeit war vorbei, sodass wir gut durchkamen. Die Sonne war schon untergegangen, und es war jetzt nicht mehr ganz so heiß.
    »Warum sind Sie an Abbys Haus vorbeigefahren?«, fragte ich.
    Kurz presste er die Lippen fester aufeinander. »Ich weiß es nicht. Ich bin nach Hause gefahren, um den verdammten Hasen zu holen. Und

Weitere Kostenlose Bücher