Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Beckens.
    Ich tauchte unter und kam wieder hoch, schüttelte das Wasser aus meinem Haar.
    »Detective. Sie haben mich kalt erwischt«, sagte ich und trat Wasser.
    »Das passiert bestimmt nicht oft.«
    Er war immer noch in Arbeitskleidung, hatte aber die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel hochgekrempelt.
    »Ich bin selber schuld, weil ich Ihnen den Code für das Tor gegeben habe. Harter Tag beim Anziehen der Daumenschrauben?«
    »Langer Tag.«
    »Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Niemand spielt besser den bösen Cop als ich.«
    »Das bezweifle ich nicht«, gab er mit einem leichten Lächeln zurück. »Wollen Sie mich nicht einladen reinzukommen? Mir sagen, wie toll das Wasser sei?«
    »Das wäre ein Klischee. Ich verabscheue Vorhersehbarkeiten.«
    Ich schwamm zur Leiter und kletterte raus, zwang mich dazu, mich nicht in aller Eile in das Handtuch zu wickeln. Ich wollte ihn nicht wissen lassen, wie verletzlich ich mich fühlte. Irgendwie dachte ich, dass er selbst im schwachen Licht des Pools all meine Narben, all meine Unzulänglichkeiten sehen konnte. Es machte mich wütend, dass mich das kümmerte.
    Ich trocknete mich ab, rubbelte mein Haar und schlang mir dann das Handtuch wie einen Sarong um die Taille, um die löchrige, narbige Haut meiner Beine zu verbergen. Landry sah mir mit ausdruckslosem Gesicht zu.
    »An Ihnen ist nichts vorhersehbar, Estes.«
    »Ich fasse das als Kompliment auf, obwohl ich nicht glaube, dass Sie Unvorhersehbarkeit als Tugend betrachten. Irgendwelche guten Nachrichten?«, fragte ich und ging zum Gästehaus voran.
    »Die Deputies haben Erin Seabrights Auto gefunden«, berichtete er. »Geparkt unter einer fast zwanzig Zentimeter dicken Staubschicht im Reiterzentrum.«
    Ich blieb mit der Hand am Türknauf stehen, hielt den Atem an, wartete darauf, dass er mir sagte, man habe Erin tot im Kofferraum entdeckt.
    »Die Kriminaltechniker überprüfen das Auto jetzt auf Fingerabdrücke und so weiter.«
    Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Wo stand es genau?«
    »Auf dem ersten Parkplatz, wenn man durch den Lastwageneingang fährt, in der Nähe der Wäscherei.«
    »Wieso denn da?«, fragte ich, ohne eine Antwort zu erwarten. »Sie hat doch bestimmt in der Nähe von Jades Stall geparkt, nicht eine halbe Meile entfernt. Wieso ausgerechnet da?«
    Landry zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat sie was in die Wäscherei gebracht.«
    »Und ist zu Fuß zu Jades Stall zurückgegangen? Und dann zum hinteren Tor marschiert, um sich mit wem auch immer zu treffen? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Aber es ergibt auch keinen Sinn, dass die Entführer das Auto da hingestellt haben«, erwiderte Landry. »Sie haben sie entführt. Was kümmerte es sie, wo ihr Wagen geparkt war?«
    Auf dem Weg zum Haus dachte ich darüber nach. »Um Zeit zu gewinnen? Montag war Erins freier Tag. Außer Molly hätte niemand Erin vor Dienstagmorgen vermisst.«
    »Und auch dann hätte sie niemand vermisst, weil Jade behauptete, sie hätte gekündigt und sei nach Ocala gezogen«, beendete Landry die Theorie.
    »Wie hat er auf das Verhör reagiert?«
    »Ihm war das alles nur lästig. Das Verhör und der Mord.«
    »War er nervös?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Na ja … der Typ verdient sein Geld damit, auf Pferden Hindernisse zu überwinden, die größer sind als ich. Das ist kein Spiel für Feiglinge.«
    »Mord auch nicht.«
    Ein Spiel. Ein Durchschnittsmensch würde Mord und Entführung schwerlich als Spiel bezeichnen, aber auf makabere Weise war es das. Ein Spiel mit sehr hohem Einsatz.
    »Haben sich die Entführer gemeldet?«
    Landry lehnte sich zurück, die Hände in den Hosentaschen. »Nein. Die Telefone ins Seabrights Haus sind angezapft. Zwei von meinen Jungs haben die Nachbarn überprüft. Sackgasse.«
    »In dem Schränkchen unter dem Fernseher ist eine Bar.« Ich zeigte ins Wohnzimmer. »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink brauchen. Holen Sie sich einen, während ich mich umziehe.«
    Ich ließ ihn warten, duschte rasch, stand dann fünf Minuten vor dem Spiegel, betrachtete mich und versuchte meine undurchdringliche Miene zu ergründen.
    Mir gefiel das flaue Gefühl im Magen nicht. Der Angstknoten war durch etwas ersetzt worden, das ich fast nicht wieder erkannte: Hoffnung. Ich wollte nicht, dass mir Landrys Rückkehr so viel bedeutete, seine Informationen und dass er mich einbezog.
    »Sie haben Seabright erzählt, Sie seien Privatdetektivin«, sagte er. Seine Stimme war laut und deutlich. Offenbar stand

Weitere Kostenlose Bücher