Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
Wenn man ein Kind aus einer Umgebung herausnimmt, die böse ist, und dieses Kind mit Freundlichkeit, Liebe und Regeln aufzieht, kann man es retten.
Detective Flynn blickt wie die meisten Einwohner Duivels über die Abgründe der Barrows hinweg, ohne sie zu sehen. Er steht unter dem Zauberbann, sodass er die vielen wilden Geschichten, die über mich in der River Street kursieren, nicht glaubt.
Wenn Selene in den Barrows war, würde ich sie finden. Sie herauszuholen könnte dagegen etwas schwieriger werden.
Ich musste mit Abby reden. Und wenn ich lange genug bei ihr abhing, könnte ich vielleicht sogar noch ein Abendessen abstauben. Wegen der Hitze machte ich mir einen Pferdeschwanz, kramte Shorts und ein paar Sandalen heraus.
Da jetzt alkoholfreies Blut durch meine Adern strömte, funktionierte auch das logische Denkvermögen wieder. Ich überlegte mir, dass ich wahrscheinlich erkannt hatte, zu betrunken zu sein, um unbeschadet nach Hause zu kommen. Deshalb hatte ich das Auto stehen gelassen, ehe jemandem – ich eingeschlossen – etwas passierte. Die Autoschlüssel lagen auf der Küchenarbeitsplatte, wo ich sie normalerweise deponierte. Horus, Nirah und Nofretete würden sich gegenseitig Gesellschaft leisten, bis ich zurückkam.
Ich ging die Treppe hinunter und verließ das Haus durch den Hintereingang, über den ich auf den Parkplatz gelangte. Trockene Saunahitze schlug mir entgegen, sodass ich nach Luft schnappen musste und die Haut auf meinen gerade erst verheilten Verbrennungen kribbelte. Das Mietshaus, in dem ich wohne, ist ein Betonklotz, der genau wie alle anderen Mietshäuser in meiner Straße aussieht. Dreistöckige Würfel, die in einem grässlichen Behördengrün gestrichen sind.
Die Müllabfuhr vergaß praktischerweise mindestens einmal die Woche, die Mülltonnen zu entleeren, und ich rümpfte die Nase beim üblen Gestank, den sie verbreiteten. Schlichte Stellplätze boten zu wenig Parkraum und sorgten ständig für Reibereien zwischen den Anwohnern.
Mein sechs Jahre altes Teil, ein schmutzig grauer, fünftüriger Sedan, stand tatsächlich auf seinem Stellplatz. Ich konnte keine größeren Beulen entdecken, die sich zu den anderen gesellt hätten, welche Kotflügel, Motor- und Kofferraumhaube bedeckten und dem Wagen sein ganz charakteristisches Aussehen verliehen. Ich hatte alle, von den Klauen des Monsters gerissenen Löcher, die sich an kritischen Stellen befanden, mit dem Wunderwerk der modernen Zivilisation – Klebeband – geflickt. Ich empfand eine widerwillige Hochachtung vor meinem fahrbaren Untersatz. Das Teil hatte mich aus vielen brenzligen Situationen geholt … wenn es denn ansprang.
Meine Hand lag am Türgriff, als ein riesiges Geschoss von einem Geländewagen angerollt kam und direkt hinter meinem Auto anhielt, sodass ich damit nicht mehr wegfahren konnte. Wäre ich ein bisschen aufmerksamer gewesen, hätte ich längst Fersengeld gegeben, ehe die Räder des Geländewagens zum Stehen kamen. Zwei muskelbepackte Anabolika-Junkies sprangen raus und packten meine Arme.
»Vorwärts«, schnarrte der Typ zu meiner Rechten. Er zerrte mich zum Geländewagen. Die schwarz verdunkelten Fenster des Ungetüms gaben nichts von dem preis, was sich drinnen befand. Ich riss den Kopf zurück und öffnete den Mund, um loszuschreien, als mich eine große Hand, die in einem Lederhandschuh steckte, daran hinderte. Ich bin stark, sehr stark, aber längst nicht so muskulös wie der Typ, mit dem ich es hier zu tun hatte. Innerhalb weniger Sekunden drängten sie mich zum Wagen und warfen mich auf die Rückbank, obwohl ich die ganze Zeit mit den Füßen nach ihnen trat. Der mit dem Handschuh nahm seine Hand von meinem Mund.
»Jetzt dürfen Sie schreien«, erklärte er zuvorkommend.
»Nein, darf sie nicht«, knurrte der Fahrer.
Der Typ auf dem Beifahrersitz drehte sich um und grinste mich an. Die beiden Grobiane, die links und rechts von mir saßen, ließen meine Arme los. Meine Lage verbesserte sich eindeutig.
»Sie hören sofort mit dem Mist auf und lassen mich raus. Jetzt!« Eine nutzlose Forderung … sie reagierten noch nicht einmal. Der Geländewagen fuhr die 62. in nordwestlicher Richtung hinauf.
Ich warf mich zwischen die vorderen Schalensitze und packte das Lenkrad. Der Schalthebel bohrte sich in meinen Bauch, aber ich ließ nicht locker und riss dem Fahrer das Lenkrad mit meinem Gewicht aus der Hand. Mir war es lieber, das Auto zu Schrott zu fahren, als mich von diesen Gorillas mitnehmen zu
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