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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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der Hand heraus: Erins Kleidung, die im Labor auf DNS-Spuren untersucht werden würde.
    »Was ist los?«, fragte ich, drehte um und hastete neben ihm her.
    »Erin sagt, Jade sei einer der Entführer.«
    »Eindeutige Identifizierung?«, fragte ich ungläubig. »Sie hat ihn gesehen?«
    »Sie sagt, die Männer trugen Masken, aber sie glaubt, dass er es war.«
    »Wieso? Warum glaubt sie das? Hat sie seine Stimme erkannt? Eine Tätowierung? Was?«
    »Ich hab jetzt keine Zeit dafür, Elena«, erwiderte er ungeduldig. »Weiss und ein paar Deputies sind auf dem Weg, um ihn festzunehmen. Ich muss aufs Revier zurück.«
    »Hat sie was über Van Zandt gesagt?«
    »Nein.«
    »Über wen sonst?«
    »Keinen. Wir haben noch nicht die ganze Geschichte. Aber wir greifen uns Jade, bevor er abhauen kann. Sobald er erfährt, dass sie entkommen ist, sucht er doch sofort das Weite. Wenn wir ihn jetzt schnappen, bringen wir ihn dazu, uns seinen Partner auszuliefern.«
    Die Türen schwangen auf, und wir stürmten hinaus, auf Landrys Auto zu. Ich wollte die Zeit anhalten, damit ich nachdenken konnte. Die Sache hatte eine scharfe Wendung nach links genommen, und ich hatte Schwierigkeiten, um die Kurve zu kommen. Landry dachte jedoch nicht dran, das Tempo zu verringern.
    »Wo haben sie Erin versteckt gehalten?«, fragte ich. »Wie ist sie entkommen?«
    »Später«, sagte Landry, stieg in sein Auto.
    »Aber –«
    Er ließ den Motor aufheulen, und ich musste zur Seite springen, als er mit durchdrehenden Reifen davonbrauste.
    Ich stand da wie ein Idiot, sah ihm nach, versuchte das gerade Geschehene zu verdauen. Für mich ergab es einfach keinen Sinn, dass Jade das Risiko eingehen würde, jemanden zu entführen – oder dass er sich zu so etwas bereit erklärte. Ich konnte mir Jade nicht als Mannschaftsspieler bei einer solchen Sache vorstellen.
    Landry sah in Jade einen Verdächtigen, hatte Indizienbeweise gegen ihn. Er hatte ein persönliches Interesse daran, dass Jade der Täter war.
    Ich wollte wissen, was Erin gesagt hatte. Ich wollte die Geschichte von ihr selbst hören. Ich wollte ihr Fragen stellen und ihre Antworten aus meiner Perspektive interpretieren, mit meinem Wissen über den Fall und die darin verwickelten Menschen.
    Ein Krankenwagen kam mit heulenden Sirenen auf das Krankenhaus zu, bremste quietschend vor der Notaufnahme. Schwestern und Pfleger rannten heraus. Eine dicke, kreischende Frau wurde auf einer Trage aus dem Wagen gehoben, schrie nach Jesus, während helles Blut wie ein Geysir aus einem offenbar komplizierten Bruch an ihrem linken Bein spritzte. Jemand rief etwas von einem Verletzten aus dem zweiten Auto, der gleich kommen würde.
    Ich schlüpfte hinter dem Gewusel zurück ins Krankenhaus, sah, wie die Frau eilends in den Traumaraum gekarrt wurde. Überall rannten Schwestern und Arzte herum. So gelangte ich unbeachtet zu dem Untersuchungszimmer, in dem Erin gewesen war, und trat ein.
    Die Liege war leer. Erin war bereits in ein Krankenzimmer verlegt worden. Ansonsten hatte man das Untersuchungszimmer noch nicht aufgeräumt. Auf einem Stahltablett lagen Nahtmaterial und blutige Tupfer. Ein benutztes Spekulum war nach der Untersuchung auf Vergewaltigung achtlos in ein kleines Becken geworfen worden.
    Ich fühlte mich, als sei die Party vorbei, zu der mich sowieso niemand eingeladen hatte. Landry hatte Erins Kleidungsstücke und die Abstriche der Untersuchung. Hier konnte ich nichts mehr finden.
    Ich seufzte und trat von der Liege zurück, wobei mein abwesender Blick auf den Boden fiel. Ein schmales Armband lag halb verdeckt unter der Liege. Ich bückte mich und hob es auf. Es war aus Silber, die Kettenglieder in Form von ineinander geschlungenen Steigbügeln. Zwei kleine Anhänger waren daran befestigt – ein Pferdekopf und der Buchstabe E für Erin.
    Genau das Richtige für einen pferdeverrückten Teenager. Ob es ein Geschenk gewesen war? Von einem Mann, der Erin auf die entsetzlichste Weise verraten hatte?
    Die Tür ging auf; ich drehte mich um und hatte einen Polizisten vor mir stehen.
    »Wo hat man meine Nichte hingebracht?«, fragte ich. »Erin Seabright?«
    »In den vierten Stock, Ma’am.«
    »Wird sie bewacht? Ich meine, wenn nun einer der Männer, die sie entführt haben, hierher kommt –«
    »Wir haben jemanden vor ihrem Zimmer postiert. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Ma’am. Sie ist jetzt in Sicherheit.«
    »Was für eine Erleichterung«, sagte ich ohne Enthusiasmus. »Vielen Dank.«
    Er hielt mir

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