Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
Männer stürzten zu Boden. Dem zweiten gelang es, einen einzigen, schallgedämpften Schuss abzugeben. Michael knurrte wie ein Wolf. Die Kugel hatte seinen Arm nahe der Schulter gestreift und war in ein Bild an der Wand geschlagen. Glas klirrte, als es herunterfiel.
Michael packte den Schützen an Hemd und Gürtel, hob ihn wie ein Spielzeug hoch und schleuderte ihn gegen das Fenster, durch das man auf die Tanzfläche schauen konnte. Allerdings bestand das Fenster nicht aus Glas, das hätte brechen können. Der Mann schlug mit einem satten Klatschen gegen die Wand aus Plexiglas, hing einen Sekundenbruchteil regungslos da, ehe er zu Boden rutschte und sich nicht mehr rührte.
Nachdem Michael für den Abflug des Schlägers gesorgt hatte, drehte er sich sofort wieder zu Theron und dem anderen Leibwächter um. Seine Waffe lag nur einen knappen Meter von seiner Hand entfernt auf dem Boden, doch Therons zappelnder Körper verhinderte, dass er danach greifen konnte. Michael trat die Waffe weg … und dann gegen den Kopf des Mannes. Dieser atmete nur noch einmal laut zischend ein und aus, ehe sein Körper erschlaffte.
Michael packte Theron bei Hemd und Haaren und zog ihn hoch. Theron schrie auf, ein schrilles Kreischen, das mitten im Atemzug abbrach.
»Cassandra.« Ich zuckte zusammen, als Michael meinen Namen aussprach. »Pericles wirkt ein bisschen müde. Könntest du vielleicht einen Stuhl für ihn holen?«
Ich eilte zum Tisch und zog den Stuhl dahinter hervor. Dieses Schauspiel widersprach allem, was ich gelernt hatte, und dem Konzept, dass ich diejenige war, die die Gewalt kontrollierte, die in meinem Leben auftrat. Aber ich beschwerte mich nicht.
Michael setzte Theron mit überraschender Sanftheit auf den Stuhl. Theron schien förmlich geschrumpft zu sein. Außer schnell und tief einzuatmen, gab er keine anderen Geräusche von sich. Sein Arm hing herunter, doch als Michael ihn losließ, zog er ihn hoch und umklammerte ihn mit seiner unverletzten Hand. Die Schwellung an seinem Handgelenk musste äußerst schmerzhaft sein. Da ich selbst mehr als genug mit gebrochenen Gliedern zu tun gehabt hatte, wusste ich, was er litt, aber ich konnte kein Mitgefühl für einen Mann aufbringen, der Kinder brutal behandelte. Ich musterte Michael einen kurzen Moment lang. Er hatte plötzlich ein Talent zu Gewalt gezeigt, welches ich bei ihm noch nicht gesehen hatte. Vielleicht waren ja einige der Gerüchte, die über ihn kursierten, doch wahr.
Michael stand vor Theron. »Cassandra muss dir ein paar Fragen stellen. Ich glaube, du solltest sie beantworten.« Sein Tonfall war freundlich, doch unterschwellig schwang tödlicher Ernst mit. Michael, den Erzengel, wollte ich bestimmt nicht zum Feind haben.
Theron nickte. Er beachtete mich gar nicht, sondern zog es vor, die echte Gefahr im Auge zu behalten, die vor ihm stand.
»Zeig ihm die Bilder, Cass«, sagte Michael.
Ich fischte Richards und Selenes Fotos aus meiner Jackentasche und hielt sie Theron vors Gesicht. Er sah sie eine Sekunde lang an, dann richtete er den Blick wieder auf Michael. Er starrte ihn lange an und sagte dann: »Hammer hatte sie. Ich wollte sie haben, aber er meinte, dass sie für einen besonderen Käufer wären und ich nicht genug Geld für sie hätte.«
Ich kannte Hammer … ein kleiner Drogendealer und Zuhälter. Bisher war er nicht mit Entführungen in Erscheinung getreten, aber ich nahm an, dass er ja sein Geschäft ausgeweitet haben könnte.
Ein paar Bastinados und Perverse, die mir im Weg gestanden hatten, waren von mir schon schwer verletzt worden; ein paar hatte ich sogar in Notwehr getötet. Ich zog mein Messer und beschloss, dass mein erster echter Mord einen Mann treffen sollte, der Kinder prostituierte. Michael griff nach meinem Handgelenk.
»Erspar dir die Mühe. Ein anderer würde seinen Platz einnehmen. Lieber das Böse, das man kennt, als etwas Neues.«
Ich versuchte, mich Michaels unnachgiebigem Griff zu entziehen, aber schließlich hörte ich auf, mich gegen ihn zu wehren.
Er hatte recht. Ich wusste, wie Theron vorging, und dadurch hatte ich Maxie Fountain aufspüren können. Trotzdem wollte ich das alles aufs Spiel setzen und ihn dessen ungeachtet umbringen. »Diesmal lasse ich dich noch davonkommen«, zischte ich. »Danke dem Erzengel dafür. Das nächste Mal hast du unter Umständen nicht so viel Glück.«
»Wer ist Hammers Käufer?«, fragte Michael Theron.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.« Therons Kopf hing herunter.
Ich
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