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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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Genauso verbraucht wie das schäbige Zimmer, in dem er saß. Ein halb volles Glas und eine halb leere Flasche mit Bourbon zierten den Tisch, wo seine rechte Hand lag.
    »Ich sagte doch …« Seine Stimme verebbte, als er mich sah. Das Stirnrunzeln, die offensichtliche Verärgerung auf seinem Gesicht, verschwand. Er zog eine Augenbraue hoch. Seine Mundwinkel zuckten, als müsste er lächeln, obwohl er es nicht wollte. »Na, du Landpomeranze, du kommst ja wohl direkt vom Dorf?«
    »Keine Sorge. Ich hab mir die Schuhe abgetreten.« Verdammt, ich musste mir unbedingt neue Sachen zum Anziehen besorgen.
    »Was willst du?« Seine tiefe Stimme klang nur mäßig interessiert.
    »Einen Job. Ich habe das Schild gesehen. Ich kann tippen und Sachen abheften.« Ich schaute zum Fenster, aber es war unter hoch aufgetürmten Kisten nicht zu sehen. Wahrscheinlich war es schon seit Monaten zugestellt. Vielleicht sogar seit Jahren.
    »Vergiss es.« Er musterte mich, als würde er über etwas nachdenken. »Du kannst bestimmt was Besseres finden.«
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht später. Ich komme doch frisch vom Land. Schon vergessen? Keiner will mit mir ein Risiko eingehen.« Es war noch schlimmer als das. Die meisten hatten mich ausgelacht.
    Er holte tief Luft und hielt dann zögernd inne. Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. »Okay. Teilzeit, zwanzig Stunden die Woche, Mindestlohn.«
    »Hört sich gut an.«
    »Tut es nicht. Lass mich raten. Du willst das Handwerk lernen. Ein Privatdetektiv werden wie im Film.«
    »Sie meinen, damit ich so erfolgreich werde wie Sie?« Ich bedachte ihn mit einem recht arroganten Grinsen. Ich mochte diesen Mann.
    Er lachte, aber es klang eher nach einem Bellen. »Ein Punkt für dich, Pommeränzchen. Hör zu. Ich habe keine Zeit für den normalen Papierkram. Ist es in Ordnung, wenn ich dich bar bezahle?«
    »Erst mal ja. Mr. Durbin, ich …«
    »Eddie.«
    »Eddie. Ich bin Cass.«
    »Cass?«
    »Cassandra.«
    »Ungewöhnlicher Name.« Seine Hand schloss sich um das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, das auf seinem Tisch stand.
    »Eigentlich habe ich echt Glück. Meine Tante heißt Cassiopeia. Alle nennen sie Pete.«
    Eddie veränderte seine Position auf dem Stuhl. Mit einer wohl häufig ausgeführten Bewegung hob er das Glas an die Lippen und leerte es.
    Ich rief mir in Erinnerung, dass ich wirklich dringend Arbeit brauchte.
    Eddie knallte das Glas auf den Tisch und sah mich einen Moment lang an. Dann lächelte er. Das war richtig nett. Es ließ ihn zehn Jahre jünger aussehen. »Sei morgen früh um acht Uhr da. Ich besorge dir einen Schlüssel. Du kannst den Tisch im Vorzimmer benutzen.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Ein Haufen Stofffetzen und ein Teil der Polsterung des Sofas bildeten einen fußballgroßen Bausch auf dem Stuhl. Ich erkannte ein Rattennest, wenn ich eines sah. »Räuchern Sie das aus, oder soll ich das erledigen?«
    Eddie griff nach der Flasche, um sich nachzuschenken. »Sprich nicht vom Ausräuchern. Damit verärgerst du meine Klienten.«
    »Beide?«
    Die Autos setzten sich wieder in Bewegung. »Und so bin ich Privatdetektivin geworden. Ich lernte die Barrows kennen und verdiente für ihn das Geld, das den Laden am Laufen hielt. Eddie …« Ach, ich konnte es ihm auch gleich erzählen. »Ihm waren ein paar schlimme Sachen passiert. Sein Sohn war gestorben, seine Frau hatte ihn verlassen. Eddie war mein erster Liebhaber. Ich war noch Jungfrau und verliebte mich unsterblich in ihn. Ich liebte ihn so sehr. Für mich schränkte er sogar das Trinken ein. Wir waren ein tolles Paar. Aber dann wurde er umgebracht …« Ich würgte kurz.
    »Umgebracht?«
    »Er kam eines Morgens ins Büro und überraschte einen Einbrecher. Es war noch ein Jugendlicher, aber er lief weg und stürzte Eddie die Treppe hinunter.«
    Es fiel mir auf, dass Flynn Eddie ein bisschen ähnlich sah. Eine jüngere, gesündere Ausgabe, aber sein Lächeln war genauso warmherzig.
    »Was ist mit dir? Gibt’s bei dir auch eine verlorene Liebe?«
    »Eine. Als ich achtzehn war.« Flynn beließ es dabei. Das war klar; denn einen Mann dazu zu bringen, über eine verlorene Liebe zu sprechen, war nicht leicht … es grenzte ans Unmögliche.
    Danach redeten wir nicht mehr viel, und ich verdrängte die Erinnerungen an damals. Ich fuhr weiter die River Street entlang und bog zum Abstellen meines Wagens auf einen öffentlichen Parkplatz nicht weit vom Holey Joe’s ab. Ich riss den Wagen herum, um

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