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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ich Expertin auf dem Gebiet bin, das eigene Leben zu versauen. Aber ich habe vor kurzem entdeckt, dass ich jeden Tag eine neue Chance bekomme. Genau wie Sie.«
    Klofrauenpsychologie. Jetzt hätte ich ihr eigentlich ein Leinenhandtuch reichen und hoffen sollen, dass sie mir ein Trinkgeld in das Körbchen auf dem Tisch legte.
    Eine dicke Frau in einem hawaiianischen Wallegewand kam durch die Tür und schaute Krystal und mich finster an, als dächte sie, wir beide würden den Raum mit Beschlag belegen, um Sex zu haben. Ich schaute finster zurück, und sie drehte sich seitwärts und watschelte in eine Kabine.
    Ich ging auf den Flur hinaus. Bruce Seabright stand im Warteraum nahe des Ausgangs und stritt sich mit Detective Weiss und Lieutenant Dugan. Landry war nirgends zu sehen. Ob Armedgian wohl von Erins Entkommen unterrichtet worden war? Er würde bei der Befragung dabei sein wollen, in der Hoffnung, dass Erin Van Zandt als einen der Entführer identifizieren würde.
    Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als zu warten, bis sich die feindlichen Truppen zurückgezogen hatten. Ich würde auf dem Parkplatz ausharren, Landrys Auto im Auge behalten. Wenn es mir gelang, ihn einen Augenblick allein zu erwischen, würde ich das ausnützen.
    Ich drehte mich um und ging den Flur entlang auf der Suche nach einer Tasse schlechtem Kaffee.
     
    Die Ärztin bot Erin ein stärkeres Beruhigungsmittel an. Erin blaffte, die Frau solle sie in Ruhe lassen. Das zarte Blümchen, das seine Dornen zeigt, dachte Landry. Er blieb in der Ecke stehen, sagte nichts, hörte zu, wie das Mädchen der Ärztin befahl, den Raum zu verlassen. Dann drehte sie sich um und sah ihn an.
    »Ich will, dass es vorbei ist«, sagte sie. »Ich will nur schlafen und aufwachen und es hinter mir haben.«
    »So einfach ist das nicht, Erin«, erwiderte er, kam aus seiner Ecke und setzte sich wieder. »Ich will ganz offen mit dir sein. Du hast die Tortur erst halb hinter dir. Ich weiß, dass du dir wünschst, es wäre alles vorbei. Ja, du wünschst dir, es wäre nie passiert. Das wünschte ich auch. Aber jetzt hast du die Aufgabe, uns zu helfen, die Leute zu finden, die dir das angetan haben, damit sie es niemand anderem antun.
    Ich weiß, dass du eine kleine Schwester hast. Molly. Ich weiß, du möchtest dir nicht vorstellen, dass das, was dir passiert ist, ihr passieren könnte.«
    »Molly.« Sie sprach den Namen ihrer Schwester aus und schloss für einen Moment die Augen.
    »Molly ist ganz schön cool«, sagte Landry. »Und sie wollte von Anfang an nur eines – dich wiederhaben, Erin.«
    Das Mädchen betupfte die geschwollenen Augen mit einem Papiertuch, stieß einen schweren Seufzer aus und machte sich bereit, ihre Geschichte zu erzählen.
    »Weißt du, wer dir das angetan hat, Erin?«, fragte Landry.
    »Sie trugen Masken«, erwiderte sie. »Ich hab ihre Gesichter nie gesehen.«
    »Aber sie haben mit dir gesprochen? Du hast ihre Stimmen gehört. Und vielleicht hast du eine Stimme oder eine Eigenart oder so was erkannt.«
    Sie sagte nicht Ja, sagte aber auch nicht Nein. Sie saß ganz still da, den Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände gerichtet.
    Landry wartete.
    »Ich glaube, ich weiß, wer der eine war«, sagte sie leise. Neue Tränen füllten ihre Augen, als Gefühle in ihr aufwallten. Enttäuschung, Traurigkeit, Schmerz.
    Sie legte die Hand an die Stirn, beschirmte ihre Augen. Versuchte, sich vor der Wahrheit zu verbergen.
    »Don«, flüsterte sie schließlich. »Don Jade.«

42
    Weiss kam als Erster aus dem Krankenhaus, rannte zu seinem Auto. Als er an mir vorbeifuhr, sah ich, dass er in sein Handy sprach. Irgendwas war passiert.
    Zehn Minuten später traf Armedgian endlich ein und ging ins Krankenhaus, kam eine Minute später mit Dugan wieder heraus. Sie blieben auf dem Bürgersteig stehen, Armedgian wütend und aufgebracht. Ihre Stimmen hoben und senkten sich, und da ich das Fenster offen hatte, bekam ich das Wesentliche ihres Gesprächs mit. Armedgian fühlte sich ausgeschlossen, hätte sofort benachrichtigt werden müssen, bla, bla, bla. Dugan fertigte ihn kurz ab. Er sei nicht der Laufbursche des FBI, Armedgian solle sich beruhigen, jetzt wisse er ja Bescheid, und so weiter, und so weiter.
    Sie gingen zu ihren jeweiligen Wagen und fuhren mit aufleuchtenden Hecklichtern davon.
    Ich stieg aus und ging wieder in die Notaufnahme, den Flur entlang zu dem Untersuchungszimmer, in dem Erin gewesen war. Landry kam mit einer großen braunen Beweisstücktüte in

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