Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
hoch. Mir war schwindelig, der Boden schien unter mir wegzusacken. Ich stolperte aus dem Zelt und fiel wieder hin.
    Die Taschenlampe lag noch da, wo sie gelandet war, als das erste Pferd mich aus dem Weg gestoßen hatte, der gelbe Lichtkegel wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit. Ich griff danach, packte eine Zeltleine und zog mich hoch.
    Pferde galoppierten auf dem gerodeten Gelände unterhalb des Abhangs herum. Einige befanden sich auch zwischen diesem Zelt und dem nächsten. Der Wind blies noch stärker, und die ersten Regentropfen prasselten herab. In der Ferne hörte ich jemanden rufen. Zeit zu verschwinden.
    Ich trat noch einmal ins Zelt, gerade weit genug, um den Lichtstrahl über die Vorderfront einer offenen Box gleiten zu lassen.
    Bei Notfällen bitte Michael Berne anrufen …
    »Keine Bewegung. Lassen Sie die Taschenlampe fallen.«
    Die Stimme kam von hinten, aus einem Lichtstrahl, der sich über meine Schultern breitete. Ich behielt die Taschenlampe in der Hand, streckte aber die Arme vom Körper weg.
    »Ich hab Lärm gehört«, sagte ich und drehte mich etwas seitlich. »Jemand war hier drin und hat die Boxentüren aufgemacht.«
    »Aber sicher doch«, erwiderte er sarkastisch. »Und wer wohl? Lassen Sie die Taschenlampe fallen.«
    »Ich war das nicht.« Vorsichtig drehte ich mich noch ein wenig weiter um. »Ich hab versucht, denjenigen aufzuhalten. Das beweisen meine Blutergüsse.«
    »Ich sag’s nicht noch einmal, Lady. Lassen Sie die Taschenlampe fallen.«
    »Ich will sehen, wer Sie sind. Woher soll ich wissen, ob Sie nicht derjenige waren, der das hier gemacht hat?«
    »Ich bin vom Wachdienst.«
    Das fand ich nicht beruhigend. Der Wachdienst für das Turniergelände wurde von der Privatfirma übernommen, die das billigste Angebot für den Job gemacht hatte. Die Angestellten waren vermutlich so zuverlässig und gut ausgebildet wie diejenigen, die Wahnsinnige mit Waffen und Messern in Passagierflugzeuge steigen ließen. Die Hälfte der Wachmannschaft bestand wahrscheinlich aus verurteilten Verbrechern. Da sich der Mann hinter mir befand, konnte ich nicht mal sicher sein, dass er eine Uniform trug.
    »Ich will Sie sehen.«
    Er schnaubte ungeduldig. Bevor er Nein sagen konnte, drehte ich mich um und richtete den Strahl meiner Taschenlampe voll auf sein Gesicht.
    Die Kleidung nahm ich als Zweites wahr. Als Erstes sah ich seine Waffe.
    »Gehört die zur Uniform?«, fragte ich.
    »Sie gehört zu meiner Uniform.« Er wedelte mit der Waffe. »Genug Fragen. Machen Sie die Lampe aus und geben Sie sie mir. Los jetzt.«
    Ich gehorchte, mehr als bereit, nach draußen zu kommen, wo andere Leute waren, wie ich wusste. Ich erwog und verwarf den Gedanken, mich aus dem Staub zu machen. Ich wollte nicht, dass man nach mir suchte, meine Beschreibung mit Phantombild auf der Titelseite der Zeitung. Ich wollte auch nicht in den Rücken geschossen werden. Erst mal mitzuspielen, bot die Möglichkeit, vielleicht etwas in Erfahrung zu bringen.
    Draußen riefen Leute, wieherten Pferde. Hufgetrappel war auf dem fest gestampften Weg zu hören. Der Wachmann führte mich zu einem Golfwagen, der neben Zelt neunzehn parkte – Jades Stall.
    Ich fragte mich, wie lange der Wagen hier schon parkte und wie leicht sich ein Typ wie dieser Wachmann wohl kaufen ließ, um ein paar Boxentüren zu öffnen. Nachts für ein Trinkgeld zu arbeiten und Pferde zu bewachen, die mehr wert waren, als der Durchschnittsbürger während eines ganzen Lebens verdiente, konnte die Ansichten eines Menschen über Recht und Unrecht durchaus ändern.
    Ich rutschte auf den Beifahrersitz, der nass und glitschig vom immer stärker herabprasselnden Regen war. Der Wachmann behielt die Waffe in der linken Hand, ließ den Wagen an und setzte zurück. Ich veränderte meine Sitzposition, wandte mich ihm leicht zu und berührte heimlich die Glock, immer noch sicher im Bund meiner Jeans, unter meiner Jacke und dem Rollkragenpullover.
    »Wo fahren wir hin?«
    Er antwortete nicht. An seinem Gürtel knatterte ein Walkie-Talkie. Andere Wachmänner gaben Berichte über die ausgebrochenen Pferde durch. Er meldete nicht, dass er mich festgenommen hatte. Das gefiel mir nicht. Wir fuhren den Weg zum Zentrum des Turnierplatzes entlang, um zwei Uhr morgens eine Geisterstadt.
    »Ich will mit Ihrem Vorgesetzten sprechen«, sagte ich bestimmt. »Und jemand muss Detective James Landry vom Büro der Sheriffs benachrichtigen.«
    Sein Kopf fuhr herum.
    »Wieso?«
    Diesmal antwortete ich

Weitere Kostenlose Bücher