Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
vielleicht symbolisiert sie für sie ja das, was die Menschen ihrem Land angetan haben, und sie sehnt sich in die alten Zeiten zurück.
Ich schob die Pistole in ein Holster unter meinem Arm an der Taille. Im Holstergurt steckten zusätzliche Magazine. Ein Bronzemesser schob ich in eine Scheide, die ich am linken Unterarm trug; das kleinere steckte ich seitlich in einen meiner Schnürstiefel. Ich drehte und streckte mich und rückte alles so lange zurecht, bis es richtig saß, um dann eine sandfarbene Jacke überzuziehen, unter der die Waffen verschwanden, und die Wohnung zu verlassen.
Maxie Fountain war von einem Perversen mit Videokamera und Ambitionen in Kinderpornografie entführt worden. Der Perversling erzählte mir alles, nachdem ich ihn von seinem Fehlverhalten überzeugt und seine Einstellung korrigiert hatte.
Ich fand auch Kinder, die von Elternteilen entführt worden waren, die kein Sorgerecht erhalten hatten und meinten, die Barrows wären perfekt geeignet, um dort unterzutauchen. Aber das waren Einzelfälle. Die meisten Kinder wurden aus viel zwielichtigeren Gründen verschleppt. Sie wurden zu Akolythen, wie Abby es nannte … kleine Schattensoldaten, die dazu ausgebildet wurden, in die Dienste des Schattens zu treten. Bei ihr klang es wie eine Verschwörung … so eine Art finsterer Untergrundbewegung.
Es gab viele Schwerverbrechen in den Barrows, aber keine organisierte Kriminalität – oder besonders finstere Untergrundbewegungen, noch nicht. Der Boden dafür war jedoch bereitet, es fehlte nur ein Anführer. Sollten plötzlich riesige Mengen von Waffen und Sprengstoff eingeschleust werden, konnte alles passieren. Vielleicht schmiedete einer bereits Pläne dafür.
Kinder in Selenes und Richards Alter waren in der Regel Ausreißer, aber es dauerte nicht lange, bis sie zu den anderen stießen. Die Übereinstimmungen … die Briefe, das Goblin Den sowie die Ankündigung des dunklen Mondes änderten nichts an der Möglichkeit, dass sie vielleicht doch ausgerissen waren. Viele meiner verlorenen Schafe hatten sich überhaupt nicht verirrt, sondern waren genau dort, wo sie sein wollten. Die Vorstellung, dass keiner sie unter den Ausgestoßenen der River Street finden würde, übte einen großen Reiz auf sie aus. Lebten sie an der Küste, würde es sie nach New York oder Los Angeles ziehen. Ich konnte nicht viel mehr tun, als zu versuchen, sie dazu zu überreden, wieder nach Hause zu gehen.
Für gewöhnlich spürte ich sie in billigen Imbissbuden und Cafés auf, in denen Jugendliche abhingen und wo sie versuchten, ein Essen zu schnorren, und in einer der drei Missionen, die sich um die Ausgestoßenen kümmerten. Heute Abend begann ich meine Suche oben.
Mein Wagen lief zur Abwechslung mal gut, und die drückende Hitze des Tages hatte sich etwas gelegt. Ich hielt vor einer Drogerie an und machte Kopien von den beiden Bildern. Wahrscheinlich würde ich ein paar verteilen müssen. Kühle Luft strömte durch die heruntergekurbelten Fenster, als ich den Copper Creek überquerte und die River Street hinunter in die Barrows fuhr.
Die bewohnten Barrows erstreckten sich zu beiden Seiten der River Street – der Hauptstraße, die zu den geschäftigen Docks entlang des Tiefwasserkanals führte. Läden säumten die Straße nicht weiter als zwei Blocks. Danach kam ein zwielichtiges Gebiet mit teilweise leer stehenden alten Gemäuern, die von den Bastinados als Ausgangspunkt für ihre Operationen genutzt wurden. Die Gebietsgrenzen änderten sich häufig, da es ständig Kämpfe um die Vorherrschaft über die städtischen Ruinen gab.
Danach gelangte man – wenn man sich traute – ins erbarmungslos finstere Herz der Barrows: die völlig verlassene Zombie Zone.
Die Zombie Zone. Dreißig Straßenzüge mit leeren, verfallenden Gebäuden, die vom widerlichen Gestank stillgelegter Fabrikhallen durchdrungen waren. In alten Artikeln des Chronicle stellte man die Vermutung an, dass die Zombie Zone infolge eines kompletten Zusammenbruchs der Infrastruktur im Jahre 1948 entstanden wäre. Doch es fällt schwer, ein genaues Datum für solche Ereignisse festzulegen. Ich konnte über die damaligen Ereignisse nur ganz wenige Informationen finden. Man gewinnt fast den Eindruck, als wäre jemand hingegangen und hätte das ganze Gebiet ausradiert. Genau wie die Barrows wird auch die Zombie Zone von den meisten Leuten einfach ignoriert. Keiner – nicht einmal die Bastinados – hält sich längere Zeit in der Zombie Zone auf;
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