Schattenpferd
dunklen Wolken im Westen.
Ich fuhr die Pierson entlang, an der Lastwageneinfahrt des Turnierplatzes vorbei, passierte die extravaganten Stallungen des Grand Prix Village, wendete und fand die Eingangstore zu Fairfields. Ein Schild zeigte den Grundriss der geplanten Bebauung in acht Parzellen, jede zwischen zwanzigtausend und vierzigtausend Quadratmeter groß. Drei Parzellen trugen die Aufschrift »Verkauft«. Geschmackvolle Reitanlagen und Stallungen wurden versprochen und als Kontakt war die Telefonnummer von Gryphon Development Inc. angegeben.
Die Steinsäulen für das Tor standen bereits, genau wie ein Wachhaus, aber die Eisentore mussten noch angebracht werden. Ich folgte dem gewundenen Weg, meine Scheinwerfer beleuchteten Unkraut und niedriges Gebüsch. An zwei Baustellen brannten helle Sicherheitslampen. Selbst mitten in der Nacht war unschwer zu erkennen, welches der beiden Grundstücke Trey Hughes gehörte.
Die Stallungen standen bereits. Die Umrisse erinnerten an einen großen Supermarkt. Ein gewaltiges, zweistöckiges Rechteck, parallel zur Straße, das mit seiner Größe protzte, vielleicht dreißig Meter von einem Bauzaun entfernt. Das Tor im Zaun war mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert.
Ich fuhr in die Einfahrt, so weit es der Zaun erlaubte, saß da und nahm so viel in mich auf, wie ich konnte. Meine Scheinwerfer beleuchteten einen Bagger, dazu aufgerissenen Boden und große Erdhaufen. Hinter den Stallungen konnte ich gerade noch einen Wohnwagen erkennen, der wohl dem Bauleiter als Büro diente. Vor den Stallungen stand ein Schild mit dem Namen der Baufirma, die stolz darauf war, Lucky Dog Farm bauen zu dürfen.
Die Kosten des Ganzen konnte ich nur überschlagen. Vierzigtausend Quadratmeter Grund so nahe beim Turnierplatz war allein schon ein Vermögen wert. Eine Anlage, wie Trey Hughes sie da hinstellte, musste an reinen Baukosten zwei, vielleicht drei Millionen kosten. Und das nur für die Reitanlage und Stallungen. Wie im Grand Prix Village würde es in Fairfields keine vornehmen Villen geben. Die Besitzer dieser Stallungen hatten feudale Häuser im Poloclub oder auf der Insel oder beides. Die Hughes’ besaßen ein Strandgrundstück am Blossom Way, nahe dem exklusiven Palm Beach Schwimm- und Tennisclub. Trey selbst hatte eine Villa im Poloclub, soviel ich wusste. Jetzt gehörte ihm alles, dank Sallie Hughes’ Fehltritt auf der Treppe.
Lucky Dog, glücklicher Hund, in der Tat. Die Frau los zu sein, die Trey gern die Domina nannte, verbunden mit dem unbeschränkten Zugang zu einem außerordentlich großen Vermögen, nur durch einen einfachen Fall. Der Gedanke schlich sich in meinen Hinterkopf wie eine Schlange in den Schatten.
Nach meinem Gespräch mit Sean hatte ich im Internet Artikel über Sallie Hughes’ Tod gesucht und nur einen Nachruf gefunden. Nichts über irgendwelche Ermittlungen.
Natürlich gab es keine Artikel. Wie ungehörig, so etwas auf Papier zu drucken, hätte meine Mutter gesagt. Die Zeitung der Insel war nur für Gesellschaftsnachrichten und Ankündigungen da. Nicht für so schmutzige Dinge wie Todesfälle und Polizeiermittlungen. Die Zeitung, die meine Mutter las, war auf Glanzpapier gedruckt und beschmutzte die Hände des Lesers nicht mit Druckerschwärze. Sauber in Form und Inhalt.
Die Post – gedruckt in West Palm Beach (wo das gewöhnliche Volk lebt) – berichtete, Sallie Hughes sei zu Hause im Alter von zweiundachtzig Jahren gestorben.
Wie auch immer es passiert war, Trey Hughes war jetzt eine sehr fette goldene Gans. Es gab sicher ein paar Leute, die ihm gern den Gefallen taten, ein Springpferd mit mehr Temperament als Talent loszuwerden. Dabei spielte es keine Rolle, wie viel Geld Trey bereits besaß. Eine weitere Viertelmillion war immer willkommen.
Don Jade musste ganz oben auf der Liste der hilfreichen Hoffnungsvollen stehen. Was für eine feine Sache für Jade oder jeden anderen Trainer: in einen Stall wie diesen zu kommen, dadurch wieder Legitimität zu erhalten und noch mehr Klienten mit bodenlosen Taschen anzuziehen.
Ich dachte an die Spannung, die ich heute Morgen zwischen den beiden Männern gespürt hatte. Trey Hughes konnte es sich jetzt leisten, nahezu jeden namhaften Trainer in seinen Stall zu holen. Warum hatte er sich für Don Jade entschieden – einen Mann, dessen Ruf mehr auf Skandalen als auf Erfolg basierte? Einen Mann mit dem Ruf, üble Dinge zu tun und damit durchzukommen …
Wie auch immer er das geschafft hatte, Don
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