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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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welches ich mal gebraucht erstanden hatte und dessen Federn sich allmählich verselbstständigten. Um den fadenscheinigen Bezug zu verstecken, legte ich immer eine Decke darüber. Sie hatte ihren schlanken, gut anderthalb Meter langen, beige-braun gezeichneten Leib zu einem festen Ball zusammengerollt. Die gespaltene Zunge zuckte rein und raus, während sie die Gerüche der sie umgebenden Welt in sich aufnahm.
    In einem kleineren Terrarium, das auf einem selbst gemachten Bücherregal stand, welches aus alten Brettern und Zementblöcken zusammengebastelt war, ruhte die fünfzig Zentimeter lange, rot-schwarz gestreifte Nirah auf ihrem Lieblingsstein. Beide Schlangen konnten sich frei bewegen, aber die Glasbehälter waren ihr Privatbereich.
    Horus ließ die Mäuse auf den Boden fallen. Ich packte sie an den Schwänzen und bugsierte in jedes Terrarium eine. Dann ging ich in die Küche und machte eine Dose mit teurem Katzenfutter aus der Gourmet-Abteilung von Athena’s Haustierreich auf. Die Küche füllte sich mit dem durchdringenden Geruch von saftigem Thunfisch an zarten Leberstückchen.
    Ich halte es für einen guten Deal. Ich kaufe den Thunfisch, und Horus versorgt die Mädchen mit Mäusen. Allerdings habe ich den Verdacht, dass er sich nur auf das Arrangement eingelassen hat, weil er so gerne jagt, und nicht, weil er vor Nächstenliebe überfließt oder ein großartiger Feinschmecker wäre.
    Ich bin ein unabhängiger Mensch und tue eigentlich nur das, worauf ich Lust habe. Ein geregelter Arbeitstag ist nichts für mich, deshalb bin ich auch so häufig pleite. Vor allem, nachdem ich meinen Job als private Ermittlerin an den Nagel hängen musste. Den hatte ich nämlich dank eines der lieben Kollegen von Flynn verloren, so ein religiöser Eiferer, der Hellsehern und deren Lakaien, wie er sie nannte, den Krieg erklärt hatte. Ein Lakai, das bin ich.
    Als mich die Erdmutter in ihren Dienst berief, stattete sie mich mit besonderen Gaben aus. Leider gehörte Geld nicht dazu. Abby sagt, dass sie auch nie materielle Unterstützung erhalten hätte außer den Einnahmen fürs Hellsehen. Jedes Mal, wenn Abby mir Geld anbietet, lehne ich es ab. Von meinen Eltern wurde mir beigebracht, dass ich auf mich selbst aufpassen müsste. Mir stehen monatlich ein paar Hundert Dollar aus dem Treuhandvermögen meines Großvaters zur Verfügung, aber häufig muss ich mich zwischen Miete und anderen dringenden Sachen entscheiden – wie Bronzekugeln.
    Ich weiß nicht, wer oder was die Erdmutter eigentlich ist. Im Grunde genommen sind mir viele Dinge auf dieser Welt ein Rätsel. Müsste ich die Erdmutter mit Worten beschreiben, würde ich sie als Halbgöttin bezeichnen. Also nicht Gott, der allmächtige Herrscher des Universums, sondern etwas anderes Mächtiges wie der Schatten, der in den Barrows lebt.
    Nirah hatte ihr Frühstück verschmäht und war aus ihrem Terrarium gekrochen, um mit Horus Katz und Maus zu spielen, wobei sie mit ihrem schlanken Leib jedoch flinker war als jeder kleine Nager. Sie jagten durchs ganze Zimmer, und Nirah ließ sich immer mal wieder von Horus fangen, um ihn bei Laune zu halten. Nofretete kam auch heraus. Ihre Maus bildete einen Klumpen zehn Zentimeter hinter ihrem Kopf. Sie suchte die Fensterbank auf, wo sie sich in die Sonne legte. Sie sparte sich ihre Kraft lieber für Momente auf, in denen es darum ging, schnell und tödlich zuzustoßen.
    Ich trat ans Fenster, von wo aus ich eine gute Sicht auf die Barrows hatte. Das Gelände fiel nach Süden zum Fluss und den feuchten Niederungen hin ab.
    Duivel in Missouri liegt am Sullen, einem tiefen Wasserlauf, der am Ende in den mächtigen Mississippi mündet. In den Legenden der ursprünglich holländischen Siedler heißt es, dass der Teufel das Land aus der Hölle nach oben geschoben hätte. Deshalb benannten sie die Stadt nach ihm, dem Vater der Lüge. Duivel – übersetzt der »Teufel«.
    Rund hunderttausend Menschen leben in und um Duivel, das auf drei Seiten von morastigen Sümpfen umgeben ist, die Bog genannt werden. Der Bog ist das Quellgebiet des Sullen. Die alten Gemäuer der Barrows liegen auf einem zehn Quadratmeilen großen, felsigen Terrain jenseits des Flusses und zwischen Bog und Wohnviertel.
    Wenn Detective Flynn und andere von den Barrows sprechen, meinen sie damit die gut laufenden, wenn auch obskuren Läden in der River Street. Es gab zwar auch ein paar seriöse Geschäfte in der Straße, doch hinter den Fassaden der vielen glitzernden Bars,

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