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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Platitüden zu kommen. Und ich würde ihm auch nicht die Wahrheit unter die Nase reiben. Er hatte die Entscheidung getroffen, und zwar eine schlechte. Ich war die Letzte, die das Recht hatte, ihn zu kritisieren.
    »Sie sind es nicht allein«, sagte ich. »Ich war schon vor Ihnen da. Ich habe den Tod des Mädchens nicht verhindert. Ich habe Erin nicht gefunden. Manchmal laufen die Dinge einfach, wie sie laufen.«
    »Daran glauben Sie?«
    »Das muss ich. Wenn ich es nicht täte, müsste ich mir für alles Schlimme, was passiert, die Schuld geben, und ich weiß genau, dass ich nur an zwei Drittel schuld bin.«
    Er sah mich lange an. Ich wollte mich abwenden, tat es aber nicht.
    »Und, hatte Jade ein Alibi für gestern Nacht?«, fragte ich schließlich.
    »Eine Frau. Eine Kundin. Susannah Atwood.«
    »Sie hat es bestätigt?«
    Er nickte.
    »Hatte sie jemanden, der ihre Geschichte bestätigen konnte?«
    Er verdrehte die Augen. »Klar. Jade. Warum? Kennen Sie sie?«
    »Ich hab von ihr gehört. Sean kennt sie. Sie hat den Ruf einer gesellschaftlichen Libelle.«
    »Meinen Sie Schmetterling?«
    »Nein.«
    Er hob die Brauen.
    »Ich kenne ihren Typ«, erklärte ich. »Susannah könnte durchaus der Meinung sein, dass ein Alibi für einen Mörder der Oralsex des neuen Jahrtausends ist. Ich würde ihr nicht trauen. Allerdings traue ich niemandem.«
    Ich sah auf die Uhr und stieß mich vom Buffet ab. »Jetzt muss ich Sie rauswerfen, Landry. Ich hab eine Verabredung mit dem Teufel.«
    »Mit welchem?«
    »Van Zandt.«
    Während ich nach Schuhen suchte, erzählte ich ihm, was ich von Sean und über Armedgian von Interpol erfahren hatte. Ich hatte mich mit Van Zandt um acht Uhr im Players verabredet und klugerweise sein Angebot abgelehnt, mich abzuholen.
    Landry stemmte die Hände in die Hüften, schaute mir finster bei der Suche zu. »Sie sagen, der Mann könnte ein Sexualstraftäter sein, aber Sie gehen mit ihm essen?«
    »Ja.«
    »Und wenn er nun Jill Morone umgebracht hat? Wenn er Erin irgendwo versteckt hält?«
    »Dann erfahre ich hoffentlich etwas, wodurch wir ihn festnageln können.«
    »Sind Sie auf Crack?«, fragte er ungläubig. »Sind Sie wahnsinnig?«
    »Bei mir wird er nichts wagen«, erwiderte ich, kam mit einem Schuh am Fuß und dem anderen in der Hand aus dem Schrank. »Erstens: Er weiß, dass er mich nicht einschüchtern und beherrschen kann. Zweitens: Er glaubt, dass ich als Kundin viel Geld für ihn wert bin, nicht als Opfer.«
    »Und wenn er nur ein verdammter Perverser ist, der Sie vergewaltigen und Ihnen die Kehle aufschlitzen will?«
    »Dann hätte ich ihn völlig falsch eingeschätzt – was ich nicht habe.«
    »Estes, er hat gestern Nacht möglicherweise das Mädchen umgebracht. Er hat geleugnet, sie gesehen zu haben. Er war im Players .Der Barmann und die Kellnerin behaupten beide, dass er dort war und das Mädchen angemacht hat. Wir hätten ihn längst zum Verhör geholt, aber wir wissen nicht, wo er ist.«
    »Wann hat er die Bar verlassen?«
    »Das konnte niemand mit Bestimmtheit sagen.«
    »Dann schnappen Sie ihn sich und machen Sie ihn fertig, wenn Sie wollen«, meinte ich, ging ins Badezimmer und betrachtete meine Haare. Mit denen ließ sich nichts machen. »Ich hätte nichts dagegen, den Abend mit einem Buch in der Badewanne zu verbringen. Aber wenn er Erin irgendwo versteckt hält, wird er es Ihnen bestimmt nicht verraten.«
    »Und Sie glauben, Ihnen wird er es ohne weiteres erzählen?«, fragte Landry und versperrte mir die Tür. »Quasi als Variation der üblichen Anmache: Willst du mit zu mir kommen und dir das Mädchen anschauen, das ich entführt habe? Gott im Himmel!«
    »Dann beschatten Sie uns! Warum sind Sie so wütend?«
    Er schüttelte den Kopf, drehte sich um, ging ins Schlafzimmer zurück. »Das ist der Grund, warum ich Sie nicht dabeihaben will.« Er zeigte mit dem Finger auf mich, als ich aus dem Bad kam. »Sie verfolgen Ihre eigenen Pläne, stürzen sich Hals über Kopf in irgendwas rein –«
    »Dann schauen Sie eben weg.« Ich schob seinen Finger von meinem Gesicht, wurde allmählich wütend. »Ich bin eine Privatperson, Landry. Ich brauche weder Ihre Erlaubnis noch Ihr Einverständnis. Wenn Sie irgendwo meine Leiche finden, wissen Sie, wen Sie verhaften müssen. Dann haben Sie Ihren Fall. Sie werden der Held des Sheriffbüros – sind mich losgeworden und haben gleichzeitig noch einen Mörder geschnappt.«
    »Es ist nicht mein Job, Ihnen zu ermöglichen, sich umbringen zu lassen«,

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