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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Pflegebox auf und ab und sprach in ihr Handy. Sie trug lederfarbene Reithosen und eine maßgeschneiderte, salbeigrüne Bluse. Von Jade oder Van Zandt war in der unmittelbaren Umgebung nichts zu sehen.
    Ich bezweifelte, dass Landry eine oder beide zum Verhör geholt hatte. Vor der Geldübergabe würde er nichts unternehmen. Da immer noch die Chance bestand, an das Geld zu kommen, hatten die Entführer einen Anreiz, Erin am Leben zu lassen – vorausgesetzt, sie hatten sie nicht bereits umgebracht. Wenn Landry nichts Hieb- und Stichfestes gegen Jade in der Hand hatte, war es zu riskant, ihn in Haft zu nehmen. Und Van Zandt konnte er nach wie vor nichts beweisen. Verhaftete er einen Verdächtigen, hatte der andere Entführer weiter die Möglichkeit, mit Erin zu machen, was er wollte. Sobald er erfuhr, dass sein Partner in Haft war, konnte er in Panik geraten, das Mädchen töten und abhauen.
    Landry musste auf die Geldübergabe setzen und entgegen aller Wahrscheinlichkeiten hoffen, dass die Entführer mit Erin im Schlepptau aufkreuzten.
    Ich bekam nicht ganz mit, worüber sich Paris unterhielt. Sie wirkte nicht beunruhigt. Der Ton ihrer Stimme hob und senkte sich wie Musik. Sie lachte zweimal, ließ ihr breites Lächeln aufblitzen.
    Ich warf ein paar Gabeln voll Dung auf den Karren, ging in die nächste Box und wiederholte das Ganze. Zwischen Gestänge und Leinwand hindurch sah ich Javier mit Park Lanes Zaumzeug aus Jades Sattelkammer kommen.
    »Entschuldigung? Entschuldigung?«
    Bei dem Klang der Stimme hinter mir schrak ich zusammen, drehte mich um und sah eine ältere Frau vor mir stehen. Sie hatte ihr apricotfarbenes Haar zu einer Art Helm festgesprüht, trug zu viel Make-up, zu viel Goldschmuck und den strengen Ausdruck einer Gesellschaftsdame.
    Ich bemühte mich, verwirrt auszusehen.
    »Können Sie mir sagen, wo ich die Jade-Ställe finde?«, fragte sie.
    »Jade-Ställe?«, wiederholte ich mit starkem französischen Akzent.
    »Die Ställe von Don Jade«, sagte sie lauter und mit sehr deutlicher Aussprache.
    Ich zeigte auf die Wand hinter mir und gabelte weiter Mist auf.
    Die Frau dankte mir und ging zum Zelt hinaus. Einen Augenblick später rief Paris Montgomerys Stimme: »Jane! Welche Freude, Sie zu sehen!«
    Jane Lennox. Die Besitzerin von Park Lane. Die Besitzerin, die nach Stellars Tod angerufen und davon gesprochen hatte, ihr Pferd bei einem anderen Trainer unterzubringen.
    Durch mein Guckloch beobachtete ich, wie sich die beiden Frauen umarmten – Paris musste sich bücken, um die ältere Frau in die Arme nehmen zu können, kam aber wegen Jane Lennox’ gewaltigem Busen nicht ganz an sie ran.
    »Tut mir Leid, aber Don ist nicht hier, Jane. Er wurde aufgehalten, weil er sich um irgendwas im Zusammenhang mit dem Mord an dem armen Mädchen kümmern muss. Er hat angerufen und Bescheid gesagt, dass er nicht rechtzeitig hier sein wird, um Park Lane zu reiten. Ich springe für ihn ein. Hoffentlich ist das für Sie nicht zu enttäuschend. Ich weiß, dass Sie extra von New Jersey hergeflogen sind, um zu sehen, wie Don sie reitet –«
    »Sie müssen sich doch nicht entschuldigen, Paris. Sie reiten sie wunderbar. Ich werde nicht enttäuscht sein, Sie beide auf dem Parcours zu sehen.«
    Sie verschwanden in der Sattelkammer, und ihre Stimmen waren nur noch gedämpft zu hören. Ich huschte in die Box direkt dahinter, lauschte durch die Leinwand. Die Stimmen gingen von Flüstern in Gemurmel über und senkten sich wieder, wurden lauter, wenn Emotionen ins Spiel kamen.
    »… Sie wissen, wie zufrieden ich über Ihren Umgang mit Parkie bin, aber ich muss Ihnen sagen, Paris, die ganzen Vorgänge hier beunruhigen mich sehr. Ich dachte, er hätte seine Vergangenheit hinter sich gelassen, als er nach Frankreich ging …«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, aber ich hoffe, Sie überlegen es sich noch mal, Jane. Sie ist so ein tolles Pferd. Sie hat eine so strahlende Zukunft.«
    »Genau wie Sie, meine Liebe. Sie müssen dabei an Ihre eigene Zukunft denken. Ich weiß, Sie sind Don gegenüber loyal, aber –«
    »Hallo?« Eine scharfe Stimme hinter mir. »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«
    Ich drehte mich um, sah eine Frau mit dickem grauen Haar und einem Gesicht wie eine verschrumpelte Rosine.
    »Was machen Sie hier?«, wiederholte sie und öffnete die Boxentür. »Ich rufe die Wachen.«
    Erneut gab ich mich verwirrt, zuckte mit den Schultern und fragte auf Französisch, ob das nicht die Boxen von Michael Berne seien. Ich sollte

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