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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Gesicht, spürte es nur auf einer Seite. In dem Moment wünschte ich mir, überall gefühllos zu sein. »Oh, mein Gott. Das arme Mädchen.«
    Sie haben die Regeln gebrochen . Das Mädchen wird dafür bezahlen .
    Die Regeln zu brechen war meine Idee gewesen. Ich hatte mein ganzes Leben lang Regeln gebrochen und nie darüber nachgedacht, bis es zu spät war. Offenbar würde ich nie etwas daraus lernen. Jetzt musste Erin Seabright dafür bezahlen.
    Ich hätte etwas anderes versuchen sollen. Wenn ich Bruce Seabright nicht so unter Druck gesetzt hätte, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, die Polizei hinzuzuziehen …
    Wenn ich es nicht gewesen wäre. Wenn Molly zu jemand anderem gegangen wäre.
    »Quälen Sie sich nicht so, Estes«, sagte Landry leise.
    Ich lachte. »Aber das ist das Einzige, was ich wirklich gut kann.«
    »Nein«, murmelte er.
    Er stand sehr nahe bei mir. Unsere Schatten überlappten sich auf dem Steinboden im Türlicht. Wäre ich eine andere Frau gewesen, dann hätte ich mich in diesem Moment vielleicht an ihn gelehnt. Aber ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal jemandem meine Verletzlichkeit gezeigt hatte. Ich wusste nicht wie. Und ich traute Landry nicht, befürchtete, er würde mich abweisen.
    »Sie sind es nicht allein«, sagte er. »Manchmal laufen die Dinge einfach, wie sie laufen.«
    Vor nur vierundzwanzig Stunden hatte ich zu ihm dasselbe gesagt. »Alles, was ich sage, kann und wird gegen mich verwendet werden.«
    »Hauptsache, es funktioniert.«
    »Hat es funktioniert, als ich Sie damit gefüttert habe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber mir gefiel der Klang.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Wir sahen uns ein bisschen zu lange an, dann rieb Landry sich den Nacken und schaute an mir vorbei ins Haus.
    »Kann ich mir einen Scotch nehmen? Es war ein scheußlicher Tag.«
    »Klar.«
    Er ging zum Barschrank, goss sich von dem Whisky, der so alt war wie ich, zwei Finger breit ein und trank langsam.
    Ich setzte mich in den Sessel und beobachtete ihn. »Wo war Jade während der Übergabe?«
    »In West Palm, hat sich mit Jill Morones Eltern getroffen. Sie sind heute Nachmittag von Buttcrack, Virginia, hergeflogen und haben verlangt, persönlich mit ihm zu sprechen.«
    »Und Van Zandt?«
    Er schüttelte den Kopf; sein Kinn versteifte sich. »Nicht schlecht, was Sie mir heute Morgen über Ihren FBI-Freund gesagt haben.«
    »Armedgian? Er ist nicht mein Freund – und Ihrer auch nicht, kann ich mir vorstellen.«
    »Der tauchte plötzlich auf, um uns zu ›beraten‹. Seine Leute beschatten Van Zandt.«
    »Seine Leute beschatten ein Auto in einer Einfahrt. Van Zandt war heute Morgen in einem Chevy hier.«
    Landry sah mich durchdringend an. »Was wollte er hier?«
    »Mir die Kündigung aussprechen, nehme ich an.«
    »Er weiß, dass Sie gestern Abend in seinem Haus waren?«
    »Ja. Ich glaube schon.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Was glauben Sie, wie es mir geht.«
    Er nahm einen Schluck Scotch und überlegte. »Also … bei der Übergabe war er nicht. Das wissen wir.«
    »Was nicht heißt, dass er mit der Entführung nichts zu tun hat. Dasselbe gilt für Jade. Ich bin überzeugt, dass das Band mit der Schaltuhr auch dazu dienen sollte, den bösen Buben für den Zeitraum der Übergabe ein wasserdichtes Alibi zu verschaffen.«
    »Zum einen das, zum andern, um Seabright zu bestrafen.«
    »Die mussten wissen, dass die Polizei dort sein würde. Sie hatten nie vor, da mit oder ohne Erin aufzutauchen.«
    »Trotzdem mussten wir die Sache durchziehen.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Aber es gefällt mir nicht, was es für Erin bedeutet. Jetzt wissen sie, dass sie das Geld nicht bekommen werden. Was gewinnen sie damit, wenn sie Erin am Leben lassen? Nichts.«
    »Spiel und Spaß mit der Reitgerte«, erwiderte Landry. Er schaute zu Boden, schüttelte den Kopf. »Großer Gott. Sie hätten sehen sollen, wie er sich auf sie gestürzt hat. Wenn er seine Pferde so schlägt, sollte man ihn einsperren.«
    »Jade?«, fragte ich. »Ich bin sicher, dass Sie etwas über ihn wissen, was ich nicht weiß, aber ich bezweifle ernsthaft, dass er unser Mann ist.«
    »Sie sind diejenige, die sagte, alles führe zu ihm zurück.«
    »Das tut es auch in gewisser Weise. Aber andererseits passt für mich da einiges nicht zusammen. Er hat geschäftlich viel mit Trey Hughes zu tun – die neuen Stallungen, die teuren Pferde, die er für ihn kauft. Warum sollte er das alles aufs Spiel setzen mit etwas so

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