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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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reden wollen, Lieutenant, verschwenden Sie meine Zeit.«
    Dugan hob die Augenbraue. »Haben Sie etwas Dringendes zu erledigen?«
    Ich zog das Handy aus der Jackentasche, klickte ein paar Nummern durch und drückte den Anrufknopf. Während das Telefon die Verbindung herstellte, hielt ich meinen Blick auf den Lieutenant gerichtet.
    »Van Zandt? Elle. Tut mir Leid, dass ich heute Morgen so schnell verschwinden musste. Vor allem, nachdem Sie sich all die Zeit genommen hatten, mich anzuschreien und mir das Gefühl zu geben, ich könne nicht mal Fahrrad fahren, ganz zu schweigen davon, ein Pferd zu reiten.«
    Schweigen am anderen Ende. Nur Hintergrundgeräusche. Er befand sich in einem Auto. Ich gedachte, die Unterhaltung fortzusetzen, selbst wenn Van Zandt mich abhängte. Ich wollte Dugan wissen lassen, dass er nicht über mich verfügen konnte, und gleichzeitig, dass ich für ihn von Wert war, ob ihm das nun gefiel oder nicht.
    »Sie finden, ich war zu streng mit Ihnen?«, fragte Van Zandt schließlich.
    »Nein. Ich mag’s gerne grob«, erwiderte ich viel sagend.
    Wieder Schweigen, dann lachte er leise. »Jemand wie Sie ist mir noch nie begegnet, Elle.«
    »Ist das was Gutes oder was Schlechtes?«
    »Ich denke, das wird sich noch erweisen müssen. Ich bin überrascht, dass Sie mich anrufen.«
    »Die Motte und das Licht«, sagte ich. »Sie halten mein Hirn in Schwung, Z. Sean und ich wollen ins Players ,zu einem späten Essen und ein paar Drinks. Haben Sie Zeit?«
    »Im Moment nicht.«
    »Später?«, schlug ich vor.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen trauen sollte, Elle.«
    »Warum nicht? Ich besitze keine Macht. Ich bin nur das fünfte Rad am Wagen.«
    »Sie trauen mir nicht«, sagte er. »Sie vermuten schlimme Dinge über mich, die nicht stimmen.«
    »Dann überzeugen Sie mich davon, dass Sie ein guter Junge sind. Es ist nie zu spät, Freunde zu gewinnen. Außerdem geht’s ja nur um ein paar Drinks, meine Güte. Bringen Sie Ihre Freundin Lorinda mit. Sie können ihr beim Nachtisch Seans Pferd verkaufen. Bis später. Ciao .«
    Ich beendete das Gespräch, steckte das Handy wieder in die Tasche.
    »Ja«, sagte ich zu Dugan. »Ich habe etwas Dringendes zu erledigen. Sieht so aus, als hätte ich eine Verabredung mit Van Zandt.« Ich wandte mich an Wayne Armedgian. »Glaubst du, deine Leute könnten die Beschattung aufnehmen, statt wie die Trottel auf einem Parkplatz rumzusitzen?«
    Ich wartete die Antwort nicht ab.
    »War mir ein Vergnügen, Leute«, rief ich, winkte ihnen zu und verließ das Büro.
    Mir war schwindelig. Ich hatte das Gefühl, gerade einem Riesen ins Auge gespuckt zu haben. Es war mir gelungen, den Chef des Dezernats für Gewaltverbrechen und einen Bereichsleiter des FBI mit einem Schlag vor den Kopf zu stoßen.
    Zum Teufel damit. Sie hatten mich ausschließen wollen. Ich hätte ihnen gerne alles über den Fall erzählt, was ich wusste, aber sie wollten mich nicht. Ich hatte sie nur wissen lassen, dass sie mich nicht tyrannisieren konnten. Ich kannte meine Rechte, ich kannte das Gesetz. Und ich wusste, dass ich Recht hatte: Sie hätten sich nicht um den Fall gekümmert, wenn ich Landry nicht da reingetrieben, wenn ich Armedgian nicht um Informationen gebeten hätte. Ich dachte nicht daran, mir von ihnen jetzt den Kopf tätscheln und mich rausdrängen zu lassen.
    Ich ging auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude auf und ab, atmete die warme Nachtluft ein, fragte mich, ob ich richtig gespielt hatte, fragte mich, ob es überhaupt darauf ankam oder nicht bereits zu spät war.
    »Sie haben es ja faustdick hinter den Ohren, Estes.«
    Landry kam auf mich zu, Zigarette in der einen und Feuerzeug in der anderen Hand.
    »Tja, ein Wunder, dass meine Ohren nicht weiter abstehen.«
    »Glauben Sie, dass Van Zandt ins Players kommt?«, fragte er, während er die Zigarette anzündete.
    »Wird er wohl. Er genießt das Spiel zu sehr. Und es besteht ja keine unmittelbare Gefahr, dass er verhaftet wird. Er weiß, dass Sie nichts gegen ihn in der Hand haben, sonst säße er längst im Gefängnis. Ich glaube, dass er kommen wird, um Ihnen das unter die Nase zu reiben – und mir.«
    Aus einem Impuls heraus nahm ich ihm die Zigarette aus den Fingern und zog daran. Landry beobachtete mich mit undurchdringlichem Gesicht.
    »Sie rauchen?«, fragte er.
    »Nein.« Ich stieß den Rauch aus. »Hab schon vor Jahren aufgehört.«
    »Ich auch.«
    »Notfallpäckchen?«, fragte ich.
    Er holte sich die Zigarette zurück. »Entweder das hier

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