Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
Vom Netzwerk:
Teil eines Stadtparks gewesen war.
    Rollstuhl-Harry ist meistens ein glücklicher Mann. Er rollt die River Street wie ein graubärtiger, mittelloser Weihnachtsmann hoch und runter. Ich mochte ihn, versuchte aber immer, nicht in Windrichtung von ihm zu stehen, denn er badete selten, rasierte sich nie, und es lebten winzige, nicht identifizierbare Wesen in diesem Bart. Die Leute gaben ihm häufig Geld, damit er sich entfernte.
    Ich kam eines Nachts hinter sein Geheimnis, als ich ihn dabei erwischte, wie er einen seiner obdachlosen Brüder im Schlaf bestahl. Harry kann laufen. Als ich ihn zur Rede stellte, erklärte er mir, er würde den Rollstuhl nur deshalb benutzen, weil er einen Hochschulabschluss hätte und die Leute ihm ständig sagen würden, er solle sich doch eine Arbeit suchen.
    Harry grinste mich an, als ich mich ihm näherte. Er hatte ein T-Shirt mit herausgeschnittenen Ärmeln an, und als er sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn wischte, blitzte kurz langes, dichtes und lockiges Achselhaar auf.
    Flynn rümpfte die Nase und bedachte mich mit einem Blick, der besagte: Du machst wohl Witze .
    »Na, wie läuft’s denn so, Harry?«
    »Die Räder drehen sich, Cass. Sieht so aus, als hättest du jetzt jemanden, der dafür sorgt, dass deine immer geschmiert werden.« Er zwinkerte mir zu.
    »O ja.« Ich lachte über seinen groben Scherz.
    Flynns Kiefermuskel zuckte, als er die Zähne zusammenbiss. Ich zog die Fotos von Selene und Richard hervor. Harry fing plötzlich an, meinem Blick auszuweichen.
    »Was ist los, Harry? Hast du die beiden gesehen? Nenn mir einen Namen. Keiner wird es erfahren.«
    »Das ist nicht fair«, grummelte Harry.
    »Was ist nicht fair?«
    Harry seufzte. »Es ist wohl ohnehin egal. Hab sowieso keine Chance, wenn alle suchen.« Er zog einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn mir. Es handelte sich um eine Fotokopie von Richard und Selenes Fotos.
    »Wo zum Teufel hast du die denn her?«
    »Der Hübsche, der den Jaguar fährt, lief gestern Abend herum und verteilte sie. Bastinados, Straßenmädchen … alle haben so einen Zettel bekommen.«
    Die Worte, die unter den Bildern standen, sagten alles. Es wurden Hunderttausend demjenigen in Aussicht gestellt, der Informationen über ihren Aufenthaltsort hatte, und Zweihunderttausend, wenn beide Kinder unversehrt im Erzengel abgeliefert wurden. Jeder würde das, was er wusste, für sich behalten, weil er hoffte, den Geldregen einzuheimsen. In den Barrows würde ich nichts erfahren.
    »Shit, Shit, Shit«, rief ich, als ich wieder in den Wagen stieg. Flynn war auf dem Beifahrersitz in sich zusammengesunken und schaute mich nicht an. Er hatte verstanden, was los war. Ich schmiss den Motor an und machte mich auf den Weg zum Erzengel.

Kapitel 16
    Zumindest musste man sich um ein Uhr mittags nicht um einen Parkplatz prügeln. Das war sehr gut, denn ich war so wütend, dass ich mit dem Wagen durch die Glastüren in die Eingangshalle gebrochen wäre, hätte ich ihn nicht sofort abstellen können. So aber parkte ich vor dem Gebäude, direkt unter dem Leuchtengel, der immer noch seine elektrischen Flügel schwang, wobei das nachts so grelle Flackern durch den strahlenden Sonnenschein gar nicht zu erkennen war.
    Die Empfangsdame, die drinnen hinter ihrem Tisch saß, stand auf, als wir hereinkamen. Sie bedachte Flynn mit einem strahlenden Lächeln. »Mr. Michael hat mitteilen lassen, er sei im Büro«, sagte sie, während ihr Blick die ganze Zeit an Flynn hing. Michael erwartete mich also. Er hatte gewusst, dass ich früher oder später von den Flugblättern erfahren würde.
    Flynn murmelte irgendetwas vor sich hin, als wir die Treppe hinaufstiegen.
    Michael öffnete die Tür, ehe ich dort angekommen war. Mit einem anmutigen Schwung seiner Hand bat er uns herein. Er schloss die Tür hinter uns.
    Mühsam versuchte ich, ruhig zu bleiben, doch meine Stimme klang abgehackt. »Was zum Teufel hast du getan?«
    Michael, den meine Wut völlig kaltließ, sagte: »Ich versuche, dir das Leben zu retten, Cass. Deshalb habe ich dich auch selber zum Goblin Den gebracht. Du kannst nicht …«
    »Verdammte Scheiße!«, schrie ich. Ich zitterte vor Wut und stand kurz davor, alles kurz und klein zu schlagen, was sich mir in den Weg stellte. Ich tat mein Möglichstes, um mich wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Es war nicht nötig, so heftig zu reagieren.
    Aber zur Hölle mit ihm … ich hatte das Recht dazu.
    Flynn sah Michael an. »Das ist Schwachsinn.« Seine Arme

Weitere Kostenlose Bücher