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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Bud. »Hat sie die Pferde freigelassen oder nicht?«
    Bud sah aus, als hätte er Verstopfung, brachte die Lüge nicht heraus, die nötig gewesen wäre, um sich entweder selbst abzusichern oder Punkte bei seinem Chef zu machen. »Sie war direkt dort.«
    »Genau wie Sie«, wies ich ihn hin. »Woher sollen wir wissen, dass Sie nicht die Türen geöffnet haben?«
    »Das ist lächerlich«, knurrte Ochsenfrosch. »Warum sollte er das tun?«
    »Was weiß ich. Geld. Hinterfotzigkeit. Geistesgestörtheit.«
    »Vielleicht treffen diese Motive auf Sie zu.«
    »Nicht unter diesen besonderen Umständen.«
    »Haben Sie Pferde hier untergebracht, Miss …?«
    »Ich rede nicht mehr mit Ihnen«, verkündete ich. »Kann ich Ihr Telefon benutzen und meinen Anwalt anrufen?«
    Er funkelte mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Nein!«
    Ich setzte mich auf den Stuhl neben seinen Schreibtisch. Ochsenfroschs Funkgerät knatterte. Der Torwächter kündigte das Eintreffen der Deputies an. Was für ein Glück. Unter diesen Umständen wollte ich nicht mit Michael Berne zusammentreffen. Ochsenfrosch wies den Torwächter an, den Streifenwagen zum Sicherheitsbüro zu schicken.
    »Die Pferde freizulassen ist ein schweres Verbrechen«, sagte er zu mir. »Sie könnten dafür im Gefängnis landen.«
    »Nein, kann ich nicht, weil ich die Pferde nicht freigelassen habe. Dem Täter könnte vorsätzliche Sachbeschädigung vorgeworfen werden, was ein minderes Vergehen ist. Er würde Strafe zahlen und vielleicht irgendwelche Gemeindearbeiten machen müssen. Das ist nichts im Vergleich zu beispielsweise dem illegalen Tragen einer verdeckten Waffe«, erwiderte ich, sah zu dem finster blickenden Bud.
    »Ich dachte, Sie wollten nichts mehr sagen«, knurrte er.
    Ich glättete mein nasses Haar mit dem Handrücken und stand auf, als draußen vor dem Wohnwagen eine Autotür zuknallte. Der Deputy, der reinkam, sah aus, als hätte man ihn für den Einsatz aus tiefstem Schlaf geweckt.
    »Was ist los, Marsh? Jemand hat die Gäule freigelassen? War sie das?«
    »Sie war dort«, antwortete Ochsenfrosch. »Sie könnte Informationen über die Tat haben.«
    Der Deputy sah mich unbeeindruckt an. »Stimmt das, Ma’am?«
    »Ich spreche nur mit Detective Landry«, sagte ich.
    »Wie heißen Sie, Ma’am?«
    Ich ging an ihm vorbei zur Tür, sah dabei auf sein Namensschild. »Wir reden im Auto, Deputy Saunders. Los, kommen Sie.«
    Er schaute zu Ochsenfrosch, der den Kopf schüttelte und meinte: »Viel Glück mit der, mein Sohn. Das ist ’ne ganz Scharfe.«

9
    »Und dafür haben Sie mich aus dem Bett geholt?« Mit angewidertem Blick schaute Landry von Deputy Saunders zu mir, als hätte er ein verfaultes Stück Fleisch vor sich.
    »Sie will mit niemand anderem reden«, sagte Saunders.
    Wir gingen den Flur zur Einsatzzentrale entlang. Landry murmelte: »Hab ich nicht ein Glück! Ich weiß nicht, was wir hier überhaupt sollen. Sie hätten das da draußen schon vor einer halben Stunde erledigen können, Himmel noch mal.«
    »Ich wurde angegriffen«, sagte ich. »Ich denke, das rechtfertigt einen Detective.«
    »Dann haben Sie sich an den zu wenden, der Dienst hat. Das wissen Sie.«
    »Aber ich habe bezüglich dieses Falls bereits eine Beziehung zu Ihnen hergestellt.«
    »Nein, haben Sie nicht, denn es gibt keinen Fall. Worüber Sie gestern mit mir gesprochen haben, ist kein Fall.«
    Wir betraten das Dezernatsbüro durch den Empfang. Landry händigte dem Wachhabenden seine Dienstmarke und seine Waffe durch die Schublade unter dem kugelsicheren Glas aus. Saunders tat es ihm nach. Ich zog die Glock aus dem Hosenbund, legte sie und die Autoschlüssel ebenfalls hinein. Landry starrte mich an.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe eine Zulassung dafür.«
    Er wandte sich an Saunders. »Sie dämlicher Idiot. Sie hätte Ihnen im Auto den Schädel wegblasen können.«
    »Aber, aber, Detective«, säuselte ich, schlüpfte hinter ihm durch die vom Wachhabenden geöffnete Tür. »So ein Mädchen bin ich nicht.«
    »Verschwinden Sie, Saunders«, blaffte er. »Sie sind so hilfreich wie ein schlaffer Schwanz.«
    Wir ließen Saunders mit verlorenem Blick im äußeren Büro stehen. Landry stapfte an mir vorbei, seine Kinnmuskeln arbeiteten. Er ging direkt zum Vernehmungsraum und stieß die Tür auf.
    »Hier rein.«
    Ich trat ein und setzte mich vorsichtig. Mein Rücken schmerzte derart, dass ich nicht voll durchatmen konnte. Ich fragte mich allmählich, ob ich nicht doch in die Notaufnahme

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