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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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er direkt hinter der Schlafzimmertür. »Stimmt das?«
    »Nicht so ganz.«
    »Das ist Betrug.«
    »Nein. Eine Lüge«, verbesserte ich. »Es wäre Betrug, wenn ich falsche Angaben über mich machen und aufgrund dieser Angaben Geld von Seabright annehmen würde. Und das tue ich nicht.«
    »Sie würden eine verdammt gute Anwältin abgeben.«
    Das hatte mein Vater auch immer gesagt, und deshalb war ich Polizistin geworden. Ich wollte nicht so werden wie er, das Gesetz verbiegen, als sei es aus Draht, es verdrehen, um die Bedürfnisse korrupter Menschen, korrupten Wohlstands zu befriedigen. Damals hatte ich nicht erkannt, dass ich als Cop das Gesetz ebenfalls vielfach verbiegen und meine Handlungen damit entschuldigen würde, dass ich einer gerechten Sache diente. Aber ich war nach wie vor nicht wie er. Und das war das Wichtigste.
    »Ich hab den Seabright-Jungen überprüft«, sagte Landry. »Ist bisher nicht aktenkundig geworden. Guter Schüler, viele außerschulische Aktivitäten.«
    »Wie seine Stiefschwester zu bumsen?«
    »Und den Matheclub.«
    »Es gefällt mir nicht, dass er wegen Sonntag gelogen hat.«
    »Wie der Vater, so der Sohn.«
    Ich zog schwarze Unterwäsche an, sah über die Schulter und erwartete fast, Landry im Türrahmen stehen zu sehen.
    »Seabright wird sein eigen Fleisch und Blut verteidigen«, sagte ich, zog ein weißes Smokinghemd und eine enge schwarze Hose an. »Er wird nicht zulassen, dass Chad an irgendwas beteiligt ist.«
    »Das würde voraussetzen, dass der Vater derjenige ist, der das Alibi liefert. Es funktioniert auch andersrum.«
    Ich knotete das Hemd an der Taille und kam aus dem Schlafzimmer. Landry lehnte am Küchenbuffet, einen Scotch in der Hand. Er betrachtete meinen Aufzug mit verschleiertem Blick.
    »Für mich hätten Sie sich aber nicht so fein zu machen brauchen.«
    »Hab ich auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bruce Seabright aktiv an der Entführung beteiligt ist. Selbst wenn er Erin los sein möchte, wird er sich nicht die Hände schmutzig machen wollen. Zu riskant. Wozu braucht er dann ein Alibi?«, fragte ich. »Chad war derjenige, der was mit Erin hatte.«
    »Und Erin ist diejenige, die eine Jugendakte hat«, erwiderte Landry. »Ladendiebstahl, Drogenbesitz.«
    »Was für Drogen?«
    »Ecstasy. Festgenommen auf einer Party. Hat einen Klaps auf die Finger gekriegt. Ich lass von jemandem im Jugenddezernat die Jungs überprüfen, mit denen sie verhaftet wurde«, fuhr Landry fort. »Und ich hab Verbindung mit einem Kerl vom Drogendezernat aufgenommen, um was über den Dealer zu erfahren.«
    »Mit wem im Drogendezernat?«
    »Brodie. Kennen Sie ihn?«
    Ich schaute auf meine Füße und nickte. Inzwischen stand ich Landry gegenüber, lehnte am anderen Buffet, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Raum war zu klein, meine nackten Zehen berührten fast seine Schuhspitzen. Gute Qualität, braune Lederoxfords. Keine Bommeln für Landry.
    Matt Brodie war mal ein Freund gewesen. Hatte ich zumindest gedacht. Jetzt wünschte ich, die Frage nicht gestellt zu haben. Landry erwartete, dass ich mehr dazu sagte. »Der ist ganz okay«, meinte ich.
    »Er würde sich bestimmt freuen, Ihre Billigung zu haben«, erwiderte Landry mit trockenem Sarkasmus.
    Was Brodie wohl über mich gesagt hatte? Obgleich das natürlich keine Rolle spielte. Landry würde denken, was er wollte.
    »Jade ist derjenige, der behauptet, das Mädchen hätte gekündigt und sei abgehauen«, kam Landry auf das Thema zurück. »Er hat sie als Letzter gesehen. Ich denke, es ist folgendermaßen gelaufen: Erin wusste was über das tote Pferd. Jade wollte sie aus dem Weg haben. Er hat die Entführung organisiert, um sich damit noch ein bisschen Extrageld zu verschaffen. Das Mädchen ist vermutlich genauso tot wie die in dem Misthaufen.«
    »Ich hoffe nur, dass Sie sich zumindest darin täuschen«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass er durchaus Recht haben konnte. Mir war der Gedanke selbst schon gekommen.
    »Hören Sie, Estes, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, meinte er dann. »Deswegen bin ich hier. Hätte ich auf Sie gehört, als Sie zum ersten Mal zu mir gekommen sind, dann wäre Jill Morone jetzt vielleicht nicht tot. Vielleicht hätten wir Erin Seabright inzwischen längst zurück.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    Er hatte Recht, das wussten wir beide. Ich dachte nicht daran, ihm wie eine gute Ehefrau, die kleine Verfehlungen ihres Mannes entschuldigt, mit

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