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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Landry.
    »Wie heißt sie mit Vornamen?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«, erwiderte Landry abwehrend.
    »Doch nicht Elena Estes? «
    »Und wenn?«
    Weiss drehte den Kopf, und sein dicker Hals gab ein Geräusch von sich, wie wenn schwere Stiefel über Muschelschalen laufen. »Die Frau ist ein Problem. Viele Leute wären glücklich, wenn sie diejenige auf dem Tisch da drin wäre.« Er deutete mit dem Kopf auf den Autopsieraum.
    »Gehörst du zu denen?«, fragte Landry.
    »Hector Ramirez war ein prima Kerl. Das Miststück ist dafür verantwortlich, dass ihm der Kopf weggeschossen wurde. Damit hab ich in der Tat ein Problem.« Weiss plusterte sich auf, worauf die Arme sich noch einen Zentimeter mehr vom Körper hoben. »Was hat sie mit dieser Sache zu tun? Ich hab gehört, sie ist abgehauen und hängt an der Flasche.«
    »Davon weiß ich nichts«, blaffte Landry. »Sie steckt mitten in diesem Schlamassel, weil sie jemandem helfen wollte.«
    »Ach ja? Auf diese Hilfe kann ich verzichten«, zischte Weiss. »Weiß der Lieutenant, dass sie mit drinhängt?«
    »Großer Gott. Wo sind wir denn hier, Weiss? Im Kindergarten? Willst du sie verpetzen?«, fragte Landry sarkastisch. »Sie ist Donnerstag zusammengeschlagen worden. Freu dich darüber und konzentrier dich auf Wichtigeres. Wir haben hier ein totes Mädchen und ein entführtes.«
    »Warum verteidigst du sie?«, wollte Weiss wissen. »Bumst du sie oder was?«
    »Ich verteidige sie nicht. Ich kenne sie kaum, und was ich von ihr kenne, gefällt mir nicht«, gab Landry zurück. »Ich mache meine Arbeit. Suchen wir uns unsere Opfer jetzt schon einzeln aus? Hab ich da was verpasst? Soll ich etwa so lange auf meinem Boot rumsitzen, bis wir ein Opfer finden, das meiner Dienste würdig ist? Ich muss schon sagen, das würde meine Überstunden gewaltig verkürzen. Keine Crackhuren mehr, kein weißer Abschaum –«
    »Mir gefällt nicht, dass sie mit dieser Sache zu tun hat«, verkündete Weiss.
    »Na und? Mir gefällt nicht, dass ich gerade zusehen musste, wie ein totes Mädchen tranchiert wird wie ein Truthahn. Wenn dir der Job nicht gefällt, werd Taxifahrer.« Landry wandte sich ab und ging den Flur hinunter. »Wenn du meinst, nicht an diesem Fall arbeiten zu können, sag’s dem Boss und mach schnellstens jemandem Platz, der das kann.«
    Wieder ging sein Pager. Er fluchte, überprüfte das Display, ging zum Telefon zurück und wählte.
    »Landry.«
    Er hörte sich den Bericht über einen anonymen Tipp an, der genau beschrieb, wo ein Beweis für den Mord an Jill Morone gefunden werden konnte. Ein Küchenschrank in einem von Tomas Van Zandt bewohnten Stadthaus.
    »Entscheide dich, Weiss«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Ich muss mir einen Durchsuchungsbefehl besorgen.«
     
    Ich konnte nicht genau wissen, was mit meinem Anruf bei der Notrufnummer passiert war. Die Frau in der Zentrale hatte mich ziemlich unter Druck gesetzt, schien eindeutig der Meinung zu sein, ich wolle ihr einen Bären aufbinden, und hielt mich hin, damit sie einen Streifenwagen zu meiner Telefonzelle schicken konnte. Ich beharrte darauf, dass ich wisse, dass Van Zandt »meine Freundin« Jill Morone umgebracht hätte und Detective Landry Van Zandts blutiges Hemd in dem Küchenschrank des Stadthauses von Lorinda Carlton an einer bestimmten Adresse in Sag Harbor Court finden würde. Ich beschrieb das Hemd so genau wie möglich, hängte ein, wischte meine Fingerabdrücke vom Telefon und setzte mich auf eine Bank vor dem Chinarestaurant. Kurz danach kam ein Streifenwagen vorbei.
    Ich hoffe, dass Landry die Nachricht bekommen hatte. Doch selbst wenn, und falls er beschlossen hatte, etwas zu unternehmen, würde es lange dauern, bis er bei Van Zandt eintraf.
    Ein Detective kann einen Durchsuchungsbefehl nicht per Computer ausstellen. Er kann auch nicht einfach zu seinem Chef gehen und sich einen holen. Er muss eine beeidigte Erklärung aufsetzen, die Gründe für seinen Antrag aufführen, einen hinreichenden Verdacht für die Durchsuchung angeben und detailliert schildern, was er suchen will. Wenn er die Durchsuchung bei Nacht durchführen will, muss er überzeugend darlegen können, dass eine unmittelbare Gefahr zur Vernichtung des Beweises oder zu einem weiteren Verbrechen besteht, sonst könnte die nächtliche Durchsuchung als Grund für eine Belästigungsklage angesehen werden. Die beeidigte Erklärung muss einem Richter vorgelegt werden, der dann entscheidet, ob ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt

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