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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Pferdekörper wie ein gewölbter Bogen unter Seans Beinen. Und dann waren sie aus dem Bild.
    Die Kamera blieb auf den Pavillon gerichtet, zoomte Irina heran. Sie schaute mit einem Ausdruck kalten Hasses aus dem Bild, hob die Zigarette an die Lippen und blies den Rauch direkt in Richtung des Objektivs. Es schien sie nicht zu stören, dass Van Zandt sie beobachtete. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ich wollte unverzüglich zu Irina gehen und ihr dringend raten, nachts ihre Tür abzuschließen.
    Elena Estes, Glucke.
    Ich legte die Kamera dorthin zurück, wo ich sie gefunden hatte, und ging zum Fernsehschrank, in dem ein weiterer Fernseher und ein Videogerät standen. Eine Sammlung von Pornofilmen. Mehrere Mädchen mit einem Mann. Mehrere Männer mit einem Mädchen. Lesbischer Sex. Sehr viel Lesbensex. Schwule Männer. Manche der Filme sahen aus, als ob sie Gewalttätigkeiten enthielten, die meisten nicht.
    Ein Gleichberechtigungsperverser, unser Mr. Van Zandt.
    Ich durchsuchte die Schubladen der Kommode und der Nachttische. Ich schaute unter das Bett und sah Staubflocken und vertrocknete Hundekötel. Van Zandts Patronin brauchte eine neue Putzfrau.
    Bänder, die mit Erins Entführung zu tun hatten, fand ich nicht. Ich wusste, dass die Entführer welche haben mussten. Das Band, das sie den Seabrights geschickt hatten, war ein normales VHS-Band. Die meisten modernen Camcorder sind entweder digital oder nehmen auf acht Millimeter oder kleine VHSC-Kassetten auf, wie die im Schrank. Die Kassette musste dann mit einem Videorecorder auf ein breiteres Band kopiert werden. Die Entführer hatten außerdem Zugang zu einer besseren Tonausrüstung, als ich sie hier im Haus gesehen hatte. Die Stimme auf dem Band war mechanisch verzerrt worden. Hatte Van Zandt mit der Entführung zu tun, dann musste er die Bänder und die Aufnahmegeräte woanders verstaut haben.
    Enttäuscht machte ich das Licht aus und ging wieder nach unten. Meine innere Uhr sagte mir, dass es Zeit war zu verschwinden. Ich hatte mich zu lange mit den Pferdevideos aufgehalten. Ich wusste, dass Landry Van Zandt so lange wie möglich im Vernehmungsraum festhalten würde, aber es gab immer die Möglichkeit, dass Van Zandt einfach aufstand und ging. Er war nicht in Haft – zumindest, soviel ich wusste. Er glaubte noch nicht mal, dass die Gesetze der Vereinigten Staaten für ihn Gültigkeit hatten.
    Ich schaute zur Haustür, ging aber nicht auf sie zu. Die Vorstellung, unverrichteter Dinge abzuziehen, gefiel mir gar nicht. Ich wollte etwas Belastenderes finden als eine Vorliebe für Pornofilme, etwas – egal was –, das, selbst wenn es ihn nicht direkt mit der Entführung oder dem Mord in Zusammenhang brachte, wenigstens bei weiteren Verhören als Druckmittel gegen ihn verwendet werden konnte.
    Ich ging durch die Küche in die Garage, die gerade groß genug war für ein Auto und ein paar Kisten an der Wand. Die Kisten waren mit Vorhängeschlössern gesichert. Ich hatte keine Zeit, die Schlösser zu knacken. Auf den Kisten stand lauter Zeug: eine Kühlbox aus Styropor, Sachen für den Pool, Kästen mit Sprudel, eine Zwölferpackung billiges Toilettenpapier. Mit anderen Worten, nichts.
    Plastikmülleimer und Recyclingtonnen waren an der hinteren Garagenwand aufgereiht. Ich rümpfte die Nase und ging darauf zu.
    Der Müll eines Verbrechers kann eine wahre Schatztruhe an Beweisen sein. Zwar mit Eigelb bekleckert und stinkend in den meisten Fällen, aber nichtsdestoweniger Beweise.
    Ich hob den Deckel des ersten Eimers und schaute hinein. Die einzige Glühbirne in der Garage befand sich an der Wand neben der Küchentür. Sie war so schwach, dass ich kaum etwas erkennen konnte. Ich wünschte, ich hätte meine Taschenlampe aus dem Auto mitgebracht, aber die Zeit reichte nicht, sie zu holen.
    Ich wühlte mich durch den Müll, musste ganz nahe heran, um zu sehen, was es war. Werbesendungen, Schachteln und Mikrowellentabletts von Tiefkühlgerichten, Eierkartons, Eierschalen, Eierreste, Kartons vom Chinesen, Pizzaschachteln. Derselbe Müll wie bei anderen auch. Keine Kreditkartenbelege, keine »Zu erledigen« -Listen, die Mord und Entführung enthielten.
    Ich fand einen Zettel mit Pferdenamen, einer Abflugzeit in Palm Beach, einer Ankunftszeit in New York, Flugnummer und Zeiten für einen Flug nach Brüssel. Die Pferde, die er nach Europa transportieren wollte. Den Zettel steckte ich in meine Jeanstasche. Wenn Van Zandt Pferde außer Landes brachte, konnte er mit ihnen

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