Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
noch ein Problem. »Mein Kofferraum ist voller Blut. Ich muss ihn sauber machen.«
»Ich kümmere mich darum.« Sie klang verärgert. »Und wenn du das nächste Mal eine Leiche zu entsorgen hast, rede zuerst mit mir. Schließlich habe ich einen Komposthaufen, der alles ganz schnell zersetzt.«
Ich musste würgen. Die Vorstellung, dass Theron und sein Schläger in Abbys Komposthaufen beerdigt wurden und verwesten, war zu viel für mich.
Von der Straße hörte man ein Hupen. Thors Taxi war da. Abby winkte Thor zu sich, und er folgte ihr. Er fuhr mit einem verträumten Lächeln auf dem Gesicht und ohne Erinnerung an die Ereignisse des Abends nach Hause. Ich wünschte mir, dass es für mich ebenso wäre.
Ich öffnete die Tür zur Speisekammer, ging hinein und zog an den Regalattrappen an der rückwärtigen Wand. Die Räume unten waren von magischen Mauern umgeben, die keiner sehen konnte. Sie strichen leicht über meine Haut, als ich durch sie hindurchschritt. Ein Fremder würde hier nie hereinkommen. Jeder, der Abbys Haus durchsuchte, würde schwören, dass es keinen Keller hatte, sondern auf einem ebenerdigen Fundament ruhte. Im Keller gab es ein Bad und das Bett, in dem ich schon viele Stunden verbracht hatte, wenn ich mich von meinen Verletzungen erholte. Ich zog das Blatt mit der Luftaufnahme aus meiner Jackentasche. Es war kein Blut darauf. Ich seufzte erleichtert auf. So viel Ärger nur wegen eines einzigen Blatt Papiers.
Ich duschte, hüllte mich in ein großes Badelaken und legte mich aufs Bett, um mich einen Moment auszuruhen. Es war ein Uhr morgens, und ich war achtzehn Stunden ununterbrochen auf den Beinen gewesen. Wenn ich mich nur für dreißig Minuten hinlegte, würde es mir wahrscheinlich besser gehen. Das Bett fühlte sich bequem an, und ich schloss die Augen.
Das Nächste, was ich wieder mitbekam, war Abby, die mich sanft rüttelte.
Kapitel 21
8. August – 10.00 Uhr
»Wie geht es dir, meine Liebe?«, fragte Abby. Sie strich mir mit der Hand über die Stirn.
»Gut«, log ich. Mein ganzer Körper tat mir weh, und die Erinnerung an den vergangenen Tag holte mich ein. Gestern war ich zusammen mit Flynn und Michael in die Abwasserkanäle der Barrows gestürzt, war vom Schatten verhöhnt, von Pericles Therons Handlanger getötet und von der Erdmutter mit stahlharter Faust ins Leben zurückgezerrt worden. Ich zitterte.
Abby umfasste meinen Kopf mit sanftem Griff. »Bleib ganz ruhig liegen. Du hast Schmerzen.«
Ich entspannte mich und ließ mich von ihr berühren. Langsam strich sie mit den Händen über meinen Körper. An den Schultern verharrte sie, um sie zu massieren. Wärme breitete sich in mir aus, während ich gesundete. Abbys Fähigkeit zu heilen kommt aus der Erde, aber sie muss ihren Teil dazu tun, etwas von ihrer eigenen Lebenskraft. Ich wusste, was für eine Anstrengung das für sie bedeutete. Nach kurzer Zeit fühlte ich mich schon viel besser, und die gestrigen schrecklichen Ereignisse schienen etwas in die Ferne gerückt und nicht mehr ganz so traumatisierend zu sein.
»So«, sagte Abby, »mehr kann ich jetzt nicht für dich tun, aber ein bisschen Tee wird helfen.« Ihre Schultern sanken nach vorn, und unter ihren Augen erschienen dunkle Ränder.
»Danke, Abby.« Ich setzte mich auf und umarmte sie. »Hat Flynn angerufen?«
»Er hat heute Morgen um sieben angerufen und mich gebeten, dich nicht zu wecken, falls du schlafen solltest. Er sagte, dass noch mehr Fragen aufgetaucht und einiges an Papierkram zu erledigen wäre. Er würde sich verspäten.«
Mir war wohl ein Anflug von Enttäuschung anzusehen.
»Mach dir keine Gedanken, Liebes. Er sagte, er würde so schnell wie möglich zurückkommen. Er wirkte sehr angespannt auf mich, so als ob er unter Stress stehen würde.«
Stress? Das überraschte mich nicht. In den zehn Jahren, die ich mittlerweile als Jägerin unterwegs war, hatte ich nie etwas erlebt, was mit dem gestrigen Tag vergleichbar gewesen wäre.
Ich ging noch einmal unter die Dusche und zog mich an. Ich hatte immer Sachen zum Wechseln bei Abby liegen, falls ich mal bei ihr schlafen sollte, ehe ich mich wieder an die Arbeit machte. Sie hatte mir angeboten, bei ihr zu wohnen, aber ich bin eine Einzelgängerin, und es gab ein paar Sachen, die sie nicht unbedingt wissen musste. Sie hatte meine Stiefel vom Blut gereinigt und sie neben das Bett gestellt.
Als ich nach oben kam, saß Abby am Küchentisch und starrte einen Haufen Abfall an. Ich setzte mich und musterte die
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