Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
–, da bei einer Initiation normalerweise Mord und Entführung auf dem Programm standen.
Als er sich wieder beruhigt hatte, fragte ich: »Warum kann ich nicht einfach ein paar Knochen brechen? Knochen zu brechen macht viel mehr Spaß als Sex.«
Das brachte Snag erneut zum Lachen und mir böse Blicke von seinen Leuten ein. Ich musste hier raus. Angesichts des Zeitaufwands und meiner Mühen hatte ich nur wenig herausgefunden, und je länger ich hier abhing, desto größer die Gefahr. Irgendwann würde einer mich herausfordern.
Snags Hand schloss sich fester um seine Pistole. Seine Augen wurden schmal, und er gab ein kaum hörbares Knurren von sich. Ein Schläger mit nackter Brust kam auf uns zugeschlurft. Mengen von Tattoos bedeckten seine Arme und den rasierten Schädel. Er war mindestens zwei Meter groß, und sein fetter Bierbauch quoll über den Gürtel. Er wirkte gefährlich, aber nicht sonderlich schlau. Der Kolben einer Pistole schaute aus seiner Hosentasche.
»Was willst du, Pogo?« Snag hörte sich so an, als würde er nach der Uhrzeit fragen.
Pogo? Das meinte er doch wohl nicht im Ernst.
Pogo zeigte auf mich. »Die Schlampe. Ich werde ihr ein paar Manieren beibringen.«
Snag lächelte. »Nein. Zu gefährlich. Will doch nicht, dass mein wichtigster Mann verletzt wird.«
Pogo grinste höhnisch.
»Ich sag dir was, Pogo.« In Snags Augen trat ein berechnender Blick. »Du nimmst die Hexe, du kannst sie haben und ihr alles beibringen, was du willst. Aber dafür bekomme ich …« Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Dawn, beweg deinen Hintern hierher.«
Snags Stimme hörte sich so an, als wollte er verhandeln. Aber ich wusste es besser. Der Big Devil verhandelte nie irgendetwas.
Pogo knurrte wie eine Bulldogge.
Ein blasses, mitleiderregend dünnes Mädchen in Shorts und einem zerrissenen T-Shirt kam nach vorn. Ein Teil der Brust war durch einen Riss in ihrem T-Shirt zu sehen, aber das schien ihr nichts auszumachen. Sie sah nicht älter als vierzehn aus. Sie stand mit gesenktem Kopf da, hatte den Blick auf den Boden gerichtet und die knochigen Arme vor dem Bauch verschränkt, als würde sie sich mit diesen dürren Stäbchen irgendwie schützen können.
Ich konnte es mir im Moment nicht leisten, Mitleid zu empfinden; und gerechtfertigte Wut auch nicht. Das würde mich schwächen. Aber berechnende Gerechtigkeit lag durchaus im Bereich des Machbaren.
Snag nickte. »Okay, Pogo. Wenn du die Hexe erledigst, bekommst du zusätzlich zwanzig Prozent vom nächsten Fischzug. Wenn sie dich erledigt, bekomme ich Dawn.«
Pogo gab ein Schnaufen von sich, von dem ich annahm, dass es ein Lachen sein sollte. »Das ist keine Hexe. Nur wieder so ne stinkende Hure.«
Snag warf mir nur einen kurzen Blick zu, doch der sagte mir alles. Pogo war ein Problem, das ich für Snag beseitigen sollte. Meine Reaktion auf den Missbrauch Dawns war in seinen Augen eine sichere Sache. Andere dazu zu bringen, die gefährliche und schmutzige Arbeit für ihn zu erledigen, war eine seiner Methoden, der Big Devil zu bleiben.
Ich rieb meine Hände in gespielter Vorfreude. »Ich sag dir was, Snag. Ich erledige Pogo, und dann bekomme ich Dawn. Ich hatte ohnehin schon überlegt, mir Nebeneinkünfte durch Mädchen zu verschaffen.« Ich strich mit dem Daumen über die Tasche, in der Nirah hockte. Sie hatte sich bereits in Stellung gebracht.
Die Frau, die Snag vom Stuhl gestoßen hatte, hockte jetzt an seiner anderen Seite. Er schlug ihr mit seiner Pistole auf den Kopf. Der Schlag war so fest, dass ihre Zähne aufeinanderknallten. Sie lächelte ihn voller Anbetung im Blick an. »Gemacht«, sagte Snag. »Ich mag sowieso nicht, wenn sie so jung sind.«
Ich legte die Devil-Kette – meine Devil-Kette – auf meinen Stuhl und trat Pogo entgegen.
»Ich hab keine Pistole dabei, Pogo. Ist es von einem Bastard – sorry, Bastinado – zu viel verlangt, fair zu spielen?« Nirah richtete sich auf. Sie hatte eine Angriffsreichweite von einem knappen Meter, aber wenn sie auf den Boden fiel, würde ein übereifriger Scheißer vielleicht versuchen, sie zu erschießen.
Pogo roch, als hätte er sich Eau de Unrat hinter die Ohren getupft. Er nötigte mich, näher zu treten, und schenkte mir ein lückenhaftes Grinsen. Er war fast dreißig Zentimeter größer und wog mindestens siebzig Kilo mehr als ich.
Ich rückte mit meinem Busen auf knapp zehn Zentimeter an ihn heran.
Er packte mich am Nacken und zog mich an seinen stinkenden Körper.
Nirah
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