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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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brüllte er.
    »Glauben Sie mir, wenn ich es bisher nicht geschafft habe, das selbst zu erledigen, werde ich kaum einem Drecksack wie Van Zandt erlauben, es für mich zu tun.«
    Wir standen fast Nase an Nase, die Luft in den wenigen Zentimetern zwischen uns aufgeladen mit Elektrizität. Landry behielt das, was er sagen wollte, für sich. Vielleicht zählte er bis zehn. Vielleicht konnte er sich gerade noch zurückhalten, mich nicht zu erwürgen. Ich wusste nicht, was er dachte. Ich dachte nur, dass ich verdammt nahe bei ihm stand.
    »Ich war auch gut, Landry«, sagte ich leise. »In meinem Job. Ich weiß, dass sich die meisten nicht gerne daran erinnern wollen, aber ich war gut. Sie wären ein Dummkopf, wenn Sie das nicht ausnützen würden.«
    Eine weitere Ewigkeit verging. Wir starrten uns an wie zwei wütende Stachelschweine – alle Stacheln aufgestellt. Landry blinzelte als Erster und trat einen Schritt zurück. Darauf hätte ich stolz sein sollen, aber ich empfand eher Enttäuschung.
    »Van Zandt will mich beeindrucken«, sagte ich, ging wieder zum Schrank und fand eine kleine Handtasche, in der ich meinen Mikrokassettenrecorder verstaute. »Er spielt gern den tollen Hecht, aber seine Klappe ist größer als sein Hirn. Ich kann ihn dazu bringen, Dinge zu sagen, die er nicht von sich geben sollte. Ich nehme das Gespräch auf und ruf Sie danach an.«
    »Nach was?«, fragte er spitz.
    »Nach dem Kaffee«, erwiderte ich. »Ich setze meine Grenze noch vor der Prostitution. Schön, dass Sie eine so hohe Meinung von mir haben.«
    »Schön, dass Sie eine Grenze haben«, murmelte er.
    Er holte sein Handy hervor, tippte eine Nummer ein und sah mich an, während er wartete, dass abgehoben wurde. Ich wusste, was er vorhatte. Ein Teil von mir wollte ihn bitten, es nicht zu tun, trotz allem, was ich vorher gesagt hatte. Aber ich tat es nicht. Ich wollte ihn nicht um etwas bitten.
    »Weiss. Landry. Van Zandt ist im Players .Nehmt ihn fest.«
    Ohne den Blick von mir zu wenden, steckte er das Handy wieder ein. »Danke für den Tipp.«
    Ich hätte ihn am liebsten zum Teufel gejagt, aber ich traute meiner Stimme nicht. Es fühlte sich an, als hätte ich einen harten, heißen Felsbrocken in der Kehle. Mir war es sehr viel lieber, nichts zu empfinden, mich nur darum zu kümmern, von einem Tag zum anderen zu kommen – und mich auch darum nicht groß zu kümmern. Wenn man keine hohen Erwartungen hat, keinen Lebenszweck, kein Ziel, kann man nicht enttäuscht, kann man nicht verletzt werden.
    Landry drehte sich um und ging hinaus, nahm die Information, die ich ihm gegeben hatte, nahm meine Pläne für den Abend, nahm meine Hoffnung, einen Durchbruch in diesem Fall zu erreichen, mit. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Ich hatte gedacht, er sei gekommen, um mich mit einzubeziehen, aber er wollte nur sein Gewissen erleichtern. Der Fall war sein Fall. Er gehörte ihm.
    » Danke für den Tipp .«
    Ich ging im Haus auf und ab, versuchte die Emotionen zurückzudrängen, die über mich hereinbrachen. Ich musste etwas tun. Ich brauchte einen neuen Plan. Ich wollte nicht zu Hause sitzen und über all diese Gefühle nachdenken, und ich hatte kein gutes Buch für die Badewanne.
    In meinem Kopf formte sich eine Idee. Bevor sie noch über das Embryonalstadium hinaus war, hatte ich mich umgezogen und war zur Tür hinaus.
    Mein Leben wäre einfacher verlaufen, wenn ich in die nächste Buchhandlung gegangen wäre.

25
    Lorinda Carltons Wellingtoner Adresse stellte sich als Stadthaus in Sag Harbor Court heraus. Falls Van Zandt sich von Landry nicht zu einem Geständnis bewegen ließ, gab es keinen hinreichenden Verdacht für einen Durchsuchungsbefehl des Anwesens. Aber wenn Van Zandt etwas mit Erins Entführung oder dem Mord an Jill zu tun und ein Andenken aufgehoben hatte, war es sehr gut möglich, dass er es vernichten würde, sobald er in das Stadthaus zurückkam.
    Ich stellte den Wagen auf den Besucherparkplatz am Ende des Blocks, zu dem Carltons Haus gehörte. In den meisten Häusern brannte Licht, aber draußen war nichts los. Keine freundlichen Nachbarn, die auf der Türschwelle saßen und den Samstagabend an sich vorbeiziehen ließen.
    Wegen der Lage Wellingtons und der winterlichen Turniersaison erwarten die Vermieter jedes Jahr hohe Mieteinnahmen. Einige Pferdeleute besitzen eigene Häuser, aber viele müssen jeden Winter eine andere Wohnung mieten. So wie Pferdeleute nun mal sind, sorgen sie zuerst für die Unterbringung der Pferde und

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