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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Das Ding kostet doch die Welt.«
    »Und den Mond und die Sterne dazu.«
    »Kann sich Trey das denn wirklich von seinem Treuhandvermögen leisten?«
    »Das braucht er nicht. Seine Mutter hat ihm fast das gesamte Hughes-Vermögen hinterlassen.«
    »Sallie Hughes ist tot?«
    »Sie ist letztes Jahr gestorben. Ist die Treppe runtergefallen und hat sich den Schädel gebrochen. Das erzählt man sich zumindest. Du solltest dich wirklich besser über deine alten Bekannten informieren, El«, schalt er mich. Dann küsste er mich auf die Wange und ging.
    Fairfields. Bruce Seabright war erst heute Morgen auf dem Weg gewesen, ein Geschäft in Fairfields abzuschließen.
    Ich mag keine Zufälle und glaube auch nicht daran. Im College hatte ich mal die Vorlesung eines bekannten New-Age-Gurus besucht, der glaubte, dass alles Leben in seiner grundlegenden Molekularstruktur Energie ist. Alles, was wir tun, jeder Gedanke, den wir haben, jedes Gefühl, das wir empfinden, kann auf pure Energie zurückgeführt werden. Unser Leben ist Energie, angetrieben, suchend, rennend und mit der Energie anderer Menschen in unserer kleinen Welt kollidierend. Energie zieht Energie an, Absicht wird zu einer Naturkraft und es gibt keine Zufälle.
    Wenn ich fest an meine Theorie glaube, dann muss ich auch akzeptieren, dass im Leben nichts zufällig sein kann. Und das führt mich zu der Ansicht, dass es mir besser geht, wenn ich an gar nichts glaube.
    Bedachte man die Menschen, die mit Erin Seabrights Leben zu tun hatten, konnte man die Vorgänge nicht als positiv einstufen. Ihre Mutter schien nicht gewusst zu haben, für wen Erin arbeitete, und das nahm ich ihr ab. Krystal wäre es egal gewesen, selbst wenn Erin für den Teufel höchstpersönlich gearbeitet hätte, solange ihre kleine Welt davon nicht ins Wanken geriet. Sie zog es vermutlich vor, an Erin nicht als ihre Tochter zu denken. Aber was war mit Bruce Seabright? Kannte er Trey Hughes? Und wenn ja, kannte er auch Jade? Und wenn er einen von ihnen oder beide kannte, wie passte Erin dann ins Bild?
    Angenommen, Bruce wollte Erin aus dem Haus haben, wegen ihrer Beziehung zu Chad. Wenn Bruce Hughes kannte – und über Hughes eine Verbindung zu Don Jade hatte –, könnte er ihr aus diesem Grund den Job bei Jade besorgt haben. Wichtiger aber war die Frage, ob es Bruce Seabright kümmerte, was mit Erin geschah, sobald sie aus dem Haus war. Und wenn ihn das kümmerte, wäre das etwas Positives oder Negatives? Wenn er sie nun gern endgültig loswerden wollte?
    Diese Gedanken und Fragen füllten meinen Abend. Ich tigerte im Gästehaus auf und ab, kaute an den Resten meiner Fingernägel. Ruhiger, fließender Jazz kam aus den Stereolautsprechern im Hintergrund, eine stimmungsvolle Untermalung der Szenarien, die mir durch den Kopf gingen. Irgendwann griff ich zum Telefon und wählte Erins Handynummer, bekam aber nur die automatische Ansage, dass die Mailbox voll sei. Wenn sie einfach nach Ocala gezogen war, warum hatte sie ihre Nachrichten dann immer noch nicht abgehört? Warum hatte sie Molly nicht angerufen?
    Ich wollte keinen ganzen Tag bei einem, wie mir mein Gefühl sagte, sinnlosen Unternehmen in Ocala verschwenden. Morgen früh würde ich einen dortigen Privatdetektiv anrufen und ihm die nötigen Informationen geben, dazu Instruktionen. Wenn Erin auf dem Turnierplatz von Ocala arbeitete, würde ich das innerhalb eines oder höchstens zwei Tagen wissen. Ich würde den Privatdetektiv anweisen, sie vom Turnierbüro wegen eines wichtigen Telefonats ausrufen zu lassen. Wenn sich darauf jemand meldete, konnte er klären, ob es wirklich Erin Seabright war oder nicht. Ein einfacher Plan. Landry hätte dasselbe unter Verwendung der örtlichen Polizei tun können.
    Arschloch. Ich hoffte, dass er nicht schlafen konnte.
    Es war bereits nach Mitternacht. An Schlaf war überhaupt nicht zu denken. Seit Jahren hatte ich keine Nacht mehr durchgeschlafen – was zum Teil an meiner geistigen Verfassung lag und zum anderen an den ständigen leichten Schmerzen, die von dem Unfall zurückgeblieben waren. Ich dachte nicht darüber nach, was der Schlafmangel meinem Körper und meinem Geist antun könnte. Es war mir egal. Ich hatte mich daran gewöhnt. Wenigstens grübelte ich heute Nacht nicht über die Fehler nach, die ich gemacht hatte, und wie ich dafür bezahlen sollte.
    Ich griff nach meiner Jacke und verließ das Haus. Die Nacht war kühl, ein Sturm jagte über die Everglades auf Wellington zu. Blitze erhellten die

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