Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
fahren sollte.
    Landry knallte die Tür zu. »Was zum Teufel haben Sie sich eigentlich gedacht?«
    »Das ist eine eher breit angelegte Frage, also treffe ich am besten eine engere Auswahl«, erwiderte ich. »Ich bin ins Reiterzentrum gefahren, um nach Hinweisen zu suchen, was mit Erin Seabright passiert ist.«
    »Aber Sie waren nicht in dem Stall, in dem sie gearbeitet hat, stimmt’s? Sie hat für einen Kerl namens Jade gearbeitet. Wieso waren Sie dann in dem anderen Stall?«
    »Michael Berne ist ein Feind von Don Jade. Heute Morgen bin ich Zeugegeworden, wie Berne Jade bedroht hat.«
    »Auf welche Weise bedroht?«
    »Auf die Wenn-ich-rausfinde-dass-du-das-Pferd-getötet-hast-ruinier-ich-dich-Weise.«
    »Also schleicht sich dieser Jade da rein und lässt die Pferde frei. Na und? Keine große Sache.«
    »Für einen Mann, dessen Lebensunterhalt von der Gesundheit seiner Pferde abhängt, ist es eine große Sache. Für einen Trainer, der den Besitzern erklären muss, warum ein Pferd im Wert von einer Viertelmillion oder einer halben Million sich das Bein gebrochen hat, weil es mitten in der Nacht frei rumlief, ist das eine große Sache.«
    Landry seufzte und legte den Kopf ganz schräg, als hätte er sich einen Nackenmuskel gezerrt. »Und dafür holen Sie mich aus dem Bett?«
    »Nein. Das hab ich aus lauter Spaß gemacht.«
    »Sie sind eine Nervensäge, Estes. Was Sie sicherlich nicht zum ersten Mal hören.«
    »Das und Schlimmeres. Es kratzt mich nicht. Ich hab auch keine sehr hohe Meinung von mir«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie halten mich für ausgeflippt, aber das ist okay. Es ist mir egal, was Sie von mir halten. Ich will Ihnen nur bewusst machen, dass da miese Dinge vorgehen, die sich alle auf Don Jade zu konzentrieren scheinen. Don Jade ist der Mann, für den Erin Seabright gearbeitet hat. Erin Seabright wird vermisst. Erkennen Sie die Verbindung?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mir wurde gesagt, Sie seien im Stall des anderen Kerls erwischt worden. Woher soll ich wissen, dass Sie die Gäule nicht selbst freigelassen haben, nur um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Sie wollen, dass man Jade unter die Lupe nimmt, also führen Sie diese kleine Oper auf …«
    »Nette Ausdrucksweise. Und hab ich mich auch selbst mit dem Heugabelstiel verprügelt? So wendig bin ich nicht, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Sie laufen doch rum. Für mich sehen Sie aus wie immer.«
    Ich schlüpfte aus meiner Jacke und stand auf. »Na gut. Normalerweise mache ich das nicht bei der ersten Vernehmung, aber wenn Sie mir versprechen, mich nicht Nutte zu nennen …«
    Ich wandte ihm den Rücken zu und zog meinen Pullover bis zum Hals hoch. »Wenn es auch nur annähernd so schlimm aussieht, wie es sich anfühlt –«
    »Großer Gott.«
    Das sagte er leise, ohne Wut, ohne Energie, als sei ihm der Wind aus den Segeln genommen worden. Ich wusste, dass es wahrscheinlich wenig mit den mir von dem Angreifer zugefügten Blutergüssen zu tun hatte, sondern mit dem Flickenteppich der Hautverpflanzungen, den ich seit zwei Jahren trug.
    Das hatte ich nicht gewollt. Nicht im Geringsten. Ich lebte jetzt schon so lange mit diesen Narben. Sie waren ein Teil von mir. Ich hatte sie für mich behalten, weil ich eh für mich blieb. Ich redete nicht davon. Ich schaute sie nicht an. Auf seltsame Weise war das, was meinem Körper angetan worden war, unwichtig für mich, weil ich mir selbst unwichtig geworden war.
    Plötzlich war es sehr wichtig. Ich fühlte mich gefühlsmäßig nackt. Verletzlich.
    Ich zog den Pullover runter und griff nach meiner Jacke, den Rücken immer noch Landry zugewandt.
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich, verlegen und wütend auf mich. »Ich geh nach Hause.«
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«
    »Gegen wen?«, fragte ich und drehte mich zu ihm um. »Gegen das Arschloch, nach dem Sie nicht fahnden werden, ganz zu schweigen davon, ihn zu verhören, weil nichts, was bei diesen Pferdeleuten vorgeht, Sie auch nur im Geringsten interessiert? Außer natürlich, es geschieht ein Mord.«
    Darauf wusste er keine Antwort.
    Mein Mundwinkel verzog sich zu dem, was als bitteres Lächeln durchging. »Na so was. Sie haben zumindest so viel Menschlichkeit, belämmert auszusehen. Gut für Sie, Landry.«
    Ich ging an ihm vorbei zur Tür. »Sollen wir wetten, dass Saunders noch auf dem Parkplatz sitzt und nicht weiß, was er tun soll? Was glauben Sie? Bis bald, Landry. Ich ruf Sie an, wenn ich eine Leiche finde.«
    »Estes, warten Sie.« Er wich meinem Blick

Weitere Kostenlose Bücher