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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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    Das konnte niemals gut gehen.
    Die Entführer wussten, dass das Büro des Sheriffs den Fall übernommen hatte. Sie konnten es nicht riskieren, mit Erin an einem so übersichtlichen Ort aufzutauchen. Ich glaubte auch nicht, dass sie sich selbst zeigen würden. Meiner Meinung nach würden sie das nicht tun.
    Achtzehn Uhr. Sonntag. Eine Woche nach dem Tag, an dem Erin entführt worden war. Ich fragte mich, ob der Zeitpunkt eine Bedeutung hatte. Ich fragte mich, ob alle Polizisten um die Reitersiedlung im ländlichen Loxahatchee zusammengezogen wurden, während die Entführer Erins Leiche am hinteren Tor des Reiterzentrums in Wellington abladen würden – der Stelle, von der sie entführt worden war.
    Ich ließ die Videoaufzeichnung der Entführung laufen, wollte etwas sehen, das ich bisher nicht entdeckt hatte, hoffte auf eine Erleuchtung.
    Erin steht vor dem Tor. Wartet. Auf wen? Einen Freund? Einen Liebhaber? Einen Drogendealer? Don Jade? Tomas Van Zandt? Sie wirkt nicht nervös, als sich der weiße Bus nähert. Erkennt sie ihn? Glaubt sie, er würde von demjenigen gefahren, mit dem sie sich treffen will? Ist es derjenige, mit dem sie sich treffen will?
    Landry hatte mir gesagt, sie hätten beim Drogendezernat nachgefragt, um Erin Seabrights Drogenverbindungen zu überprüfen und zu erfahren, ob die Verhaftung wegen des Besitzes von Ecstasy nicht eine einmalige Sache war. Was dabei wohl rausgekommen war? Vor zwei Jahren, als ich noch dazu gehörte, hätte ich genau gewusst, von wem ich diese Information bekommen konnte. Aber zwei Jahre sind im Drogengeschäft eine lange Zeit. Die Dinge ändern sich schnell. Dealer wandern ins Gefängnis, gehen nach Miami, werden umgebracht. Der Personenwechsel ist besonders rasch, wenn es um Drogenhandel mit High School Kids geht. Die Dealer müssen etwa im Alter ihrer Kunden sein, sonst vertraut man ihnen nicht.
    Es fiel mir sowieso schwer, den Drogenaspekt hierbei ernsthaft in Betracht zu ziehen. Wenn sie einem Koksdealer oder Heroindealer viel Geld geschuldet hätte, dann vielleicht. Aber eine offene Rechnung über dreihunderttausend Dollar für Ecstasy zusammenzukriegen, bei der ein so verzweifelter Lösegeldplan herauskam, war schon ziemlich unwahrscheinlich. Erins Vergehen hatte vor dem Jugendgericht mit einem Klaps auf die Finger geendet. Sie war nicht wegen Dealens angeklagt, nur wegen Drogenbesitzes.
    Was Chad Seabright, Schüler mit Auszeichnung, wohl über Erins Drogenkonsum wusste? Und wie weit hatte Erin ihn korrumpiert? Er hatte kein glaubwürdiges Alibi für den Abend der Entführung.
    Aber Landry hatte mich nicht nach Chad gefragt.
    Glauben Sie , dass Don Jade bei der Sache Van Zandts Partner sein könnte? Bei der Entführung?
    Landry hatte die Frage nicht ohne Grund gestellt. War Erin dort gewesen, um sich mit Jade zu treffen? War Jade der ältere Mann in ihrem Leben? Sehr gut möglich, dass die Antwort Ja lautete. Aber wenn das stimmte, hätte Jade Erin unter Kontrolle gehabt und sie wäre keine Bedrohung gewesen, selbst wenn sie gewusst hätte, was wirklich mit Stellar passiert war.
    Wieder dachte ich an das Pferd und wie es gestorben war, und an die Tatsache, dass es Beruhigungsmittel im Blut gehabt hatte. Paris hatte nicht gesagt, welches. Sie hatte mehrere Möglichkeiten aufgezählt: Rompun, Acepromazin, Banamin.
    Die übereinstimmende Meinung ging dahin, dass Jade schon vorher Pferde getötet hatte und damit durchgekommen war. Aber wenn das stimmte, wäre er doch nicht so dumm gewesen, dem Pferd vorher Beruhigungsmittel zu verabreichen. Er hätte nicht riskiert, dass irgendwas bei der Nekropsie herauskam.
    Und wenn nun der Hieb, den ich Michael Berne versetzt hatte, um ihn zu verunsichern, gesessen hatte? Wenn er Jade tatsächlich genug hasst, um ihn zu ruinieren, ihn so sehr hasste, dass er ein Pferd umbrachte, das er selbst geliebt hatte, nur um es Jade anhängen zu können?
    Berne wusste so gut wie alle anderen, dass ein Beruhigungsmittel bei der Versicherungsgesellschaft sofort Verdacht erregen würde. Der Tod würde als das Ergebnis übler Machenschaften eingestuft werden. Die Versicherung würde nicht zahlen. Trey Hughes würde eine Viertelmillion Dollar verlieren. Jade würde sein Geschäft verlieren und vermutlich ins Gefängnis kommen.
    Wenn Erin gewusst hatte, dass Berne für Stellars Tod verantwortlich war, hätte Berne ein Motiv, das Mädchen zu beseitigen. Aber warum eine Entführung riskieren? Brauchte er so dringend Geld? Das Risiko,

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