Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
geöffnet, bevor ich mich umdrehte und zur Küchentür rannte; die Scheinwerfer beleuchteten die Rückwand der Garage wie Suchlichter bei einem Gefangenenausbruch.
    Die Hupe dröhnte.
    Ich schoss in die Küche, knallte die Tür zu, schob den Riegel vor, gewann ein paar kostbare Sekunden. Hektisch schaute ich mich nach einem Versteck für das Hemd um.
    Keine Zeit. Keine Zeit. Schmeiß es irgendwo hin und verschwinde.
    Ich stopfte das Hemd hinten in einen der Unterschränke, machte die Tür zu und rannte los, als sich der Schlüssel im Schloss drehte.
    Großer Gott . Wenn Van Zandt mich erkannte …
    In der Essecke stieß ich mit der Hüfte gegen einen Stuhl, stolperte, fiel hin, rappelte mich hoch, den Blick auf die Schiebetür gerichtet, die zum Patio führte.
    Hinter mir bellte ein Hund.
    Ich erreichte die Patiotür, riss am Griff. Die Tür war verschlossen.
    Eine Stimme – eine Frau? »Fass ihn, Cricket.«
    Der Hund knurrte. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn kommen, eine kleine, dunkle Rakete mit Zähnen.
    Mein Daumen fummelte am Riegel, drückte ihn hoch. Ich schob die Tür auf und quetschte mich durch die Öffnung; im selben Moment schnappten die Hundezähne nach meiner Wade.
    Mit einem Ruck warf ich das Bein nach vorne, und der Hund jaulte auf, als ich ihm die Tür gegen den Kopf zu knallen versuchte.
    Ich raste über den kleinen Patio zur Fliegengittertür, fiel dagegen und dann, als sie aufschwang, hindurch. Jetzt war ich im Garten.
    Lorinda Carltons Stadthaus war das letzte in einer Reihe. Eine hohe Hecke umschloss die Wohnanlage. Ich musste auf die andere Seite der Hecke. Dahinter lag offenes, unbebautes Gelände, das der Gemeinde Wellington gehörte, und am anderen Ende befand sich ein Einkaufszentrum.
    Ich rannte zur Hecke. Der Hund war immer noch hinter mir, bellte und knurrte. Ich schlug einen scharfen Haken nach rechts, sprintete an der Hecke entlang, suchte nach einer Öffnung zur anderen Seite. Der Hund schnappte nach meinen Hacken. Im Laufen zog ich mir die Windjacke aus, wickelte den einen Ärmel fest um meine rechte Hand und ließ den Rest hinter mir herschleifen.
    Der Hund stürzte sich darauf und verbiss sich in der Jacke. Ich packte den Ärmel mit beiden Händen, stemmte mich mit dem Fuß ab und wirbelte den Hund mit der Jacke in die Luft. Einmal, zweimal, wie ein Hammerwerfer bei den Olympischen Spielen. Dann ließ ich los.
    Ich wusste nicht, wie weit das Gewicht und die Schwungkraft den Hund tragen würden, aber es war weit genug, dass ich ein paar Sekunden gewann. Ich hörte einen Aufprall und ein Jaulen, als mir ein Ausweg über die Hecke ins Auge fiel.
    Ein Pick-up parkte neben einem anderen Endhaus der Wohnanlage. Ich kletterte auf die Motorhaube, auf das Dach und über die Hecke.
    Ich landete wie ein Fallschirmspringer – Knie angezogen, fallen lassen und abrollen. Ein scharfer, stechender Schmerz fuhr mir durch den Körper, von den Füßen bis zur Schädeldecke. Einen Augenblick lang bewegte ich mich nicht, lag nur zusammengekrümmt im Dreck. Aber ich wusste nicht, ob jemand meine Flucht über die Hecke gesehen hatte. Ich wusste nicht, ob das widerliche kleine Vieh nicht mit gebleckten Zähnen durch das Buschwerk kam wie der geschrumpfte Kopf von Cujo.
    Geduckt kam ich hoch und schlich weiter, blieb so nahe an der Hecke wie möglich. Schmerzpfeile schossen aus meinem Ischiasnerv in meine Kniekehlen, ließen mich nach Luft schnappen. Meine geprellten Rippen bestraften mich mit jedem zittrigen Atemzug. Ich hätte fluchen können, aber auch das hätte wehgetan.
    Noch fünfzig Meter, und ich hatte das Einkaufszentrum erreicht.
    Ich trabte los, ging in einen schnellen Laufschritt über und zwang mich vorwärts. Ich schwitzte wie ein Pferd und fand, dass ich nach Müll roch. In der Ferne hinter mir hörte ich eine Sirene. Bis die Polizisten beim Haus von Lorinda Carlton/Van Zandt eintrafen und die Einzelheiten über den Einbruch erfahren hatten, würde ich in Sicherheit sein. Zumindest für den Augenblick.
    Was für ein Mist. Wenn ich das Haus nur zwei Minuten eher verlassen hätte … Wenn ich nur nicht so viel Zeit mit den Pferdevideos und Van Zandts Pornosammlung verschwendet hätte … Wenn ich diese Extraminuten nicht dazu verwendet hätte, Van Zandts Müll zu durchwühlen … hätte ich das Hemd nie gefunden.
    Ich musste Landry anrufen.
    Ich trat in das Licht des Einkaufszentrums. Es war Samstagabend. Leute standen auf dem Bürgersteig vor dem italienischen Restaurant und warteten auf

Weitere Kostenlose Bücher