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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ohrenbetäubendes Brüllen, das so lange anhielt, dass mir der Kopf davon schmerzte. Und als es vorbei war, fühlte ich mich völlig erschöpft, als hätte ich den Dämon aus meiner Seele vertrieben.
    Ich lehnte mich gegen das Sofa, atmete schwer, betrachtete die Wand. Die Vertäfelung hatte zwei große Dellen, etwa in Kopfhöhe. Ein guter Platz, um ein Bild aufzuhängen.
    Ich sank auf einen Sessel, legte den Kopf in die Hände und dachte gute zehn Minuten lang an nichts. Dann stand ich auf, griff nach meinen Schlüsseln und der Pistole und verließ das Haus.
    Zum Teufel mit James Landry. Der konnte mich nicht ausschließen. Das war mein Fall. Ich würde bis zum Ende dabeibleiben.
    Bis zum Ende des Falls oder meinem Ende – was auch immer zuerst kam.

34
    Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Windrichtung festzustellen, als sich in den Wind zu drehen.
    Der Sonntag ist immer etwas Besonderes beim Turnier in Wellington. Während des Winterreiterfestes findet das Grand-Prix-Springen am Sonntagnachmittag statt. Viel Geld, viele Menschen.
    Ein Stück die Straße hinunter vom Polostadion, wo gleichzeitig ein internationales Spiel ausgetragen wird, sind die Tribünen und Bänke um den internationalen Parcours voll mit Hunderten von Fans, Besitzern, Reitern, Pferdepflegern, die alle gekommen sind, um die Besten der Besten beim Bewältigen schwieriger Hindernisse für ein Preisgeld von bis zu hunderttausend Dollar zu sehen.
    Überall sind Kameras von Fox Sport aufgebaut. Verkaufsstände säumen den Fußweg auf dem hohen Damm zwischen dem internationalen Parcours und den Abreiteplätzen darunter, belagert von Menschen, die nur allzu bereit sind, Geld für alles Mögliche auszugeben, von Eis über Diamantenschmuck bis zu Jack-Russell-Welpen. Gleichzeitig mit dem Grand Prix finden weniger wichtige Veranstaltungen auf den kleineren Parcours in der Nähe statt.
    Ich fuhr durch das Ausstellertor, vorbei an einer Reihe von Zelten, und parkte den Wagen drei Zelte von Jades entfernt. Ich konnte nicht wissen, ob Van Zandt mich bei Jade und seinen Leuten verpfiffen hatte. Na, und wenn schon, dachte ich. Meine Geduld reichte nicht mehr für irgendwelche Spielchen.
    Heute hatte ich mich nicht als Dilettantin verkleidet. Jeans und Turnschuhe. Schwarzes T-Shirt und Baseballkappe. Gürtelhalfter und Glock im Kreuz unter dem locker fallenden Shirt.
    Ich betrat Jades Zelt durch den Hintereingang, wie beim ersten Mal, ging an Trainerboxen vorbei, in denen Leute, die ich nicht kannte, lachten und sich etwas zuriefen, während sie sich auf ihren Ritt vorbereiteten. Pferde wurden gestriegelt, Mähnen geflochten, Zaumzeug geputzt, Stiefel poliert.
    Weiter den Gang entlang, direkt hinter Jades Boxen, standen die Pferde eines anderen Trainers gelangweilt in ihren Boxen. Zwei hatten ihre Auftritte bereits hinter sich, die kurzen Mähnen waren immer noch wellig von den Zöpfen. Die anderen hatten an diesem Tag noch keine Bürste gesehen. Von einem Pferdepfleger weit und breit keine Spur.
    Die Kappe tief in die Stirn gezogen, nahm ich eine Mistgabel, zog einen Mistkarren zu einer der Boxen und sperrte auf. Das Pferd nahm kaum Notiz von mir. Mit gesenktem Kopf lockerte ich die Streu auf, arbeitete mich bis zum hinteren Ende der Box vor und lugte zwischen dem Eisengestänge und der Leinwand hindurch, aus denen die Boxenwände bestanden.
    In der Box dahinter stand ein Mädchen mit stacheligem roten Haar auf einem Tritt und flocht die Mähne von Park Lane. Ihre Finger arbeiteten schnell und geschickt. Sie befestigte die Zöpfe mit dickem schwarzen Band, jeder Zopf perfekt und flach am Hals des Pferdes. Ihr Kopf bewegte sich beim Arbeiten auf und ab, im Rhythmus einer Melodie, die nur sie durch ihre Kopfhörer hören konnte.
    In der winterlichen Turniersaison lässt sich mit dem Flechten von Mähnen und Schweifen gutes Geld verdienen. Bei viertausend Pferden auf dem Turnierplatz, von denen die meisten vorgeführt werden, und bei dem Mangel an Pferdepflegern kann eine geschickte Flechterin ordentlich absahnen. Es gibt Mädchen, die nichts anderes tun, als vom Morgengrauen an von Stall zu Stall zu gehen und Mähnen und Schweife zu flechten, bis ihnen die Finger lahm werden. Eine gute Flechterin kann es auf mehrere hundert Dollar pro Tag bringen – in bar, falls die Kunden dazu bereit sind.
    Das Mädchen, das für Jade flocht, hielt den Blick auf ihre Arbeit gerichtet und ließ die Finger fliegen. Sie bemerkte mich nicht.
    Paris ging im Gang vor der

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